Damit Fernfahrer sicher an ihr Ziel kommen, informierte das Polizeipräsidium Offenburg auf dem A 5-Rasthof bei Mahlberg über Achtsamkeit im Straßenverkehr. Besonders im Fokus: Alkohol und der tägliche Stress, mit dem Lkw-Fahrer zu kämpfen haben.
„Man ist teils wochenlang von seiner Familie getrennt, steht ständig unter Druck und muss Ruhezeiten sowie Nachtfahrverbote einhalten“, zählte Katrin Muratovic vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Offenburg auf, mit welchen Herausforderungen Lastwagenfahrer zu kämpfen haben. Gemeinsam mit ihren Kollegen war die Polizeikommissarin am Rasthof Mahlberg an der A5, um Fernfahrer zu sensibilisieren.
Hintergrund des Ganzen ist eine landesweite Präventionskampagne (siehe Info). „Wir informieren über Alkohol- und Drogenbeeinflussung im Straßenverkehr, Ablenkung, Insassen- und Ladungssicherung sowie Trick- und Ladungsdiebstahl“, erklärte Muratovic im Gespräch unserer Redaktion. Wie wichtig das sei, zeige die Verkehrsunfallbilanz. Demnach sei in Baden-Württemberg jeder fünfte Verkehrstote im Jahr 2023 auf einen Unfall mit einem Lkw zurückzuführen. Um mit den Fahrern ins Gespräch kommen zu können, hat Muratovic ein besonderes Polizei-Team zusammengetrommelt. „Wir haben Beamte die rumänisch und polnisch sprechen“, erklärte sie. Auch die benachbarte Police Nationale aus Frankreich war vor Ort.
Lkw-Lenker scheitern bei einer virtuellen Fahrt am Alkohol-Simulator
Und tatsächlich: Immer wieder kamen interessierte Lkw-Lenker, die am Rasthof Halt machten und sich an den Ständen der Polizei erkundigten. Darunter auch ein junger Mann aus Indien, der Güter aus der Schweiz transportierte. „Diese Arbeit ist meine Leidenschaft“, erklärte er auf Englisch im Gespräch mit unserer Redaktion. Besonders sei ihm – und mit Sicherheit vielen anderen auch – das Thema Alkohol im Straßenverkehr im Gedächtnis geblieben. Denn um zu verdeutlichen, wie sich das Fahrverhalten mit Promille verändert, stellte der Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (BADS) eine Simulation-Station auf. Dort durften sich Interessierte hinter das Steuer eines Auto setzen und zwei Mal eine virtuelle Strecke fahren. Beim ersten Durchgang verhielt sich das Auto normal, beim zweiten Mal wurde simuliert, Alkohol im Blut zu haben. Das Ergebnis: Die meisten der Fahrer bauten beim zweiten Durchgang einen Unfall, bei dem sie – wenn dieser auf der Straße passiert wäre – im schlimmsten Fall mit ihrem Leben bezahlt hätten.
Dabei sei Alkohol Bundesweit „nur“ bei sechs bis acht Prozent der Lkw-Unfälle nachweisbar, wie BADS-Geschäftsführer Konrad Ritter im Gespräch erklärte. „Die meisten geschehen durch Unachtsamkeit“, so Ritter, der als ehemaliger Beamter der Autobahnpolizei viele schwere Unfälle hautnah miterlebt hatte. „Wir dürfen aber nicht mit dem Finger auf die Fernfahrer zeigen“, betonte der Geschäftsführer. So solle man eher Verständnis für sie haben und auf der Autobahn Rücksicht nehmen. „Viele regen sich auf der Autobahn auf, wenn etwa Lastwagen überholen. Doch die Lkw-Fahrer stehen unter enormen Druck und müssen Zeiten einhalten. Wir brauchen Verständnis und müssen Acht geben – so geht es nicht weiter“, betonte Ritter. Zumal neben dem Berufsstress auch die schlechte Infrastruktur für die Fahrer eine Belastung sei. „Die meisten müssen bezahlen, wenn sie auf Toilette oder sich duschen wollen“, so der Experte und fügt an: „Außerdem gibt es viel zu wenig Lkw-Parkplätze.“
Parkplatzmangel auf Rasthöfen ist auch in der Ortenau ein Problem
Dass Letzteres auch in der Ortenau ein Problem ist, bestätigte Wolfgang Oswald auf Nachfrage. Er ist im BADS zuständig für den südlichen Oberrhein und habe schon oft beobachten können, wie Lastwagen an Rasthöfen bis an den Standstreifen stehen, da die regulären Parkplätze oftmals belegt seien. „Davon gibt es bei uns in der Region viel zu wenig“, so Oswald.
Die Kampagne
Unter dem Motto „Gib Acht im Verkehr“ sollen in ganz Baden-Württemberg Lkw-Fahrer sensibilisiert werden. Ziel ist es laut Internetseite des Bundeslands, die Zahl der schweren Unfälle zu senken. Weitere Informationen zur Präventionskampagne gibt es im Internet unter www.baden-wuerttemberg.de.