Russland, das flächenmäßig größte Land der Erde, hat zwischen Frühjahr und Herbst zunehmend mit großflächigen Wald- und Flächenbränden zu kämpfen. Foto: Imago/Pond5 Images

Ist es besonders trocken, können Waldbrände sich schneller ausbreiten. Gerade passiert das im Nordosten von Russland. Ein Wissenschaftler erklärt, welche Rolle der Klimawandel bei den Bränden in Sibirien spielt.

Ausgedehnte Wald- und Flächenbrände in der Arktis-Region haben in den vergangenen Wochen zu gewaltiger Rauchentwicklung geführt. Die meisten Brände wüteten im Nordosten Russlands, wo schon im Sommer 2021 extrem viel Wald und Steppe zerstört worden waren, wie der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) der Europäischen Union jetzt mitteilte.

 

Hohe Temperaturen, wenig Niederschläge

Der Ausstoß an Treibhausgasen wie CO2 und Methan durch die Brände erreichte demnach den dritthöchsten Juni-Wert der vergangenen zwei Jahrzehnte in der Arktis. Nur die verheerenden Waldbrände in den Jahren 2019 und 2020 sorgten demnach innerhalb des nördlichen Polarkreises für noch mehr Emissionen.

Seit Jahren mahnen Experten, dass solche Katastrophen durch den Klimawandel noch verstärkt werden. Foto: Imago/Pond5 Images
Russische Umweltschützer warnen schon lange, dass die Infrastruktur in dem Riesenreich nicht ausreiche, um den globalen Klimawandel auszuhalten. Foto: Imago/Pond5 Images

Als Gründe für die große Ausdehnung nennt CAMS viel höhere Temperaturen und weniger Niederschläge als gewöhnlich in der betroffenen Region, einem Teil der russischen Republik Sacha (Jakutien). Copernicus-Daten zeigen dort bis zu sieben Grad mehr im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991 bis 2020) und große Trockenheit.

Das wird auch durch eine Klimastudie im Fachmagazin „Nature ecology & evolution“ bestätigt.

Russland: 176 Brände auf einer Fläche von 619 000 Hektar

Nach offiziellen russischen Angaben wüteten am Donnerstag (27. Juni) in Jakutien 176 Wald- und Flächenbrände. Es sei insgesamt ein Gebiet von 619 000 Hektar betroffen, teilte die Waldbrandbekämpfungseinheit Awialessoochrana mit. Rund 1500 Feuerwehrleute waren demnach im Einsatz, um die Feuer zu löschen. Wegen trockener Gewitterfronten brächen immer neue Naturfeuer aus, heißt es.

Die Waldbrände seien eine Folge davon, sagt die russische Sektion von Greenpeace. Foto: Imago/Pond5 Images
Der sorglose Umgang mit Rohstoffen, illegale Abholzungen und Verstöße gegen Brandvorschriften führen zu solchen Katastrophen. Foto: Imago/Pond5 Images

Die Flammen breiteten sich demnach auch wegen heftiger Winde und fehlender Niederschläge aus. Mehrere Ortschaften versanken Medien zufolge im Rauch. Besonders in schwer zugänglichen Regionen verzichten die Einheiten oft aus Personal- und Kostengründen auf das Löschen.

Auch die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte in dieser Woche ein Satellitenbild veröffentlicht, auf dem riesige Rauchschwaden zu sehen sind.

Arktis erwärmt sich schneller als der Rest der Welt

Der Klimawandel verschärft die Waldbrandgefahr erheblich, wie Forschende gerade in einer aktuellen Studie feststellten. „Die Arktis erwärmt sich deutlich schneller als der gesamte Planet. Infolgedessen werden die Bedingungen in hohen nördlichen Breitengraden anfälliger für Waldbrände“, erklärt CAMS-Wissenschaftler Mark Parrington. Das gelte auch für Kanada, wo 2023 große Brände tobten.

Der gefährliche Rauch wird Hunderte Kilometer weit in die Städte wie Irkutsk oder Krasnojarsk getragen. Ruß legt sich über die Seen, zu denen es die Kinder in den Sommerferien zieht. Foto: Imago/Pond5 Images
Viele Menschen gehen an manchen Tagen nur noch mit Atmenschutz aus dem Haus. Foto: Imago/Pond5 Images

Warnsignal an die Menschheit

Gail Whiteman von der University of Exeter berichtet, die zunehmenden Waldbrände seien ein klares Warnsignal. „Was in der Arktis passiert, bleibt nicht dort. Die Veränderungen in der Arktis verstärken die globalen Risiken für uns alle.“

Der Rauch verringert die Luftqualität und kann, wenn er sich auf Schnee und Eis ablagert, diese schneller schmelzen lassen. Außerdem verursachen Waldbrände gewaltige Mengen an klimaschädlichem CO2.