Alle drei Stunden waren bis zum Wochenende Vereinsmitglieder und freiwillige Helfer damit beschäftigt, das vom Dach auf den Hallenboden tropfende Wasser zu beseitigen. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Ausfälle: Sturmschaden am Simmersfelder Festspielhaus bedroht Kulturwerkstatt und Regionentheater

Da das Festspielhaus wegen eines Sturmschadens nicht nutzbar ist, steht für die Kulturwerkstatt Simmersfeld und das Regionentheater aus dem Schwarzen Wald die Existenz auf dem Spiel.

Simmersfeld. Christel Blaich-Lenk saß mit ihrem Mann gemütlich am Kaffeetisch, als das Telefon klingelte. Therese Kern, die ein paar Häuser weiter wohnt, war am anderen Ende der Leitung: "Beim Festspielhaus ist das Dach weggeflogen."

Minuten später war die Vorsitzende der Kulturwerkstatt vor Ort, die Feuerwehr Simmersfeld hatte bereits erste Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Das Dach war zerfetzt auf einer Wiese hinter der Außenbühne gelandet, Isoliermaterial lag verstreut bis zum Köllbach. Der Kirschbaum, bei vielen Aufführungen ein beliebtes Außenrequisit, war umgeknickt und in der Mitte gespalten. Immer mehr Vereinsmitglieder trafen ein. Trotz eindringlicher Warnung vor dem orkanartigen Sturm hatte sich Geschäftsführer Kai Hoffmann von Freiburg aus auf den Weg gemacht.

Das Dach wurde einen Tag später von einem Gerüstbauer zugenagelt, der Hallenboden großflächig mit einer Plane abgedeckt, weil während der gesamten vergangenen Woche Wasser durch Ritzen tropfte. Das Mobiliar und die Veranstaltungstechnik wurden in den Vorraum, einen Container und eine Scheune verfrachtet. Ein Gutachter der Versicherung hat sich inzwischen einen Überblick über die Höhe des Schadens verschafft. "Genaues kann er noch nicht sagen", teilt der künstlerische Leiter der Kulturwerkstatt, Roland Schweizer, der Schaden sei aber erheblich. Erschwerend kommt für ihn hinzu, dass das Trapezdach eine Sonderanfertigung war und ein Ersatz nicht sofort lieferbar ist.

Notgedrungen hat die Kulturwerkstatt alle geplanten Veranstaltungen bis zum Sommer abgesagt. Weder wird am 30. März die Gruppe "Wildes Holz" im Festspielhaus auftreten noch am Samstag, 13. April, das Rock- und Blueskonzert mit "Cream of Clapton" stattfinden oder die Benefizveranstaltung mit Schauspieler Walter Sittler am 26. April über "199 kleine Helden".

Und was wird aus dem alle zwei Jahre stattfindenden Sommertheater und dem selbstentwickelten Stück? Die Proben im Festspielhaus begannen im Herbst 2018. Als Ausweichquartier hat die Gemeinde Simmersfeld Räume im ehemaligen Kindergarten Aichhalden-Oberweiler angeboten. Abgesagt werden mussten auch bereits bestellte Vermietungen für eine Sportvereins- und Vatertagshocketse und eine Konfirmationsfeier im Festspielhaus.

Eine "Vollkatastrophe" ist für Regisseur Andreas Jendrusch und Produzentin Birgit Heintel der Ausfall des Festspielhauses für das Regionentheater. Mit der Premiere der Kriminalkomödie "39 Stufen" am Samstag und Sonntag, 6. und 7. April, wollte man eigentlich das fünfjährige Bestehen des Regionentheaters aus dem Schwarzen Wald feiern, die Bühnenbilder sind bereits gebaut und die Profischauspieler haben ihre Texte gelernt. Anschließend wollte man mit dem Lustspiel auf Tournee gehen. Jendrusch: "Jetzt müssen wir schleunigst bei Veranstaltern in Bad Dürrheim, Bad Wildbad und anderen Spielorten anfragen, ob wir dafür ein Stück aus unserem Repertoire anbieten können. Wir sind dringend auf die Einnahmen angewiesen." Für das Kindertheater "Zottelkralle" am Samstag, 23. März, (ab 16 Uhr) wurde der Simmersfelder Kursaal gebucht, und für das Drama "Kunst" kam man im Alten Rathaus in Altensteig unter. Auch für "Faust", der am Ostersamstag im Festspielhaus über die Bühne gehen sollte, wird ein Ausweichspielort gesucht.

"Wir haben uns von der Schockstarre noch immer nicht ganz erholt", gibt Jendrusch offen zu. Und ihn beschleicht die Angst, wie es finanziell und existenziell weitergehen soll. Einziger Trost ist für ihn und alle anderen, dass beim Orkan "kein Mensch zu Schaden gekommen ist".