Die Nutzung des Freizeitheims in Simmersfeld-Beuren hat den Gemeinderat beschäftigt. Mit der Aufstellung eines Bebauungsplans und einer Veränderungssperre sollen "unerwünschte Entwicklungen" verhindert werden.Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Veränderungssperre: Unterbringung von Arbeitern in ehemaligem Freizeitheim missfällt

Simmersfeld. Um den "sehr ländlich geprägten Charakter" von Beuren zu erhalten, hat der Gemeinderat Simmersfeld in der jüngsten Sitzung mit einer Gegenstimme die Aufstellung des Bebauungsplan "Innerdorf" beschlossen und eine Veränderungssperre erlassen.

"Sollte es dazu kommen, die verwaltungstechnische Keule auszupacken und innerhalb von acht Tagen einen Bebauungsplan aus dem Hut zu zaubern, werde ich dagegen vorgehen", hatte Stefan Seeger aus Beuren im Vorfeld angekündigt und dazu aufgerufen, zahlreich an der Sitzung im Kursaal teilzunehmen, um sich den "Blödsinn" anzuhören. Der Aufforderung waren etliche Einwohner des kleinsten Simmersfelder Ortsteils gefolgt.

Seeger hat das von 1983 bis 2020 vom Jugendring Enzkreis betriebene Freizeitheim in der Absicht gekauft, dort Arbeiter in Doppel- und Einzelzimmern unterzubringen. Der Ortschaftsrat Beuren habe sich dagegen ausgesprochen, weil es " dort in der Vergangenheit große Probleme gab", begründete Ortsvorsteher Herbert Roller die ablehnende Haltung des örtlichen Gremiums.

Durch die Veränderungssperre wolle man erreichen, dass sich unerwünschte Entwicklungen "nicht wiederholen", ergänzte Bürgermeister Jochen Stoll. Für ihn gebe es aber noch einen weiteren Grund. Mit dem Bebauungsplan "Innerdorf" werde man die landwirtschaftlich genutzten und bebauten Grundstücke nach Möglichkeit integrieren und das "Erschließungstempo" nicht zu hoch werden lassen, "was zu Recht kritisch hinterfragt wurde".

Für Seeger ist das eine Ausrede. Es gehe letztlich nur darum, die Belegung des früheren Gasthauses "Waldrast" mit Arbeitern zu verhindern. Sein Ziel sei es, in dem Gebäude Fremdenzimmer für 13 Personen anzubieten und im früheren Restaurant mit 105 Plätzen einen Aufenthalts- und Vesperraum einzurichten. In anderen von ihm vermieteten Ferienwohnungen habe es keine der befürchteten Probleme gegeben. "Und Arbeiter braucht man immer, ohne die geht es nicht."

Gemeinderat Werner Schwemmle erinnerte daran, dass der Enzkreis das Freizeitheim nicht weiterführen und der Gemeinde zum Kauf angeboten habe, weil man nach unliebsamen Vorkommnissen weitere Konflikte mit Nachbarn befürchtete. Wenn in dem Heim später vielleicht 60 und mehr Leute wohnten, seien solche Bedenken nicht von der Hand zu weisen. Die fehlende Infrastruktur könnte ebenfalls dazu beitragen.

In Aichhalden, schaltete sich die dort wohnende Gemeinderätin Marianne Herter-Lutz ein, stehe ein Haus, das immer mehr von Menschen bewohnt werde, die sich nicht am örtlichen Leben beteiligten und deshalb "wie ein Fremdkörper in solch einem kleinen Ort wirkten. Deshalb sollte man die Anzahl von Arbeitern in Beuren begrenzen.

Man habe nichts gegen Stefan Seeger und sein Vorhaben, müsse aber die örtlichen Verhältnisse in Betracht ziehen, um aufkommenden Unmut von Nachbarn erst gar nicht aufkommen zu lassen, stellte Friedemann Waidelich klar. "Es geht nicht nur um das Freizeitheim, sondern um eine Überplanung der gesamten Fläche", sprach sich Jörg Kübler für die Aufstellung eines Bebauungsplans aus. Die Idylle von Beuren erhalten und sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen, sind für Bürgermeister Stoll entscheidende Kriterien.

Herbert Roller drückte es in der Sitzung so aus: "Der Ortschaftsrat Beuren will die Finger drauf haben."

Wenn es sich nicht um Arbeiter, sondern um Kurgäste handeln würde, hätte man dagegen nichts einzuwenden" kritisierte Gemeinderätin Martina Schubert den Antrag, durch eine Veränderungssperre unerwünschte Entwicklungen zu verhindern. Sie stimmte als Einzige gegen den Beschluss. Der Erlass hat eine Geltungsdauer von zwei Jahren und kann im Anschluss weitere zwölf Monate verlängert werden.