Der Wolf (oben links) muss das Reh (unten rechts) letztlich ziehen lassen. Foto: ForstBW

Jäger und Förster bezeichnen diese Sichtung als Sechser im Lotto. Eine Jägerin wurde kürzlich Zeugin einer Wolfsjagd. Bilder und Videos machten sofort die Runde.

Hinterzarten/Köln - Mittlerweile haben rund 100.000 Neugierige das Video allein auf Youtube angesehen, doch auch in anderen sozialen Medien sorgen die Bilder für Furore: Eine Jägerin hat im Feldberggebiet auf der Gemarkung der Gemeinde Hinterzarten (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) einen Wolf gefilmt. Nun sind Aufnahmen eines Wolfs mittlerweile keine Seltenheit mehr im Schwarzwald. Wenn sich dieser aber gerade an ein Reh heranpirscht, dann ist das für Jäger und Förster der sprichwörtliche Sechser im Lotto.

Das kann Hans-Ulrich Hayn bestätigen: Der Leiter des Forstbezirks Hochschwarzwald hat mit der Jägerin gesprochen und ließ sich die äußerst selten zu beobachtende Szenerie beschreiben. "Die Augenzeugin saß im Rahmen einer dreitägigen Bürgerjagd auf dem Hochsitz, als plötzlich das Reh über eine Schneise wechselte", gibt Hayn die Schilderung wieder. Zum schießen sei es zu schnell gewesen, doch was ihr 20 Minuten später vor das Fadenkreuz lief, wird sie nicht so schnell vergessen. Besagter Wolf hatte wohl die Witterung aufgenommen und das Reh ebenfalls im Visier. Schnell tauschte die Jägerin Gewehr mit Kamera und hielt das Ereignis fest. Beeindruckt zeigt sich Hayn besonders vom "coolen" Verhalten des Rehs, das sich immer wieder extrem gelassen vom Wolf entfernte und letztlich das Weite suchte. Schlussendlich eine erfolglose Jagd für Mensch und Raubtier, aber dafür eine spektakuläre Beobachtung.

Experten gehen davon aus, dass es sich bei dem gefilmten Wolf um ein bereits in der Region Südbaden bekanntes Exemplar handelt. "Wölfe lassen sich nicht anhand äußerlicher Merkmale wiedererkennen", sagt Wolfsexpertin Hannah Weber vom FVA-Wildtierinstitut an der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg.

Möglicherweise handelt es sich bei dem Exemplar um einen alten Bekannten

"Wir gehen allerdings auf Grund des Ortes der Beobachtung davon aus, dass es sich bei dem gefilmten Tier um den im südlichen Schwarzwald ansässigen Wolfsrüden GW1129m handelt." Das Video habe die Jägerin den Experten in Freiburg selbst zur Beurteilung vorgelegt. Es habe aber auch schnell und ohne Zutun der FVA die Runde im Internet gemacht, meint Weber.

Dass dadurch Wolfs-Gegner animiert werden könnten, dem geschützten Raubtier nachzustellen, fürchtet die Forstwissenschaftlerin nicht: "Wölfe nutzen sehr große Territorien, die sich in Deutschland über durchschnittlich 250 Quadratkilometer erstrecken. Sie sind in der Lage, innerhalb einer Nacht bis zu 80 Kilometer zurückzulegen."

Auch Forstbezirksleiter Hayn hat persönlich noch keine direkten Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekommen. Er selbst sieht durch den Wolf keine Schwierigkeiten für sein Revier: "Wenn der Wolf hier durchstreift und dabei Wildtiere jagt, habe ich keine Probleme. So ist die Natur." Gleichzeitig kann er aber auch die ablehnende Haltung von Waidetierhaltern gegenüber Isegrim nachvollziehen, die den Schutz ihrer Tiere seit einiger Zeit verstärken müssen.

Die Veröffentlichung der Aufnahmen im Internat hat die unterschiedlichsten Reaktionen hervorgerufen: Wo die einen im Wolf ein "magisches Tier" ausmachen, fordern andere den Abschuss der "Mörderbestie".

Für großes Aufsehen sorgte unterdessen ein weiterer Wolf, der bei seinem Besuch in Köln abgelichtet wurde. "Das ist extrem selten, dass so etwas passiert – aber es passiert", sagte am Freitag ein Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). Das Tier wurde eindeutig als Wolf bestätigt. Über Geschlecht, Alter und Identität des Tieres seien hingegen keine Aussagen möglich. Einen Tag später wurden in der nördlichen Kölner Rheinaue vier tote Schafe gefunden, die in der Nacht von einem großen Hund oder einem Wolf getötet worden waren.