Janine Wissler (Linke) wehrt sich gegen Vorwürfe, sie habe Täter schützen wollen. (Archivbild) Foto: dpa/Arne Dedert

Die Sexismus-Debatte in der Partei schlägt hohe Wellen: Die Linken in Hessen nehmen aber die derzeitige Bundesvorsitzende und frühere hessische Fraktionsvorsitzende, Janine Wissler, in Schutz.

Die hessische Linke sieht angesichts der Sexismus-Vorwürfe kein Verschulden bei der Bundesvorsitzenden und früheren hessischen Fraktionsvorsitzenden Janine Wissler. Das sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Michael Erhardt am Donnerstag in Frankfurt. Co-Landeschefin Petra Heimer ergänzte, es könnten bislang keine konkreten Zahlen zu Opfern oder Beschuldigten genannt werden.

Nach Angaben des Landesvorstands soll nun eine „Kultur des Hinschauens“ entwickelt werden. Die Vorfälle hätten die Partei schwer erschüttert, sagte Co-Landeschef Jan Schalauske. Es sei ein gravierender Missstand, dass es bisher keine Strukturen gebe, an die sich Betroffene wenden könnten. Diskutiert werde nun auch, ob antisexistische Schulungen verpflichtend für Funktionäre werden sollten. Den Angaben des Vorstands zufolge wurde ein Fraktionsmitarbeiter mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Rücktritt von Susanne Hennig-Wellsow

Am vergangenen Freitag waren über einen Bericht das Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ mutmaßliche Fälle sexualisierter Gewalt in der hessischen Linkspartei öffentlich geworden. Es gebe verschiedene Dokumente mit Hinweisen auf „mutmaßliche Grenzüberschreitungen, Machtmissbrauch und eine toxische Machokultur“, schrieb das Nachrichtenmagazin nach Gesprächen mit zehn Frauen und Männern. Wissler hatte sich daraufhin entschieden dagegen gewandt, dass „mir unterstellt wird, ich hätte irgendjemanden geschützt“.

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Am Mittwoch erklärte die Co-Bundeschefin der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, mit sofortiger Wirkung ihren Rücktritt. Den begründete sie vor allem mit privaten Gründen, als weitere Gründe nannte sie eine nötige Erneuerung der Partei. Sie erwähnte zudem den Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen. Dieser habe eklatante Defizite der Partei offen gelegt. Wissler will die Partei nun vorerst alleine weiterführen.