Während Isabelle Noelle (oben) die Zuschauer mit Akrobatik unterm Dach des Festspielhauses bezauberte, sorgten ein lebender Weihnachtsbaum (unten, von links) und eine fantastische Tierdressur für Gelächter. Diabolo-Künstler Jean versetzte das Publikum mit einer furiosen Show in Erstaunen. Fotos: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Varieté der Simmersfelder Kulturwerkstatt bietet Besuchern zauberhafte Momente und furiose Akrobatik

Von Manfred Köncke Simmersfeld. Eine Melange aus Poesie und Artistik, Fantasie und Magie, Sinnlichkeit und Humor präsentierte die Simmersfelder Kulturwerkstatt mit ihrem Varieté zwischen den Jahren im Festspielhaus.Nach leiblichen Genüssen und familiärer Nabelschau an den Weihnachtsfeiertagen ist der Wunsch nach Abwechslung bei vielen ausgeprägt. Die Unterhaltung im Festspielhaus kam da gerade recht. Zumal sichergestellt war, dass das angerichtete Menü nicht aus Fast Food, sondern leckeren Hauptgerichten und würzigen Beilagen besteht. Vorsorglich hatte der Veranstalter deshalb neben den obligatorischen Bistrotischen vier Stuhlreihen aufgestellt, die durchgehend besetzt waren.

 

War das Varietéprogramm im vergangenen Jahr darauf ausgerichtet, den Kessel Buntes am Dampfen zu halten und ständig Feuer nachzulegen, wollte die Kulturwerkstatt mit ihrem künstlerischen Leiter Roland Schweizer diesmal eine bewusst poetische Stimmung auf der Bühne und im Publikum erzeugen, die berührt und verzaubert. Aus diesem Grund wurden die "Compagnie pas de Deux" (Aline Del Torre und Martin Hommel), der Clown Agusto (Robert Eisele), die Luftartistin Isabelle Noelle und Jongleur David Eisele als Gesamtpaket engagiert.

Angelegt wurde die Vorstellung als Zirkusreise mit vielen Stationen und nachhaltigen Begegnungen. "Oma" Bernadette (Aline Del Torre) saß gemütlich auf einem Sessel, knipste die Tischlampe an, holte ein dickes Buch hervor – und blätterte in Erinnerungen, die postwendend auf der Bühne zum Leben erwachten.

Clown Agusto kann herrliche Grimassen schneiden, unnachahmlich mit den Wimpern klimpern und Bälle über Arme und Schulter balancieren, der Akrobat Fritz mit Überschlägen durch die Luft segeln, Magier Cagliostro aus Las Vegas mit Zauberhand Bänder teilen, wieder zusammenfügen und mit "spanischen Ringen" hantieren. Jean versteht es meisterhaft, das Diabolo auf einem Seil um seine Längsachse rotieren zu lassen, es hochzuwerfen und wieder aufzufangen. Wie ungeschickt man sich beim Aufstellen eines Notenständers anstellen kann und die Dressur einer menschgewordenen Mischung aus Tiger und Hahn waren weitere köstliche Nummern.

Absoluter Höhepunkt war der Auftritt von Zirkustrainerin Isabelle Noelle, die mit Vertikaltüchern ohne Netz und doppelten Boden unter dem Dach des Festspielhauses herumturnte, spektakuläre Drehungen und Abstürze vorführte und in keiner Sekunde das Gleichgewicht verlor. Aline Del Torre aus der französischen Schweiz führte nicht nur als Erzählerin durch die Handlung, sie testete auch auf einem überdimensionalen Stuhl ihre Gelenkigkeit – und beherrscht, wie alle anderen, ein Instrument (Balalaika, Gitarre, Geige, Klarinette, Akkordeon).

Zum Schluss warfen sich alle Mitwirkenden in immer schnellerer Geschwindigkeit Keulen zu und badeten im Beifall der begeisterten Zuschauer, die das Quintett erst nach einem auf russisch und deutsch gesungenen Geburtstagslied entließen. Auch das fünfte Simmersfelder Varieté erfüllte hoch gesteckte Erwartungen und setzte dem Jahresprogramm der Kulturwerkstatt ein Glanzlicht auf.