Auch wenn sie putzig anzusehen sind – Waschbären können zu Plagegeistern werden. Foto: Pixabay

Der Waschbär breitet sich immer weiter aus. Auch in Oberndorf wurden kürzlich wieder welche gesichtet. Die possierlichen Tierchen erwecken einen harmlosen Eindruck, dennoch sollte man sie von seinem Grundstück fernhalten.

Oberndorf-Aistaig - Eine Bürgerin aus Aistaig berichtete der Ortsverwaltung von Waschbärenbesuch auf ihrem Grundstück. Ihr Anliegen war Thema in der Sitzung des Ortschaftsrats. Denn die Tiere können für Menschen nicht nur zu richtigen Plagegeistern werden, sie stellen auch eine Bedrohung für heimische Arten dar.

 

Der Waschbär sei in ganz Baden-Württemberg auf dem Vormarsch, erklärt Hannes Vöhringer, Wildtierbeauftragter des Landeskreises Rottweil. Exakte Zahlen zur Population gebe es zwar nicht, das Tier komme aber derzeit wohl in rund jeder zweiten Gemeinde vor. Das erste Mal wurde der Waschbär 1960 in Baden-Württemberg nachgewiesen.

Jagd auf Jungvögel

Das Tier stammt ursprünglich aus Nordamerika, es handelt sich also um eine invasive Art. Der Waschbär habe daher ein "hohes ökologisches Schadpotenzial", wie Vöhringer erklärt. Er verdränge heimische Wildtierarten und mache Jagd auf Jungvögel, Reptilien und Amphibien. Auch Eier sind vor ihm nicht sicher.

Für den Menschen stellt der Waschbär meist nur einen Plagegeist dar. Er verursacht Schäden in Gärten, an Obst und Gemüse oder nagt an Gegenständen. Auf der Suche nach Nahrung verteilen Waschbären häufig Müll. Neben Kompost sei dabei insbesondere der Inhalt des gelben Sacks interessant.

Waschbären können aber auch ins Haus selbst vordringen und sich einnisten. "Dachstühle bieten mit ihrer Isolierung einen prima Unterschlupf, auch um Junge aufzuziehen", so Vöhringer. Doch auch Keller bieten viele Verstecke, gelagerte Lebensmittel und, bei gekippten Kellerfenstern, einen leichten Einstieg. Der Schaden durch Waschbären im Haus, beispielsweise durch Zerstörung der Isolierung oder Verkotung, könne durchaus immens ausfallen.

Verletzungen bei Haustieren eher die Ausnahme

Bei der Übertragung von Krankheiten spiele das Tier eine eher untergeordnete Rolle. In Deutschland ist bei Waschbären häufig der Waschbärspulwurm, eine Fadenwurmart, vertreten. Zwar bestehe hier die Möglichkeit einer Übertragung, doch Krankheitsfälle beim Menschen seien in Deutschland bisher eher selten. Wenn Haustiere auf Waschbären treffen, könne es zwar zu Verletzungen kommen, dies sei aber eher die Ausnahme.

Doch wie hält man Waschbären von seinem Grundstück fern? Streng genommen gar nicht. "Man wird nicht verhindern können, dass Waschbären auf ein Grundstück gelangen. Es liegt in ihrer Natur, sich neugierig neue Lebensräume zu erschließen", sagt Vöhringer.

Nicht füttern

Dennoch sollte man es den Tieren nicht zu gemütlich machen. "Haben Waschbären erstmal einen Garten für sich entdeckt, werden sie so schnell nicht wieder verschwinden." Im Garten sollten die Tiere daher möglichst keine Nahrung vorfinden. Dazu zählen Fallobst, Vogelfutter, zugänglicher Kompost oder auch Tierfutter, das draußen für die Haustiere hingestellt wurde. Anfüttern sollte man die Tiere auch nicht, da sie sonst aufdringlich und forsch werden könnten.

Um Waschbären vom eigenen Haus fernzuhalten sollten Äste, über die Waschbären zum Dach gelangen könnten, entfernt, Kellerfenster oder Kamine vergittert oder Überkletterschutz an den Fallrohren der Dachrinne angebracht werden. Mülleimer und gelbe Säcke sollten nicht frei zugänglich sein und erst am Tag der Abholung rausgestellt werden.

Waschbären werden bejagt

Für Menschen, die bereits Besuch von Waschbären bekommen, stehen die Wildtierbeauftragten des jeweiligen Landkreises als Ansprechpartner zur Verfügung. Mit diesen kann auch gegebenenfalls eine gemeinsame Begutachtung vor Ort vereinbart werden, um mögliche präventive Maßnahmen zu besprechen. Auf einer Internetplattform des Landes können sich Betroffene ebenfalls informieren. "Darüber hinaus gibt es noch private Interessensgemeinschaften, die sich mit dem Thema Waschbär befassen und informieren", so Vöhringer.

Um die heimische Flora und Fauna zu schützen, wird der Waschbär im gesamten Bundesgebiet bejagt. "Es ist nicht das Ziel den Waschbär bei uns auszurotten", stellt Vöhringer allerdings klar. Vielmehr soll ein für das Ökosystem tragbarer Bestand gehalten werden. Im Jagdjahr 2020/2021 wurden im Kreis Rottweil drei Waschbären erlegt. Bundesweit zeigt der Trend aber nach oben. Und auch im Kreis Rottweil dürfte sich das in den Zahlen wohl widerspiegeln, sagt Vöhringer.