Seit 2004 machen sich die Mitglieder des Vereins "Pro Krankenhäuser Calw und Nagold" für die Sicherung der Grund- und Regelversorgung stark – hier der Eingangsbereich der Calwer Klinik. Foto: Fritsch

Eine Geschichte mit gutem Ausgang sei die des 2004 gegründeten Vereins "Pro Krankenhäuser Calw und Nagold", sagte der Vorsitzende Axel Roth am Freitagabend in seinem letzten Rechenschaftsbericht.

Calw - Da nun der Gesundheitscampus mit dem neuen Calwer Krankenhaus im Stammheimer Feld entsteht, hat sich der bisherige Vereinszweck erfüllt. In der Mitgliederversammlung wurde die neue Satzung mit der Neuausrichtung und dem neuem Vereinsnamen beschlossen.

Bürger wachgerüttelt

"Wie Bürgerwille zwar nicht einen Berg versetzt hat, aber ein Krankenhaus von einem Hügel auf den anderen" – so könnte nach Roth der Titel einer Aufarbeitung des jahrelangen Ringens um die "nachhaltige Sicherung zweier Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung mit den Standorten Calw und Nagold", wie es in der bisherigen Satzung zum Vereinszweck heißt, lauten. In seinem Rechenschaftsbericht ließ Roth als scheidender Vorsitzender die Ereignisse seit 2018 detailliert Revue passieren. Pandemiebedingt musste die turnusmäßig im vergangenen Jahr fällige Mitgliederversammlung ausfallen. "Der Verein und die Bürgerinitiative haben die Bürger wachgerüttelt, die Gefahr der Schließung des Calwer Krankenhaus als Haus der Grund- und Regelversorgung abgewendet und mit Hartnäckigkeit die zweitbeste Möglichkeit errungen, da sich die vernünftigste Lösung, die Einhäusigkeit in zentraler Lage, politisch nicht hat durchsetzen lassen", resümierte er.

"Die Zukunft wird zeigen, ob die Entscheidungen auch nachhaltig umgesetzt werden. Dafür wird der Verein als konstruktives Element der gesundheitspolitischen Landschaft mit einem klaren Vereinsziel, nämlich als Bürgerinitiative (BI) Gesundheitsversorgung Kreis Calw, weiter aktiv sein müssen", nannte er die Ausrichtung und den künftigen Namen des Vereins. Aufgrund von Veränderungen im persönlichen Bereich könne er das Amt des Vorsitzenden nicht mehr angemessen ausführen. Deshalb stelle er dieses nach mehr als 17 Jahren zur Verfügung.

"Die Orthopädie zusammen mit der Unfallchirurgie muss in Calw bleiben"

"Die Vergangenheit ist ab heute erledigt, wir blicken in die Zukunft", sagte der stellvertretende Vorsitzende Bernd Neufang. Man trete ein in einen neuen Begleitprozess, die Förderung der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung durch die Krankenhäuser, Medizinische Versorgungszentren und Hausarztpraxen sind im Fokus des Vereins ebenso wie die Pflege von kranken, alten und behinderten Menschen.

Es gelte Forderungen an den Campus zu setzen wie unter anderem für ein Wohnheim und ein Kinderbetreuungsangebot auf dem Gelände (wir berichteten). Als BI habe man einen großen Beitrag dafür geleistet, dass mit Eberhard Bantel, Martin Handel und Bernhard Plappert wichtiger medizinischer Sachverstand im Kreistag vertreten ist. "Die Orthopädie zusammen mit der Unfallchirurgie muss in Calw bleiben", formulierte Neufang eine weitere Forderung, die aktuell großer Aufmerksamkeit bedarf. Dazu habe Frieder Hezel ein Diskussionspapier für den Kreistag erarbeitet.

"Ich muss Ihnen ein großes Lob für Ihre Arbeit, Tatkraft und für das bisher Erreichte aussprechen", sagte Oberbürgermeister Florian Kling. Er wisse zu würdigen, "dass Sie weitermachen und Interesse haben an guter Gesundheitsversorgung im Kreis." Er könne nicht sehen, dass der Gemeinderat, wie von Axel Roth beschrieben, nicht dabei mithelfe. Im Gegenteil, "der Gemeinderat und ich laufen jedem Arzt hinterher, zum Beispiel Kinderärzten, da brauche ich Sie an der Seite, um für Calw einen Kinderarzt zu gewinnen."

Neue Zielsetzung

Man wolle neue Strukturen im Verein einleiten, sagte der neue Vorsitzende Neufang in seinem Ausblick, dafür habe man sich kompetent verstärkt. Mit der neuen Zielsetzung wolle man Impulse geben, denn eine gute Gesundheitsversorgung sei nicht nur abhängig vom Krankenhaus, sie brauche auch andere Disziplinen wie Rehakliniken und geriatrische Einrichtungen. "Dafür wollen wir eintreten und das in enger Abstimmung mit der Stadt." Manchmal lege man den Finger in die Wunde, "das können wir, weil wir nicht politisch sind".

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Zum neuen Vereinsvorsitzenden wählten die anwesenden Mitglieder Bernd Neufang. Ewald Prokein wurde als stellvertretender Vorsitzender bestätigt. Neu im Amt als weitere Stellvertreter sind Frieder Hezel und Tobias Eppel. Eppel ist Facharzt für Allgemeinmedizin und hat einen Teil seiner Ausbildung am Calwer Krankenhaus absolviert.

Kassiererin bleibt für weitere zwei Jahre Gerlinde Kress. Gemäß der neuen Satzung ergänzen künftig Steffi Druckenmüller als Schriftführerin und Pressewartin sowie Rosi Schaber, Hans Strasser, Konstantin Römer und Rolf Johnen als Beisitzer das Vorstandsgremium.

Ebenfalls neu in die Satzung aufgenommen wurde die Möglichkeit, verdiente Mitglieder zum Ehrenmitglied zu ernennen. Zum ersten Mal wurde diese Ehre dem bisherigen Vorsitzenden zuteil. OB Kling ging in seiner Laudatio auf den Anlass zur Gründung des Vereins und die lange Vorstandstätigkeit von Axel Roth ein. "Wir bekommen ein neues, vollständiges Krankenhaus. Dazu haben Sie und der Verein einen wichtigen Beitrag geleistet. Wir in Calw und ich als Oberbürgermeister sind dankbar für Ihren Einsatz." Wenn der Kaiser eine Schlacht gewonnen hat, hatte er nicht selbst den Finger am Abzug, spielte Roth darauf an, dass ein Vorsitzender nur stark ist mit einem Team. "Ich nehm’s an, aber nicht für mich alleine, sondern für alle, alle meine Mitstreiter."