Fachkräftemangel ist auch im Bereich von Erzieherinnen ein Problem – wenn die neue Kita in der Kirchplatzschule in Betrieb geht, ist auch hierfür mehr Personal erforderlich. Um vorhandenes zu halten sollen Befristungen aufgehoben werden. Foto: Wegner

Nicht nur bei den Mitarbeitern im Erziehungsbereich, sondern bei der ganzen Stadtverwaltung sollen befristete Stellen der Vergangenheit angehören. Das wünscht sich eine Mehrheit im Verwaltungsausschuss. Mit Kommentar

Schramberg - Für die Mitarbeiter der Kinderbetreuungseinrichtungen ist die Aufhebung der Befristungen bereits beschlossen worden und kann von der Personalabteilung der Stadt umgesetzt werden. Bei den Mitarbeitern in den weiteren Bereichen der Stadtverwaltung muss dieser Vorstoß der SPD/Buntspechtfraktion, der auch von CDU-Seite befürwortet wurde, erst noch von Verwaltungsseite auf Umsetzbarkeit überprüft werden.

Verwaltung befürchtet Überbesetzung

Während die Erzieherinnen und Erzieher quasi aufgrund ihrer Ausbildung in jeder Einrichtung eingesetzt werden könnten, sei dies im Verwaltungsbereich schwieriger, merkte die Abteilungsleiterin Personal, Ute Vogel, an. Dort gebe es unterschiedliche Ausbildungen und Aufgabenbereiche. "Die kann ich nicht alle miteinander vergleichen und austauschen. Da würde sie "vor einer generellen Entfristung der Verträge warnen", weil dies zu einer "Überbesetzung" führen könne. Technische Stellen könnten nämlich nicht mit Verwaltungsfachangestellten oder dem gehobenen Dienst gemischt werden.

Kein "Weiter so"

Hintergrund der Initiative der Fraktionen ist der derzeitige Fachkräftemangel. In ihrem Antrag schreibt Fraktionssprecherin Tanja Witkowski: "Der Fachkräftemangel in der öffentlichen Verwaltung ist jetzt schon massiv und wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. Das Problem von fehlenden Fachkräften zieht sich durch alle Fachbereiche und lässt sich nicht begrenzen auf Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas."

In den unterschiedlichsten Fachbereichen gingen oft kaum Bewerbungen ein und etliche Stellen blieben oft über einen längeren Zeitraum unbesetzt oder müssten mehrfach ausgeschrieben werden. Gleichzeitig aber sollten die städtischen Projekte vorangebracht werden, "weil teilweise Zuschüsse daran hängen, wir einen großen Bedarf sehen oder sicherheitsrelevante Themen, wie bei den schulischen Brandschutzmaßnahmen eine Rolle spielen".

Die Stadtverwaltung Schramberg stehe in Konkurrenz zu allen anderen öffentlichen Verwaltungen. "Sie muss Bewerberinnen und Bewerber von Schramberg überzeugen. Es reicht nicht mehr aus, so weiterzumachen wie bisher. Die Stadt muss moderne Arbeitszeitmodelle erarbeiten, bisher gängige Vorgehensweisen überdenken und überlegen, wie sie ihre Attraktivität als Arbeitgeberin steigern kann," so Witkowski.

Befristung nicht attraktiv

Die bisherige Praxis der Befristung von Arbeitsverträgen bei der Stadt sei in keinster Weise attraktiv und auch nicht mehr zeitgemäß. Künftige Arbeitnehmer bräuchten Sicherheit und Gewissheit und Arbeitsplätze, die ihnen nach der normalen Probezeit unbefristet zur Verfügung stünden. Ein Umdenken in der Verwaltung sei zwingend notwendig, um Fachkräfte für Schramberg zu gewinnen und sie später zu halten. "Das Ausschreiben von unbefristeten Arbeitsverhältnissen in allen Fachbereichen ist hierzu ein wichtiger Baustein."

Fachkräftemangel begegnen

Zu einer solchen Situation, die die Rückdelegation der Sozialhilfe an den Landkreis Rottweil aufgrund des Fachkräftemangels erforderlich machte, dürfe es "in Schramberg kein zweites Mal kommen. Die Stadt muss alles dafür tun, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken," sagte die Fraktionssprecherin. "Unbefristete Ausschreibungen müssen die Regel werden, Befristungen sollen künftig nur noch die Ausnahme sein", steht in dem Antrag an den Gemeinderat als Schlusssatz.

CDU ist gleicher Ansicht

Sowohl im Bereich der Erzieherinnen gebe er Tanja Witkowski voll recht, aber auch in dem anderen Bereich, unterstützte Thomas Brantner (CDU) diesen Antrag. Es gebe Restriktionen, die einzuhalten seien, "aber sonst muss man heute bei dem Personalmangel, den wir haben, auf Befristungen verzichten", sagte er.

Kommentar: „Alle gewinnen“

Von Stephan Wegner

Ein Mitarbeiter, der nicht weiß, ob er seine Arbeitsstelle nach Ablauf einer Befristung weiter hat oder auf der Straße steht, wird sich rechtzeitig nach Alternativen umschauen. Und da es derzeit andernorts und auch außerhalb einer Stadtverwaltung meist gleich mehrere attraktive oder sogar attraktivere Stellen gibt, ist ein Arbeitgeber gut beraten, seine meist frisch ausgebildeten Mitarbeiter nicht gleich auf die Suche zu schicken. Wer Sicherheit hat, auch längerfristig tätig sein zu können, wechselt seinen Job meist erst später und oft nur, um eine neue Herausforderung zu finden oder sich räumlich zu verändern. Von daher könnte eine solche Strategie der Stadt derzeit helfen, Fachkräfte zu halten. Und wenn tatsächlich einmal ein Mitarbeiter zu viel da sein sollte? Kein Bürger hätte etwas dagegen, wenn somit sein Anliegen schneller bearbeitet werden könnte.