Drei Entwürfe für weniger Verkehr und mehr Lebensqualität wurden von Fachbüros im Rahmen der "Mehrfachbeauftragung Planungsstudie Altoberndorf" entwickelt und von der Bewertungskommission unter die Lupe genommen. Nun ist die Entscheidung gefallen.
Oberndorf - Weiterverfolgt wird der Entwurf der Wick + Partner Architekten Stadtplaner Partnerschaft aus Stuttgart in Zusammenarbeit mit Breinlinger Ingenieure Tiefbau aus Tuttlingen. Damit folgte der Gemeinderat der Empfehlung der Bewertungskommission, die laut Ortsvorsteher Christian Schmider-Wälzlein auch vom Ortschaftsrat Altoberndorf favorisiert wurde. Das Siegerkonzept soll dort bei einer Veranstaltung im September vorgestellt werden.
Bürgermeister Hermann Acker verwies auf die Einbeziehung der Dorfbewohner über Workshops und auf das Stadt- und Verkehrsentwicklungskonzept. Es bilde den Masterplan, auf dem unter anderem die aktuelle Talstadtentwicklung basiere, und enthalte auch die Verkehrsentlastung für Altoberndorf.
Dorfumfahrungs-Lösung zu teuer
Ebenfalls nicht neu sei die Idee einer Dorfumfahrung von der Austraße zur L424 über eine Brückenlösung oder einen Damm mit Eisenbahntunnelröhre. Sie sei schon vor Jahren mit Kosten von fünf bis acht Millionen Euro beziffert worden und heute aufgrund der Preisentwicklung bei mehr als zehn Millionen Euro. Angefreundet habe sich der Ortschaftsrat mit dieser Lösung nie, die heute nicht mehr realistisch sei.
Der Vorsitzende der Bewertungskommission Pit Müller aus Freiburg charakterisierte die Mehrfachbeauftragung als "planerischen Wettstreit". Die Kommission habe man paritätisch besetzt mit Fachplanern, Stadtverwaltung und Vertretern des Gemeinde- und Ortschaftsrats, die Ortskenntnisse und Detailwissen mitbrachten.
Von der Durchgangs- zur Anliegerstraße
Das empfohlene Konzept von Wick + Partner unter dem Slogan "Altobern-Dorfleben" gestaltet laut Urteil der Kommission eine neue Ortsmitte mit verbesserter Aufenthalts- und Nutzungsqualität. Als "dörflich-urban" bezeichnete Müller das Umfeld des denkmalgeschützten Gebäudes Obere Gasse 3, das als Dorfladen und Bürgertreff genutzt werden soll.
Die Durchgangsstraße in der Ortsmitte, bisher Kreisstraße, soll zur Anliegerstraße zurückgestuft und zur Aufenthaltszone werden. Haltestellen für den ÖPNV werden ohne Haltebuchten geplant. Die Zufahrt über die Untere Straße wird verjüngt.
Die Kommission legte den Verzicht auf den optionalen Brückenschlag Austraße – L 424 nahe. Sie bevorzugt nach Fertigstellung der Hochwasserschutzmaßnahmen und der Straßensanierung in der Austraße die Führung des überregionalen Verkehrs von der K5500 über diese vorfahrtsberechtigte Achse sowie den neuen Kreisverkehr bei der Neckarhalle, da ein Umweg unter zwei Kilometern vertretbar sei.
Nur noch Fahrradstraße nach Harthausen?
Lobend hob Müller die verdichtete Bauweise mit zeitgemäßen Wohnformen für die Neuentwicklung der kleinen Wohngebiete Kapellenblick und bei der Austraße mit Wohnhöfen hervor. Sie trage der aktuellen Preisentwicklung im Baugewerbe Rechnung und werde zunehmend attraktiver. Die Topografie am Kapellenblick (oberhalb der L 424 unweit des Friedhofs) erfordere jedoch noch eine genauere Prüfung.
Gefallen fand der Vorschlag, den motorisierten Verkehr auf die L 424 zu verlagern und die K 5563 Richtung Harthausen bis zum Abzweig nach Epfendorf in eine Fahrradstraße mit Freigabe für landwirtschaftlichen Verkehr umzuwandeln. Dies sei auf Kreisebene zu besprechen.
Als zusätzliche Attraktion soll der Neckar auf den Riedwiesen zum Flußbad aufgeweitet werden. Eingang ins Konzept fanden die an Bedeutung zunehmenden Radwege und die Animation zum Abstecher ins Dorf.
Was planen die Wettbewerber?
Auch auf die Vor- und Nachteile der Wettbewerber war Pit Müller eingegangen. Er bescheinigte Hopf + Pfäffle ein visionäres, dreistufiges Städtebau- und Verkehrskonzept, ergänzt um grünplanerische Vorschläge und die Einbeziehung des Neckars bei der Flößerhalle. Unter weiteren Pluspunkten befand sich ein Kreisverkehr an der L 424.
Als kostenintensiv und schwer umsetzbar stufte man die Umwandlung von der kleinen zur großen Südostumfahrung ein, die mit zwei weiteren Kreisverkehren vorbereitet werden sollte. Kritik galt außerdem dem Flächenverbrauch durch Einzel- und Doppelhäuser in den Baugebieten Wengen und Aitenried sowie den fehlenden zeitgemäßeren Haustypen. Die Entwicklung einer "zweiten Dorfmitte" auf der überdeckelten Bahnlinie wurde als unrealistisch eingestuft.
"Grüner Propeller"
Ballauf Architekten hatten einen "grünen Propeller" als übergeordnetes Thema gewählt mit guten Vorschlägen für Verkehr und Freianlagen. Ein Zusatzsteg für den Radweg nahe der Brücke wurde als verzichtbar und die Gestaltungsideen für die Ortsmitte teilweise noch als zu wenig konkret empfunden.
Geringe Akzeptanz fanden die vorgeschlagenen Grüninseln um die Gebäude im Bereich Rathausplatz mit fußläufigem Wegenetz. Auch hier missfiel der Kommission die Entwicklung des Baugebiets Wengen im zentralen Tal aufgrund der Flächenverdichtung, die nicht dem zeitgemäßen Klimaschutz entspreche.
Das vollständige Protokoll der Bewertungskommission und der Siegerentwurf sind hier einsehbar.