Die Aufsichtsratsmitglieder Birgit Treiber, Jochen Stoll und Brigitte Noller (vorne, von links) wurden bei der Generalversammlung in Simmersfeld wieder gewählt. Eingerahmt sind sie von den Bankvorständen Martin Schmiederer und Wolfgang Frey sowie (rechts) dem Aufsichtsratsvorsitzendem Hans Kern.Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Bilanz: Volksbank Nordschwarzwald schüttet für die vergangenen zwei Jahre mehr als 290 000 Euro an Mitglieder aus

Gestiegene Kundeneinlagen, hohes Kreditvolumen und ein Gewinn von rund 385 000 Euro: Die Volksbank Nordschwarzwald ist mit dem Ergebnis 2020 zufrieden. Bei der Generalversammlung in Simmersfeld zog man Bilanz.

Simmersfeld. Trotz strenger Corona-Auflagen zeigte sich der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Kern in seiner Begrüßung froh, dass man nicht auf ein virtuelles Format umsteigen musste. Langjährigen Mitgliedern hatte die Bank vorab auf dem Postweg ein Präsent und eine Ehrenurkunde zukommen lassen.

Bankvorstand Wolfgang Frey erläuterte den Jahresabschluss. Die Bilanzsumme ist gegenüber 2019 um 5,8 Prozent auf mehr als Millionen Euro gestiegen. Die Kundeneinlagen haben sich im gleichen Zeitraum um 24.7 Millionen auf 371,9 Millionen Euro erhöht – ein Zuwachs um 7,1 Prozent. Die anhaltende Niedrigzinsphase führte dazu, dass Bankkunden ihr Geld nicht mehr langfristig angelegt haben. Frey: "Täglich fällige Sichteinlagen machen bereits 66 Prozent aus."

Vom restlichen Drittel entfielen 28,5 Prozent auf Spar- und der Rest auf Termineinlagen. Obwohl die Inflationsrate aktuell 2,5 Prozent betrage, der Benzinpreis rasant klettern würde, auf Waren wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer bezahlt werden müssten, halte die Europäischen Zentralbank an ihrer Niedrigzinspolitik fest. Das werde sich nach Einschätzung des Bankvorstandes wegen der Konjunkturabschwächung in der Pandemie und deutlich wachsender Staatsverschuldungen in absehbarer Zeit nicht ändern. Die Folge sei, dass sich das Geschäft mit Wertpapieren "mehr und mehr durchsetzt".

Kredite wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr in Höhe von 272,3 Millionen Euro vergeben. Das Volumen hat sich gegenüber 2019 um 3,1 Millionen oder 6,7 Prozent erhöht. Die stärkste Ertragsquelle sei der Zinsüberschuss. Er betrug bei der Volksbank Nordschwarzwald im vergangenen letzten Jahr 7,79 Millionen Euro – gegenüber 2019 seien das 282 000 Euro weniger. Für Frey ist das eine Folge des niedrigen Zinsniveaus. Dafür konnte der Provisionsüberschuss im gleichen Zeitraum um rund 83 000 Euro gesteigert werden. Zurückzuführen sei das auf die Vermittlungen von Lebensver-sicherungen.

Die Personalkosten für 75 Mitarbeiter – davon sechs in Ausbildung – sind gegenüber dem Vorjahr um 99 000 Euro gestiegen, hauptsächlich wegen Tariferhöhungen. Der Verwaltungsaufwand hat sich um 306 000 Euro erhöht. Unter anderem mussten Heizungen in Enzklösterle und Simmersfeld ausgetauscht werden. 91 000 Euro sind für Immobiliengutachten angefallen. Außerdem wurden im IT-Bereich investiert (Anschaffung von Geldausgabeautomaten und Software).

Bei Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben ergibt sich ein Jahresüberschuss von 451 899 Euro. Das Eigenkapital der Volksbank beträgt jetzt 12,3 Prozent der Bilanzsumme. Um existenzbedrohte Vereine und gemeinnützige Institutionen in der Pandemie zu unterstützen, hat die Volksbank 10 000 Euro zur Verfügung gestellt. Neben dieser Soforthilfe wurden weitere 30 000 Euro an Spenden und Fördermitteln genehmigt. Frey: "Davon haben auch unsere Kinder in den Schulen und Kindergärten durch Insektenhotels und Hochbeete profitiert."

Im abgelaufenen Jahr haben fünf Mitarbeiter ein Jubiläum gefeiert. Diana Oberle, Ursula Zahn und Markus Rauschenberger sind seit 25 Jahren für die Volksbank Nordschwarzwald im Einsatz, zehn Jahre Tina Gärtner und Christin Heinzelmann.

Seinen Bericht schloss der Bankvorstand mit einem Ausblick auf die nächsten Jahre. Der Druck auf die Zinsspanne werde wahrscheinlich zunehmen, der Zinsüberschuss sinken und die Digitalisierung voranschreiten. Mit dem Neubau eines Zehnfamilienhauses in Baden-Baden ist die Volksbank in die Vermietung von Immobilien eingestiegen und hat ein Vermietungsobjekt im Raum Altensteig erworben. Weitere Zukäufe seien in Planung.

Vorsitzender Hans Kern berichtete über die Tätigkeit des Aufsichtsrates. Die Bank habe sich nach Ansicht des Gremiums im vergangenen Jahr weiter gut entwickelt. "Die Vermögenslage ist geordnet", geht aus dem Prüfbericht des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes hervor.

Auf Antrag von Bankvorstand Martin Schmiederer wurde über die Verwendung des Jahresgewinns abgestimmt. Er beträgt 384 755 Euro. In Abänderung des ursprünglichen Plans und wegen der "entspannten Risikolage" sei beschlossen worden, an die Mitglieder 149 935 Euro als Boni für das Jahr 2020 auszuschütten. Auch für das Jahr 2019 werde man rückwirkend so verfahren, dann gehe es um 140 163 Euro.

Die Entlastung des Bankvorstandes und des Aufsichtsrates beantragte Bürgermeister Gerhard Feeß aus Altensteig. Es sei "verrückt" was sich derzeit auf dem Bankensektor abspiele. "Wenn wir ein Kommunaldarlehen aufnehmen, dann bekommen wir wegen des Negativzinses noch Geld geschenkt." So könne es nicht weitergehen.

Nach dreijähriger Amtszeit sind vier Mitglieder des Aufsichtsrates ausgeschieden. Im Einzelnen waren das Brigitte Noller aus Pfalzgrafenweiler, Birgit Treiber aus Bad Wildbad, Jochen Stoll aus Simmersfeld und Eberhard Kirn aus Altensteig (der an diesem Abend verhindert war, aber vorab seine Bereitschaft zum Weitermachen bekundete). Alle stellten sich zur Wiederwahl und wurden bestätigt. Nachzutragen bleibt, dass die Zahl der Volksbankmitglieder Ende vergangenen Jahres auf 9964 gesunken ist. Anfang 2020 waren es 72 mehr.