Viele solcher metallenen, scharfkantigen Patronenhülsen liegen im Gras verteilt. Foto: Riesterer

Ordentlich ins neue Jahr zu starten ist das eine – die Böllerreste nicht aufzuräumen das andere. Ein Jagdpächter zeigt Verständnis für alle, die feiern möchten, bittet aber auch um ein verantwortungsvolles Vorgehen.

Schramberg-Sulgen - Tau glitzert auf den Grashalmen, die Sonne scheint zwischen zwei Bäumen hindurch und sorgt auf der Wiese für ein schönes Schattenspiel, der Wind rauscht durch den Wald – diese Idylle am Rande des Sulgener Eckenhofs wird am Dienstagvormittag nur von einer Sache gestört: das Areal ist übersät mit Hinterlassenschaften einer Silvesterparty, die nicht aufgeräumt wurden.

Wir befinden uns auf einem Wiesenstück in Verlängerung des Pappelwegs. Der für das Gebiet zuständige Jagdpächter – er ist Rentner macht den Job in jenem Revier im Auftrag der Stadt Schramberg – zeigt auf die Partyreste: Böller, Raketenstecken, Zigarettenkippen, die metallenen Verschlüsse von Sektflaschen mitsamt Korken, ausgebrannte Feuerwerksbatterien – und: "Ah, damit geschossen haben sie auch", sagt der Mann und zeigt auf im Gras verstreute Schreckschuss-Patronenhülsen.

Ab 18.30 Uhr geböllert

Eine Anliegerin habe ihm berichtet, dass die Feiergruppe, bestehend aus "jungen Leuten", ab 18.30 am Silvesterabend vor Ort gewesen und mit dem Feuerwerk losgelegt habe, so der Jagdpächter, der mit Namen nicht genannt werden möchte. "Sie haben wohl sogar ein Wägele dabei gehabt, um alles transportieren zu können."

Der Mann betont sofort: "Es geht mir gar nicht darum, Spaß zu verbieten. Ebenso wenig darum, Feuerwerk zu verbieten." Gerade junge Menschen hätten in den vergangenen zwei Jahren auf wahrlich vieles Verzichten müssen und hätten jedes Recht, ordentlich Silvester zu feiern. "Aber bitte mit der gebührenden Achtsamkeit und Verantwortung." Dazu gehöre auch, sich den passenden Ort zu suchen und hinterher auch aufzuräumen.

Landwirtschaftlich genutzt

Die Wiese am Eckenhof beispielsweise ist eine an einen Landwirt verpachtete Mähwiese. Um die möglichen Folgen des giftigen oder scharfkantigen Mülls dort nachzuvollziehen, muss man nicht – wie übrigens der Jagdpächter – ein studierter Agrarwissenschaftler sein: Die Schadstoffe, die durch die Überreste in Boden und Grünfutter gelangen, sind schädlich für Wild und letztlich auch das Vieh, an das es als Heu verfüttert wird.

Scherben am Bolzplatz

Ein ähnliches Bild hätte noch bis Mittwochmorgen der Wegesrand entlang des Erlenweg-Bolzplatzes ergeben, nennt der Mann einen weiteren Sulgener "Hotspot". Auch dort lagen Unmengen abgebrannter Böller, Raketen – aber auch die Scherben zerbrochener Wodkaflaschen herum. "Direkt neben dem Bolzplatz, wohlgemerkt", betont der Mann. Er habe die Stellen, die ihm aufgefallen seien, der Stadt gemeldet, sagt er. Am Erlenweg beispielsweise war dann am Mittwochvormittag inzwischen aufgeräumt.

Bauhof unterwegs

"Wenn gut aufgeräumt wird, sag’ ich auch gar nichts dagegen", so der Jagdpächter. Vielmehr wolle er an dieser Stelle einmal den Vollzugsdienst oder den Bauhof loben, die jährlich in der Silvesternacht oder dem Neujahrstag unterwegs sind, betont er abschließend. Siegbert Broghammer vom Bauhof erklärt indes auf Nachfrage, dass am Neujahrsmorgen stets fünf, sechs Mitarbeiter mit einer Kehrmaschine und zwei Transporter auf Aufräumtour gingen. "Das dauert dann je nach dem mal zwei, mal vier Stunden."

Wer nun auf der Wiese am Pappelweg letztlich aufräumen wird? "Vielleicht der Bauhof, vielleicht letztlich ich", sagt der Jagdpächter. Vielleicht, hofft er, kommt aber die Feiergruppe auch selbst noch zurück und räumt ihren Müll selbst weg.

Vorbildliche Lauterbacher

Ein Verhalten, es sich der Jagdpächter beim Sulgener Eckenhof vorstellt, hat es indes in Lauterbach gegeben. Eine Anliegerin im Bereich Hornberger- und Fohrenbühlstraße berichtet: "Bei uns gibt es eine große Verkehrsinsel. Dort hat eine Gruppe Jugendlicher um zehn bis 15 Personen ausgiebig gefeiert und viel geschossen. Wir dachten noch: Na da wird es morgen hoffentlich nicht dementsprechend aussehen." Die jungen Leute hätten dann aber überrascht: Als das Feuerwerk vorbei war, seien extra zwei aus der Gruppe nach Hause und haben Besen geholt. Dann habe die Gruppe die komplette Straße gekehrt, mit Wasserflaschen alles potenziell glühende nochmals abgelöscht, alles mitgenommen. "Danach ist einer mit der Taschenlampe über den Platz gelaufen und hat geschaut., ob auch alles weg ist", sagt die Leserin und betont: "Man hört immer viel Schlechtes zum Verhalten junger Menschen an der Silvesternacht. Aber das war sehr vorbildlich und sollte auch mal erwähnt werden."