Yvonne Schwarz-Tron rät auch Kindern dazu, sich zu wehren. Foto: Fritsch

Selbstschutz: Zivilcourage zeigen. Auch Kinder dürfen Nein sagen. Straftaten zur Anzeige bringen. Hilfe holen.

Prävention und Selbstschutz sind ein weites Feld. Sexuelle Gewalt gegen Kinder, Vergewaltigung oder Abzocke von Senioren sind nur einige Stichworte. Und doch gibt es ein paar Faustregeln, mit denen man sich in vielen Fällen wehren kann.

Angst und Scham sind jedenfalls die falschen Ratgeber. "Hilfe zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche", lautet einer der Leitsätze von Yvonne Schwarz-Tron. Die Hauptkommissarin, beim Polizeipräsidium Karlsruhe im Referat Prävention tätig und dort für den Standort Pforzheim Calw zuständig, rät dazu, sich zu wehren. Auch Kindern muss von klein auf klargemacht werden: Über ihren Körper bestimmen nur sie. Und sie müssen lernen, Nein zu sagen, um sich vor sexueller Gewalt zu schützen. "Da kann man", so berichtet Schwarz-Tron von ihrer Arbeit in Kindergärten, "gar nicht früh genug anfangen." Insgesamt geht es darum, Kinder für alle Situationen des Lebens starkzumachen.

Gerade bei den ganz Kleinen kommt es aber auch auf ein aufmerksames Umfeld an, das aktiv wird und im Zweifelsfall Zivilcourage zeigt. Denn oft sind es nun mal die Scham und die Nähe zum Täter, die es Kindern schwer machen, selbst zu reagieren.

Wobei sich die Situation bei den Senioren gar nicht so sehr unterscheidet. Wer viel mit älteren Menschen Kontakt hat, sollte hinhören, was sie erzählen. Da lässt sich so mancher Abzocke auf die Schliche kommen. Wehren können sich Ältere aber auch mit dem gesunden Menschenverstand. Etwa gegen den Enkel-Trick. Schwarz-Tron: "Kein naher Verwandter ruft an, wenn er in einer finanziellen Notlage ist und Geld braucht. Er kommt persönlich vorbei und dann lässt sich auch erkennen, ob es sich wirklich um den Enkel handelt."

Gefahren lauern viele – auch in ungezwungener und ausgelassener Stimmung in Kneipen und Diskos. Dort haben K.-o.-Tropfen nicht nur Frauen, sondern auch Männer außer Gefecht gesetzt. Da gilt: keine offenen Getränke von Fremden annehmen, Drinks von der Bedienung selbst entgegennehmen und nicht unbeaufsichtigt lassen.

In der Folge ist es oft genug zu Vergewaltigungen und Raub gekommen. Apropos Vergewaltigung: Ein Patentrezept hat Schwarz-Tron nicht. Aber auch hier hat, wer sich wehrt, einer Chance, dass der Täter aufgibt – außer er wäre bewaffnet. Und die Polizistin rät Frauen zu einem selbstbewussten Auftreten mit entsprechender Körperhaltung.

Helfen können sich Kinder, Jugendliche und Frauen mit Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen. Doch auch hier gilt es, die Augen offen zu halten, um nicht bei einem unseriösen Anbieter zu landen. Vorsicht ist geboten, wenn mit der Angst, schnellen Erfolgen und Garantien geworben wird.

Wenn etwas passiert ist, ganz gleich um welche Taten es sich handelt: Anzeige bei der Polizei erstatten. Davor steht allerdings die Prävention. Schwarz-Tron und ihre Kollegen wollen möglichst alle Altersgruppen erreichen, vom Kind bis zum Senior. Jeder kann sich an ihre Dienststelle wenden. Am besten per Mail: Yvonne.Schwarz-Tron @polizei.bwl.de oder karlsruhe.pp.praevention @polizei.bwl.de. Um die Opfer kümmert sich ihre Kollegin Melanie Jänsch, E-Mail: melanie.jaensch@polizei.bwl.de

Weitere Informationen: www.polizei-bw.de

Info: Telefonaktion

Als Teil unserer Serie "Sicher leben" findet am Mittwoch, 8. November, von 11 bis 13 Uhr eine Telefonaktion statt. Unsere Leser können vier Experten Fragen rund um die Themen Einbruchschutz und IT-Sicherheit stellen.