Bürgermeister lehnt ab. Sanierungs- und Ertüchtigungskonzept muss bis Mai vorliegen.
Bad Herrenalb - Bei der jüngsten Sitzung des Bad Herrenalber Gemeinderats rückte bei der Haushaltsberatung die Siebentäler Therme wieder in den Fokus. Genauer: deren Zukunft. Wollte doch Stadtrat Rüdiger König (UBV), dass noch mal über die Zukunft der Therme abgestimmt wird. Allerdings sieht Bürgermeister Klaus Hoffmann keine neuen Erkenntnisse und lehnte dessen Antrag ab.
Als es am 25. November vorigen Jahres um die Weiterentwicklung der Siebentäler Therme in Bad Herrenalb ging, stimmte der Gemeinderat über fünf Punkte gemeinsam ab. Wobei die Stadträte Anja Duss (UBV), Dietmar Hartmann (CDU), Klaus Lie-nen (CDU), Gertraud Maier (UBV), Andreas Nofer (FW), Manfred Senk (Grüne Plus) und Bürgermeister Klaus Hoffmann dazu Ja und Jörg Götz (Grüne Plus), Rüdiger König (UBV), Dorothea Müller (Grüne Plus), Herrmann Ruff (Grüne Plus) sowie Andreas Tockhorn (Grüne Plus) Nein sagten.
Hier noch mal, was genau mit sieben zu fünf Stimmen beschlossen wurde: die Sanierung und Ertüchtigung der Siebentäler Therme bis zu einer Höhe von 9,5 Millionen Euro, die Beauftragung der Stadtwerke Bad Herrenalb GmbH zur Erarbeitung eines Sanierungs- und Ertüchtigungskonzeptes in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Bad Herrenalb auf Basis der 2019 von Dorena vorgelegten Konzeption bis Mai sowie die Vorlage dieses Konzeptes zur Abstimmung im Gemeinderat, die Stadtverwaltung zu beauftragen, nach Zustimmung des Konzeptes durch den Gemeinderat, entsprechende Fördermittel zu beantragen, Aufwendungen im Zusammenhang mit der Konzepterstellung, Planung und Umsetzung der Sanierung und Ertüchtigung der Siebentäler Therme im Wirtschaftsplan 2021 sowie der Mittelfristplanung der Stadtwerke Bad Herrenalb GmbH einzustellennentsprechende Mittel im Haushaltsplan 2021 sowie der Mittelfristplanung der Stadt Bad Herrenalb einzustellen
Zwischenzeitlich hat sich eine Projektgruppe gebildet. Mitglieder sind hier unter anderem Bürgermeister Hoffmann, Stadtwerke-Geschäftsführerin Karina Herrmann, Gemeinderatsvertreter sowie Fachleute.
Beim Erstellen des Konzepts kann es sich im Übrigen auch herausstellen, dass die festgelegte Obergrenze von 9,5 Millionen Euro nicht ausreicht. Dann müsste das Ganze neu zur Disposition gestellt werden. Es ist zudem denkbar, dass die Stadträte das Sanierungs- und Ertüchtigungskonzept, wenn es vorgelegt wird, nicht beschließen wollen und Änderungswünsche vorbringen.
1971 in Betrieb genommen
Zur Erinnerung: Über Generationen hinweg setzten Herrenalber Bürger ihre Arbeitskraft und teilweise auch finanzielle Mittel für die Suche nach Thermalwasser ein. Selbst vom württembergischen König gab’s im Jahr 1866 für die Bohrversuche nach warmen Quellen 4000 Gulden. Rund 100 Jahre später stieß man auf der Schweizer Wiese in einer Tiefe von 600 Metern auf das ersehnte Thermalwasser.
Im Januar 1971 wurde die Therme in Betrieb genommen. Und ein halbes Jahr später verlieh die Landesregierung der Stadt Herrenalb die Bezeichnung "Bad".
Die Natrium-Kalzium-Chlorid-Sulfat-Therme sorgte danach für einen enormen touristischen Aufschwung, der bis zur ersten Gesundheitsreform im Jahr 1986 anhielt. Seinerzeit wurden jährlich rund 800.000 Übernachtungen gezählt.
Der Zahn der Zeit nagte am Thermalbadgebäude und den technischen Anlagen. 2001 gab es deshalb die erste große Sanierung nach der Inbetriebnahme. Zudem wurden 2007 ein Dampfbad gebaut und im Jahr 2010 die Elektrotechnik, die Wasseraufbereitungsanlage und die Heizungsanlage grundlegend erneuert.
Wie berichtet, war das Jahr 2020 finanziell für die Siebentäler Therme ein Desaster. 98 693 Bade- und Saunagäste kamen 2019. Im Januar und Februar 2020 stiegen die Besucherzahlen im Vergleich zu den Vorjahres-Monaten – und dann kam Corona. Der Aufwärtstrend war gestoppt, nur 42 248 Besucher wurden im vorigen Jahr an der Kasse registriert.
Lagen die Erlöse 2019 noch bei etwas über einer Millionen Euro, spülten die Tickets 2020 nur 420.000 Euro in die Kasse. Geschäftsführerin Herrmann meinte im Dezember im Gespräch mit unserer Zeitung Anfang Dezember: "Uns fehlen 600.000 Euro – und da ist der Dezember noch gar nicht mit eingerechnet." Schon vor Corona schrieb die Therme rote Zahlen, das jährliche Defizit lag bei rund 900.000 Euro.
Finanziell nicht mehr tragbar
Im Vorbericht zum Haushaltsplan 2021 ist unter anderem zu lesen: Die Stadt Bad Herrenalb beabsichtige, die Verluste der Bäderbetriebe zu reduzieren. Aus diesem Grund habe der Gemeinderat beschlossen, für die Sanierung der Therme zu investieren. "Für 2020 wurde eine Verlustübernahme von 1.100.000 Euro im Plan aufgenommen. Thermalbad und Freibad sind für die Stadt Bad Herrenalb in dem aktuellen Betriebsmodel finanziell nicht mehr tragbar. Durch die Verluste wird die stetige Aufgabenerfüllung der städtischen Pflichtaufgaben gefährdet!"