Harald Bühler fährt durch seinen Parcours seines Sicherheitskurses für E-Bike-Fahrer. Ab dem 8. März können wieder Kurse gebucht werden. Foto: Harald Bühler

Die Fahrrad-Saison startet langsam und auch die ersten Frühlingstage im Jahr laden dazu ein, das Fahrrad aus der Garage zu holen. Doch besonders bei E-Bikes und Pedelecs gibt es einiges zu beachten. Harald Bühler zeigt, worauf es ankommt, um sicher unterwegs zu sein.

„Das ist wie Fahrradfahren“ ist ein Sprichwort, das gerne verwendet wird, um zu zeigen, dass etwas einfach ist oder nicht verlernt werden kann. Doch auch der richtige Umgang mit dem Fahrrad muss gelernt sein – vor allem wenn es dazu noch einen elektrischen Antrieb hat, bei dem es federleicht ist, gemütlich 20 Kilometer pro Stunde zu fahren. Und das obwohl das E-Bike oder Pedelec mit etwa 23 Kilogramm ganz und gar nicht federleicht ist.

 

Vor allem als Anfänger können viele Fehler gemacht werden, die bis zu Unfällen führen können. Harald Bühler ist E-Bike-Instruktor, also quasi ein Fahrrad-Fahrlehrer, und erklärt, was viele E-Bike-Fahrer falsch machen und wie die Sicherheit auf dem elektrifizierten Zweirad gewährleistet werden kann.

Kurse für mehr Sicherheit und Vertrauen

Sein Ziel: Sichere E-Bike- und Pedelec-Fahrer und weniger Unfälle. Es gebe immer noch viel zu viele Unfälle mit schweren Verletzungen, die zumeist durch Eigenverschuldung passieren würden, erklärt Bühler in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Deshalb bietet der Mühlener seit 2019 Kurse zum sicheren Umgang mit dem E-Bike an. Das wirke nicht nur den Unfallzahlen entgegen, sondern gebe den Menschen auch Sicherheit auf dem elektrischen Fahrrad.

Das größte Problem sei das Denken der Menschen. „Ich kann ja Fahrradfahren, ich brauch das nicht“, laute immer wieder das Argument. Doch hierbei ist Vorsicht geboten. Das neue Fahrrad hat nämlich ganz andere Eigenschaften. Abgesehen von dem starken Elektromotor, der gerne unterschätzt werde, ist das Gewicht deutlich höher, die Bremse stärker und die verschiedenen Modi müssen richtig bedient werden.

Häufigste Fehler beim Anfahren und Bremsen

Die häufigsten Fehler und Unfälle passierten beim Anfahren und beim Bremsen, erklärt der Experte. Oftmals seien die Radler in einem zu hohen Gang oder im falschen Modus. Denn wenn es zu einem Hindernis, einer Kurve oder einer Ampel komme, bei der der Fahrer langsam machen müsse oder gar anhalten, sei es ein wenig wie beim Auto fahren. Dann heißt es: runterschalten und im richtigen Modus sein.

Mit einem zu hohen Gang kann das Anfahren anstrengend werden, denn da sei der Widerstand sehr hoch. Wer sich dann von dem Antrieb helfen lassen möchte und in einen stärkeren Modus schalte, könne von der Kraft und dem schnellen Vorrücken überrascht werden, was wiederum zu Unfällen führen könne.

Praktische Übungen stehen im Fokus

Manchmal rufen ihm auch Menschen an, die innerhalb der ersten 14 Tage nach dem Kauf eines E-Bikes oder Pedelecs gestürzt sind und sich fast nicht mehr trauten, auf ihr Fahrrad zu sitzen. Auch in solchen Fällen würden die Sicherheitskurse helfen, Vertrauen aufzubauen, erläutert Bühler.

