Geht es nach OB Neher, könnten Geflüchtete aus dem Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus ab sofort in Rottenburg unterkommen. Foto: © Leonid Shcheglov / dpa

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher bietet an, Flüchtlinge aus dem Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus in der Stadt aufzunehmen.

Rottenburg - Aktivisten von "Seebrücke" und "Leave no one behind" sind am Montag, 8. November, mit einem Bus von Berlin aus an die Grenze zu Belarus gefahren. Im Vorfeld haben sich die Initiatoren an das Bundesinnenministerium gewandt, und – mit Frist bis 9. November – um eine Aufnahmezusage gebeten, um auf dem Rückweg Menschen in Sicherheit zu bringen.

"Wir haben der Seebrücke unsere Hilfe zugesagt und unsere Bereitschaft bekräftigt, Menschen aus humanitärer Not bei uns aufzunehmen, damit sie nicht als politisches Druckmittel missbraucht werden", sagt Oberbürgermeister Stephan Neher. Der Bus der Seebrücke wird nur Menschen mitnehmen, falls das BMI eine Aufnahmezusage erteilt und es dadurch einen legalen Weg nach Deutschland gibt.

Hilfsorganisationen vor Ort

Der Bus hat auch Sachspenden, wie warme Decken oder Schuhe geladen und wird diese an zivilgesellschaftliche Hilfsorganisationen vor Ort übergeben. Ebenfalls ist es das Ziel der Aktion, sich mit polnischen Bürgermeistern und zivilgesellschaftlichen Organisationen vor Ort zu vernetzen, erläutert Liza Pflaum von der Seebrücke die Gründe für die kurzfristig anberaumte Fahrt: "An der östlichen EU-Außengrenze zwischen Polen und Belarus entwickelt sich eine humanitäre Katastrophe. Seit Wochen stecken Menschen zwischen Polen und Belarus fest. Sie drohen, im Grenzgebiet zu erfrieren oder zu verhungern. Mehrere Menschen sind bereits gestorben. Polen rollt über Hunderte Kilometer Stacheldraht aus und riegelt die Grenze immer weiter militärisch ab. Schutzsuchende Menschen sind hierbei massiver Gewalt und push backs ausgesetzt."

Erinnerung an Mauerfall

Die Initiatoren erinnern in dem Zusammenhang auch an den Mauerfall vor 32 Jahren in Berlin: "Das war eine politische Entscheidung, genauso braucht es jetzt auch eine politische Entscheidung gegen diese Mauer an unserer europäischen Grenze und für die Aufnahme der Menschen. Es liegt an der deutschen Regierung, diese Entscheidung zu treffen und wir bieten der Regierung unsere Hilfe an." Neben Rottenburg haben auch mehrere andere Kommunen bereits dem BMI geschrieben und ihre Bereitschaft zur Aufnahme von geflüchteten Menschen von der polnischen-belarussischen Grenze erklärt.