Bei Pfingstmarkt und Kilbemärt setzte die Stadt Trossingen in diesem Jahr erstmals ein umfangreicheres Sicherheitskonzept um. Neben Lob, gab es auch vereinzelt Kritik.
Terrorakte, Täter, die mit Autos in eine Menschenmenge rasen und dabei viele verletzen oder gar töten – bei Großveranstaltungen stellen sich mittlerweile aus Sicht der Kommunen ganz andere Anforderungen für die Sicherheit der Besucher.
Auch die Stadt Trossingen hat nach Angaben von Bürgermeisterin Susanne Irion und Ordnungsamtsleiter Axel Pecher Konsequenzen gezogen und setzte in diesem Jahr erstmals ein noch strikteres Sicherheitskonzept für die besucherstarken Pfingstmarkt und Kilbemärt um. Weil es neben viel positiver Resonanz aus der Bürgerschaft auch vereinzelt kritische Stimmen insbesondere über Soziale Medien gab, erläuterten Irion und Pecher das Konzept am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs.
„Wir feiern bei uns mitten in der Stadt. Nach einigen schlimmen Vorfällen in anderen deutschen Städten haben wir reagiert“, sagte die Bürgermeisterin. Die Herausforderung: größtmögliche Sicherheit mit begrenzten Mitteln. Außerdem: Bei Kilbemärt beispielsweise zieht sich das Angebot über eine Strecke von mehr als einem Kilometer mitten in der Innenstadt mit insgesamt 17 zu sichernden Zufahrten, wie Axel Pecher ausführte.
Wassersäcke und große Taschen voller Split
Rund 100 Stunden nahm die Ausarbeitung des neuen Sicherheitskonzeptes in Anspruch zusammen mit Vertretern von Stadt, Feuerwehr, Bauhof, Stadtwerken und in Abstimmung mit der Landespolizei. Auf Zufahrten auf die Besucherströme beim Kilbemärt zu sichern, waren insgesamt 16 Lkw im Einsatz: sieben stellte die Firma Walter zur Verfügung, neun der Bauhof.
Darüber hinaus fanden 60 Wassersäcke sowie mit Split gefüllte große Säcke eine Verwendung. Befüllen mussten Mitarbeiter des Bauhofs sowohl die Wassersäcke (insgesamt 70 000 Liter benötigte man dafür) als auch die sogenannten Big Bags mit 75 Tonnen Split – der sonst im Winterdienst verwendet wird. Sowohl Wasser als auch der Splitt werden nach ihrem Gebrauch als Sperren wiederverwendet, so Pecher.
400 Mannstunden
Dafür wendete der Bauhof rund 400 Mannstunden auf – inklusive Auf- und Abbau für die Großveranstaltungen, rechnete er vor. Der Ordnungsamtsleiter lobte Bauhof, Feuerwehr sowie die Firma Walter für diesen Einsatz. „Die Kritik, ob das eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den Bauhof sei, hat mich besonders betroffen gemacht“, sagte die Bürgermeisterin. „Unser Bauhof hat Arbeit genug, wir haben kein Personal dafür aufgestockt, die Zeit geht für andere Aufgaben verloren.“ Beim Bauhof sind insgesamt rund 20 Mitarbeiter beschäftigt.
Eine Großveranstaltung zu stemmen, sei angesichts neuer Sicherheitsanforderungen „richtig viel Arbeit“. Im Übrigen seien solche Veranstaltungen immer mit Beeinträchtigungen verbunden. Es habe viel positive Stimmen gegeben von Menschen, die sich angesichts dieser Sicherheitsmaßnahmen besser aufgehoben fühlten. „Wir versuchen außerdem, auf Wünsche seitens Beschickern, Einzelhändlern, Gastronomen oder Anwohnern einzugehen.“ Im Grundsatz habe sich das neue Sicherheitskonzept bewährt.
Kilbemärt mal anders?
Aus Rückmeldungen von Marktbeschickern schließt Bürgermeisterin Irion, dass trotz bestens Wetters der Besuch und das Kaufverhalten nicht mehr so ausgeprägt sei wie früher. Darüber hinaus hätten einige Beschicker aus Altersgründen und ohne Nachfolger aufgehört. „Wir feiern gerne, aber wenn wir so einen großen Aufwand treiben müssen für eine Großveranstaltung, dann wegen der großen Resonanz.“ Die Bürgermeisterin zeigte sich offen, im Austausch mit allen Beteiligten das Konzept Kilbemärt zu überdenken. „In welcher Form das stattfindet, ist mir egal. Das Feiern muss in die heutigen Zeit passen und Zuspruch erfahren.“