In den Kursen werden zunächst die Grundlagen theoretisch vermittelt. Doch im Fokus steht das praktische Üben, so der Experte. Besonders wichtig sei zu Beginn das richtige Anfahren und Anhalten. Danach gehe es auf den Parcours, bei dem verschiedene Situationen simuliert werden – das Spurhalten, Kurven fahren, Gleichgewichthalten, Bremsen.

Jeder müsse sich erst an das E-Bike gewöhnen

Das Bremsgefühl müsse erst entstehen. Die Scheibenbremsen seien sehr gut, aber auch sehr stark, versichert der begeisterte Fahrradfahrer. Daher sollte sich jeder, der sich ein E-Bike zulege, zunächst an das neue Rad gewöhnen und ausgiebig testen – egal ob mit oder ohne einem Sicherheitskurs. Das würde am besten auf einer geraden Strecke funktionieren, bei der niemand gestört werde und wenig los sei. Besonders wichtig sei auch ein Sturzhelm.

Koordinativ sei das E-Bike-Fahren anspruchsvoller als das gewohnte Radfahren. Es sei „eine komplexe Sache“. Das habe er zu Beginn auch selbst gespürt. Nach einen Unfall bei einem Radrennen habe er das erste Mal darüber nachgedacht, sich ein E-Bike zuzulegen. Dabei habe er gleich festgestellt, dass das Gefühl ein ganz anderes ist, und das obwohl er ein erfahrener Radfahrer ist.

Kurs für jeden zu empfehlen

Er empfehle den Kurs daher auch erfahrenen Fahrradfahrern. Das Feedback sei von allen Teilnehmern gleich. So hätten sie das Fahrrad noch nie gefühlt und sicher beherrscht, erzählt der Experte.

Wäre ein verpflichtender Sicherheitskurs beim Kauf eines E-Bikes bei einem Händler sinnvoll? „Es muss irgendwas in dieser Richtung gemacht werden“, findet Bühler, „Es passiert einfach zu viel.“ Manchmal schicke sein Kooperationspartner, das Radzentrum aus Nagold, Menschen nach einer Probefahrt zu ihm, doch ob die Menschen das Angebot annehmen, liege dann bei den Kunden.

Firmen sollten mit Job-Bike auch Kurse anbieten

Auch bei Job-Bikes gehöre ein solcher Kurs aus seiner Sicht dazu. Noch vor Corona hätten einige Firmen das Angebot angenommen und ließen ihre Mitarbeiter schulen. Doch seither gab es kaum noch Anfragen. Die wirtschaftliche Lage spiele bei dem Thema ebenfalls mit, erklärt der Experte.

Harald Bühler steht mit seinem E-Bike neben einem Banner zu seinem E-Bike Fahrsicherheitskurs. Foto: Harald Bühler

Der Mühlener möchte das Angebot weiter ausbauen. Bald gehe er in Rente. Dann möchte er mehr Aktionen anbieten, die auf das Thema aufmerksam machen. Dabei sollen Menschen verschiedene Räder testen können und speziell Senioren sollen angesprochen werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt Horb findet am 24. April der erste Aktionstag für Senioren statt.

Wissenswertes

E-Bike oder Pedelec – Wo ist der Unterschied?
Ein E-Bike ist ein Fahrrad mit Elektromotor, das ohne Tretunterstützung, auf Knopfdruck beschleunigt. Ein Pedelec hat zwar ebenfalls einen Elektromotor, unterstützt aber nur. Der Motor kommt somit nur zum Einsatz, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Diese Unterstützung gilt bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde.

Kurse
Termine und Informationen finden Interessierte unter https://www.effektiv-aktiv.de/.

Über seine Person
Harald Bühler ist seit 1986 im privaten Fahrradsport unterwegs. 1991 gründete er den Radtreff Horb-Mühlen, den er 25 Jahre lang leitete. 1993 wurde er Übungsleiter C. Darauf folgten weitere Ausbildungen. 2016 trat er aus dem Verein aus. Seither ist er mit den Allgäu Bikers unterwegs. Etwa 4500 Kilometer fährt der Fahrradliebhaber im Jahr.