Voll besetzt war der Kursaal in Simmersfeld bei der Informationsveranstaltung über den Wolf. Foto: Köncke

 Peter Sürth informiert im Kursaal mehr als 100 Zuhörer. Wölfe greifen keine Menschen an, Restrisiko bleibt aber.

Simmersfeld - Wie kann man Weidetiere vor Wölfen schützen? Greift er auch Menschen an? Was passiert bei der Begegnung mit einem Hund? Fragen über Fragen bei der Informationsveranstaltung im Simmersfelder Kursaal.

Am 29. November 2017 hat ein Wolf in der Nähe des Windparks ein Rotwildkalb gerissen, am 10. Februar 2018 auf den Feldern von Fünfbronn ein Reh. Am 18. März hielt eine aufgestellte Fotofalle einen umherstreifenden Wolf in Simmersfeld fest. Die Bevölkerung ist beunruhigt und besorgt, erst recht, seit am 30. April auf einer Weide zwischen Bad Wildbad und Enzklösterle 42 Schafe getötet wurden.

Die Verunsicherung war auch den mehr als 100 Besuchern im Simmersfelder Kursaal anzumerken. Deshalb hielt Peter Sürth aus Forbach-Herrenwies auch keinen langen Vortrag, sondern ließ die Zuhörer gleich mit ihren Fragen zu Wort kommen. Der Wolfsforscher hat nach seinem Biologiestudium in Rumänien ausgiebig das Verhalten von Bären, Luchsen und Wölfen in freier Wildbahn studiert, war auch in diesem Jahr wieder in den Karpaten unterwegs und betreibt selbstständig das Projekt "Der Weg der Wölfe". Mitgebracht hatte er zu seinem "Aufklärungsvortrag" viele Aufnahmen und einige Videos.

"Wir müssen uns daran gewöhnen, dass der Wolf im Schwarzwald heimisch wird", prophezeit der Experte. Für das Raubtier sei die Landschaft "geradezu ein Paradies". Durch den hohen Wildbestand gebe es genügend Nahrung und im Wald ausreichend Rückzugsräume. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass der Wolf im vergangenen halben Jahr in mindestens fünf Jagdbezirken aufgetaucht ist. Der Rüde, der die Schafe im Enztal gerissen habe, stamme aus Schneverdingen in Niedersachsen.

Wölfe greifen keine Menschen an, Restrisiko bleibt aber

Greifen Wölfe auch Menschen an? Die Frage beantwortete der Biologe mit Nein, ein Restrisiko bleibe allerdings bestehen, wenn zum Beispiel ein kleines Kind allein im Wald unterwegs sei und der Wolf ausgehungert sei. Kann es aus dem gleichen Grund passieren, dass das Tier in bewohnten Gegenden auftaucht? Ausschließen mochte das der Forscher nicht. Komposthaufen im Garten seien ein bevorzugt angesteuertes Ziel. Bei einem Grillfest sollte man zum Schluss möglichst keine Lebensmittelreste lange liegenlassen.

Wölfe würden bei der Nahrungssuche oft lange Strecken zurücklegen. Der Experte widersprach damit der Meinung eines Zuhörers, das Raubtier sei bewusst im Schwarzwald ausgesetzt worden, sonst hätte man nicht jahrhundertelang Ruhe gehabt.

Bürgermeister Jochen Stoll erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass Historiker Dietmar Waidelich aus Fünfbronn herausgefunden habe, dass im Jahr 1694 mehrere Wölfe an der Schildmühle einen Schaden von 80 Gulden verursachten.

Was passiert, wenn sich ein freilaufender Jagdhund und ein Wolf im Wald begegnen? "Meistens gar nichts", beruhigte Sürth, es sei denn, der Jagdhund gebe keine Ruhe und nehme die Verfolgung auf. "Muss ich als Mutter Angst haben?" Die Frage der Zuhörerin beantwortete der Biologe mit Nein. Ein Restrisiko bleibe in Ausnahmesituationen allerdings bestehen – "das gibt es aber auch bei einem freilaufenden Hund". Schützen könne man Schafe und Ziegen, "indem man einen 1,05 bis 1,20 Meter hohen Zaun um die Weidefläche zieht", empfiehlt der Experte. Oder Netze spannt. Zum Schluss rief Sürth den Zuhörern im Kursaal zu, den Wolf nicht zu verdammen, sondern ihm den nötigen Respekt entgegenzubringen.

Bürgermeister Stoll wies noch darauf hin, dass man sich bei weiteren Fragen an Jochen Bock wenden könne. Der Revierleiter in Aichelberg – er war bei der Veranstaltung in Simmersfeld anwesend – ist offizieller Wildtierbeauftragter im Kreis Calw.