Der neue Vorstand des Fördervereins Uhrenindustriemuseum freut sich auf die künftige Amtszeit: (von links) Niklaus Maag, Annemarie Conradt-Mach, Siegfried Heinzmann, Karin Russ, Rainer Russ, Eduard Saluz, Klaus Rainer und Dieter Krauß.Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder Bote

Förderkreis Uhrenindustriemuseum: Rainer Russ ist neuer Vorsitzender / Engagement während Pandemie

Beim Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum ging am Freitag eine Ära zu Ende: Siegfried Heinzmann, der den Verein zwölf Jahre geleitet hatte, trat nicht mehr für den Vorsitz an. Sein Nachfolger ist Rainer Russ.

VS-Schwenningen. "Es ist eine gute Zeit gewesen", betonte Siegfried Heinzmann bei der Jahreshauptversammlung des Förderkreises, die coronabedingt gleich auf zwei Vereinsjahre zurückblickte. Seit 2009 war der Schwenninger Geschichtsliebhaber als Nachfolger von Michael Kopp im Amt gewesen und hatte nach eigenen Aussagen "selten ein so gutes Zusammenarbeiten mit anderen Menschen erlebt".

Guten Gewissens konnte Heinzmann den Stab an den Schwenninger Rainer Russ abgeben, der einstimmig für zwei Jahre gewählt wurde. Russ ist erst seit rund zwei Jahren im Förderkreis mit dabei, habe aber von Anfang an Führungsaufgaben übernommen.

Uhrenproduktion

Natürlich bringt er das nötige Know-How mit, hat bei Steinel Werkstatt-Maschinenbau gelernt und an der Hochschule Furtwangen ein Ingenieurstudium absolviert. Besonders in die Produktionsabläufe der Museumswerkstatt, in der jeden Dienstagmorgen gearbeitet wird, habe er sich technisch und organisatorisch hinein gearbeitet.

Russ selber berichtet von den Herausforderungen durch die Pandemie, als die Werkstatt zeitweise sogar geschlossen werden musste. "Wir haben es trotzdem irgendwie geschafft und das Ziel, Uhren zu produzieren, erfolgreich verfolgt." So konnten die 14 Ehrenamtlichen eine neue Skelettuhr konstruieren, die etwa um den Jahreswechsel fertig sein und mit 100 Stück in Serie gehen soll. Auch eine komplett neue Linie, nämlich Winkeluhren in traditionellem Design mit verschiedenen Farben, wurden neu entwickelt. Russ ist "begeistert" vom Engagement und Elan der Ehrenamtlichen, von denen nur rund ein Viertel aus der Uhrmacher-Branche stamme.

Wie Siegfried Heinzmann berichtet, wurden in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 310 Uhren hergestellt und verkauft. Doch damit verbunden sei eine hohe Investition – übrigens die größte in seiner gesamten Amtszeit. Um die Weckerproduktion aufrecht erhalten zu können, musste der Förderkreis im Jahr 2019 nämlich neue Gehäuse beschaffen. Das günstigste Angebot habe eine Triberger Firma mit 34 000 Euro geliefert. "Dies war nur möglich, weil wir über ein gutes finanzielles Polster verfügen", kommentiert Heinzmann.

Hoffen auf Bürk-Areal

Zudem berichtet er vom Überlassungsvertrag, den der Förderkreis im Mai mit der Stadt geschlossen und ihr damit alle gesammelten Exponate übergeben hatte (wir berichteten). In Bezug auf das derzeit in der Diskussion stehende Bürk-Areal findet er: "Wir als Förderkreis sollten uns weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen, hier ein funktionierendes zukunftsfähiges Schwenninger Museums-Quartier – eben auch als Schwenninger Kulturzentrum – zu erschaffen."

Daran knüpft ebenso Museumsleiter Michael Hütt an. Wie berichtet, habe man mit den ursprünglichen Neubau-Plänen neben dem Uhrenindustriemuseum platzmäßig "keine Chance auf Genehmigung". So sei die "allernahliegendste Lösung auch mit Abstand die beste", sagt Hütt, nämlich das gesamte Gebäude der Württembergischen Uhrenfabrik als Quartier für Uhrenindustriemuseum, Heimatmuseum und Städtische Galerie umzufunktionieren – mit dem Wermutstropfen, dass die Wohnungen im Obergeschoss wegfallen müssten. Die Wohnungsbaugesellschaft als Eigentümer habe aber auch in ihrer Aufsichtsratssitzung am Mittwoch sich grundsätzlich offen gezeigt, weiß der Museumsleiter, der auf einen Grundsatzbeschluss im Gemeinderat im Oktober hofft.

Neben dem neuen Vorsitzenden Rainer Russ gibt es weitere Veränderungen im Vorstand des Uhrenindustrie-Förderkreises: Während Klaus Rainer als Stellvertreter sowie Dieter Krauß als Schatzmeister weiterhin zur Verfügung stehen, hört Schriftführerin Ingeborg Kottmann nach 31 Jahren auf. Ihr folgt Karin Russ. Neuer Werkstattleiter ist Uwe Horn, der bereits für die Stadt im Uhrenindustriemuseum tätig ist. Sich ganz aus dem Geschehen rund um das Museum zurückziehen möchte Siegfried Heinzmann doch nicht – er ist ebenso wie Annemarie Conradt-Mach, Niklaus Maag und Eduard Saluz künftig im Beirat tätig.