Patrick Detta, Spielertrainer der SG Deißlingen/Lauffen, sieht den Lockdown kritisch, da er viele wirtschaftlich in eine schwierige Lage bringt. Foto: Schleeh

Fußball: Patrick Detta sieht Lockdown kritisch. "Es werden willkürlich Branchen geschlossen."

In diesem Jahr ist nichts mehr wie gewohnt. COVID 19 beeinflusst nicht nur das alltägliche Leben, auch im Sport, insbesondere bei den Amateuren, ist man enorm eingeschränkt. Durch den Lockdown herrscht im November regelrecht ein Stillstand. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erklärt Patrick Detta, Spielertrainer der SG Deißlingen/Lauffen, seine Sicht auf die aktuelle Situation.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Wie stehen Sie zu dem Lockdown, dass der Fußball, beziehungsweise Amateursport ausgesetzt wurde?

Ich sehe den Lockdown allgemein sehr kritisch, da er viele wirtschaftlich in eine schwierige Lage bringt. Es werden willkürlich Branchen geschlossen, unter anderem auch der Sport, der dem Körper gut tut und das Immunsystem stärkt, da ist das ganze für mich nicht wirklich nachvollziehbar.

Hätte es aus Ihrer Sicht andere Möglichkeiten gegeben?

Grundsätzlich gibt’s andere Möglichkeiten. Waren/sind die Lockdowns notwendig? Sind die Masken notwendig? Das Virus gibt’s, man muss es ernst nehmen und es geht auch nicht weg, das ist klar. Ich frag mich nur, wieso wir nicht normal weiterleben können, weil es kein "Killervirus" ist, wie es teilweise beschrieben wird. Aber ich denke, da gibt’s zu viele verschiedene Meinungen und es ist schwierig, eine perfekte Lösung zu finden.

Was bedeutet die Saisonunterbrechung in der Konsequenz - lässt sich der Spielbetrieb im Dezember wieder aufnehmen, sollten die Infektionszahlen bis dahin zurückgehen?

Der Spielbetrieb lässt sich meiner Meinung nach nicht wieder aufnehmen, da wir im Dezember erst einmal noch trainieren müssten und dann für maximal ein bis zwei Spiele den Betrieb wieder aufzunehmen, macht für mich kein Sinn. Zudem kommen die unvorhersehbaren Wetterverhältnisse. Dann besser jetzt einen sauberen Schnitt machen, der für alle gleich ist, als dass später wieder eine Mannschaft weniger/mehr Spiele hat als die anderen und dann noch mehr nachholen muss.

Ist es überhaupt möglich, ohne Training dann von Null auf 100 wieder bereit zu sein?

Theoretisch ja, nur ist das Verletzungsrisiko dann gravierend hoch. Praktisch könnte sich jeder mit Läufen vorbereiten, finde ich aber auch nicht ausreichend, weil das Fußballspezifische ganz andere Bewegungen usw. von einem verlangt. Daher macht es kein Sinn ohne Training.

Bleiben also zwei Drittel der Spiele, die erst in 2021 absolviert werden könnten. Um in einem Zeitrahmen bleiben zu können, die Saison zu Ende zu spielen, würde das bedeuten, dass permanent pro Woche drei Spieltage anstehen. Kann man das Amateurfußballern überhaupt zumuten?

Ich denke schon, dass man das dem Amateurfußball bis zu einem gewissen Grad zumuten kann. Man trainiert dann z.B. einmal die Woche weniger oder lässt sich was anderes einfallen. Finde es nur ab der Landesliga auf Dauer schwierig, wenn man unter der Woche ein Auswärtsspiel mit einer Fahrt von über einer Stunde hat, das macht dann irgendwann kein Spaß mehr. Wenn du jetzt wie bei uns am Mittwochabend nur ins nächste Dorf fahren musst, anstatt zum eigenen Sportplatz, ist das kein Problem.

Wie könnte Ihrer Einschätzung nach eine vernünftige Lösung aussehen?

Eine vernünftige Lösung könnte sein, dass man nur die Vorrunde zu Ende spielt und diese wertet. Man könnte auch versuchen die ganze Runde (mit vielen englischen Wochen) zu beenden und falls es eine erneute Unterbrechung gibt, wieder den Quotienten einsetzen. Da macht sich der WFV glaube ich schon viele Gedanken und wird auch wieder, wie in der letzten Saison, die richtige Lösung finden.

Etwas provokant gefragt: Macht in Zeiten von Corona die "schönste Nebensache der Welt" überhaupt noch Spaß oder Sinn, sich dafür aufzureiben, Zeit zu investieren, wenn innerhalb kurzer Zeit immer wieder alles über den Haufen geworfen wird?

Durch die ganzen Maßnahmen und Vorkehrungen ist es natürlich anders. Es macht dennoch Laune mit seinen Kollegen auf dem Platz zu stehen und Spaß zu haben. Im Leben gibt’s nicht viel, was man planen kann und es ist immer eine Frage der Einstellung und was man aus der Situation macht, in der man gerade ist. Jetzt gibt’s eben wieder eine Pause, die kann man vorerst genießen und sich dann auf den Fußball vorbereiten und mit Motivation wieder angreifen.