Arte zeigt noch einmal die tolle schwedische Serie „Echte Menschen“. Hier werden humanoide Roboter Teil des Alltags – und manche werden unerwartet eigenständig.
An ihrem sanften Wesen sollt ihr die künstlichen Menschen erkennen. Das Lügen ist ihnen so fremd wie das Widersprechen oder das Hegen finsterer Gedanken. Zur Gewalt sind sie erst recht nicht fähig. Die sogenannten Hubots kann man also gar nicht mit biologischen Menschen verwechseln, sollte man meinen. Es müsste jedem klar sein, dass es sich bei diesen Wesen, von denen die nun noch einmal bei Arte zu sehende schwedische Fernsehserie „Real Humans“ erzählt, um raffinierte Kunstprodukte handelt.
Aber in „Real Humans“, seit langem ein Geheimtipp unter Freunden guter Science Fiction, befindet sich die Gesellschaft im Zustand der Verwirrung. Für manche Menschen sind die Hubots tatsächlich bloß nützliche Maschinen. Man kann ihnen komplexe Aufträge erteilen, aber trotz ihrer beweglichen Gesichter und ihres reichen Sprachrepertoires, heißt es, seien sie im Grunde nichts anderes als ein Toaster.
Aber es gibt auch jene, die emotionale Bindungen entwickeln, die den Hubots eine Seele zusprechen. Ja es gibt sogar Personen, die sich in Hubots verlieben. Weshalb auch ein Schwarzmarkt existiert, auf dem man die Software dieser Menschmaschinen verändern lassen kann. Die Hubots werden dann leidenschaftlicher und ein wenig unabhängiger. Aber werden sie damit auch schon eigenständige Wesen mit Rechten und Ansprüchen?
Auch Roboter werden gehasst
Der Titel der von Lars Lundström entworfenen Serie – „Äkta Människor“ heißt sie im Original – weist aber nicht nur auf die Frage hin, ob diese Maschinen gar keine mehr sind, ob da also längst Sklavenhaltung stattfindet. „Echte Menschen“, wie der Serientitel also, heißt hier auch eine noch kleine Gruppe, die gerne eine Volksbewegung, ein Massenaufstand würde. In ihr versammeln sich jene, die Angst vor den Hubots haben, die sich vor ihnen ekeln. Die sie offen hassen, weil Hubots ihnen den Arbeitsplatz weggenommen haben oder vielleicht sogar den Ehepartner.
Das Panoramabild einer in Unruhe geratenden Gesellschaft versucht „Real Humans“ gar nicht erst. Die zehn jeweils einstündigen Folgen der ersten Staffel beschränken sich auf einen sehr überschaubaren Personenkreis. Dadurch wird die Geschichte aber nicht bis zur Albernheit versimpelt.
Modelle ohne Gewaltbremse
Denn einerseits kennen die Serienmacher die lange Science-Fiction-Tradition sich emanzipierender Maschinen. Sie greifen viele der Motive auf, die sich seit dem ersten Auftauchen von Robotern und Androiden in der Literatur angesammelt haben. Andererseits streben sie nicht nach intellektueller Überschärfe. Sie wissen genau, dass eine Serie auch einen gewissen Seifenoperneffekt haben darf. Sie erwärmen uns für alltägliche Konflikte der Figuren, die nicht einmal unbedingt alle gelöst werden.
Als „Real Humans“ beginnt, sind es aber nicht nur ein paar Haushaltshilfen, die erste Gedanken über ihre Pflichten hinaus haben. In Schwedens Wäldern streifen schon Renegaten-Roboter herum, die ganz anders ticken als die Standardmodelle. Sie können lügen, sie hegen finstere Gedanken, und eine Gewaltbremse haben sie auch nicht mehr. Es wird also gleich spannend.
Echte Menschen. Arte, linear ab 21. Juni, 21.45 Uhr. In der Mediathek des Senders hier bereits abrufbar.