Redakteur Marco Armbruster will Mitte Juli 68 Kilometer in mehreren Etappen auf dem Kandelhöhenweg wandern. Foto: Goltz

Ob Mammutmarsch, Jogging-Erfolge oder Schwarzwaldwanderung: Unsere Redakteure haben sich für den Sommer viel vorgenommen. Das Ziel von Marco Armbruster: 68 Kilometer in mehreren Etappen auf dem Kandelhöhenweg wandern.

Das Wandern habe ich im vergangenen Jahr für mich entdeckt. Es gibt nichts schöneres als sich aus eigener Kraft in der Natur zu bewegen! Bisher war ich viel in den Vogesen unterwegs, aber immer nur auf Halbtagestouren – zehn bis 15 Kilometer.

Mit drei Etappen auf dem Kandelhöhenweg will ich es nun wissen: Pack ich auch 20 bis 25 Kilometer am Tag, gleich noch dreimal hintereinander? Falls ich bis Freiburg laufen sollte, kommt noch eine Tagesetappe dazu. Und bisher habe ich am Stück nie mehr als 700 Höhenmeter gemacht, von Waldkirch zum Kandel allein sind es schon 1000 – das wird ein Abenteuer!“

Gemeinsam mit meinen Kollegen stelle ich im Rahmen einer Serie in meine Erfahrungen vor.

15. Juli: Das Geld ist gut investiert

Das Projekt „Kandelhöhenweg“ nähert sich seinem Höhepunkt: Am Sonntag laufe ich los Richtung Süden. In die Vorbereitung habe ich viel Zeit investiert – allerdings nicht nur das.

Mit meiner zuvor nicht sehr hochwertigen Wanderausrüstung bin ich beim Training schnell an meine Grenzen gestoßen. Ein großer Wanderrucksack musste her, dann Wanderstöcke, schließlich richtige Wanderstiefel – hinzu kam nach und nach auch Funktionskleidung.

Wandern geht natürlich auch ohne all das. Wer aber mal acht Stunden am Stück unterwegs war, weiß, was für einen Unterschied eine hochwertigere Ausrüstung macht. Rund 600 Euro habe ich dafür investiert. Hinzu kommen noch die Übernachtungen auf der Tour.

Zählt man wirklich alles zusammen, wird mich die Aktion wohl 1000 Euro kosten. Die Ausrüstung werde ich noch lange nutzen, von der Erfahrung zehren – es ist also gut investiertes Geld.

8. Juli: Der Weg ist das Ziel

Aufgeschürfte Schienbeine, zerkratzte Arme, wunde Füße und dicke Blasen – ich habe in den vergangenen zwei Monaten viel Wander-Erfahrung gesammelt. Vor allem die letzten Wochen dienten dazu, meinen Rucksack mit fünf bis zehn Kilo Marschgepäck auszuprobieren oder die neuen Stiefel einzulaufen. Wie viel Wasser brauche ich für eine Tour über 25 Kilometer? Welche Stellen am Fuß klebe ich besser vorher schon ab? Mittlerweile habe ich eine ganz gute Ahnung davon.

Doch es gab nicht nur trockene „Lerneffekte“, sondern auch tolle Erfahrungen entlang der Wege: Einen Landwirt etwa, der mich auf dem Nordracher Obstbrennerweg spontan einlud, seinen Gin zu verkosten. Pilger spielten mir auf dem Kinzigtäler Jakobusweg auf ihren Blasinstrumenten aus Antilopen-Hörnern vor.

Hinzu kommen Begegnungen, die gar keine waren: Wenn Landwirte etwa Getränkestationen und Bänke aufgestellt hatten. Oder die von guten Geistern gepflegte Ausschilderung im Schwarzwald. Und dann gab es noch viele unfassbar schöne Panoramen.

Noch rund eine Woche, dann will ich 70 Kilometer bis St. Peter zu Fuß zurücklegen – in der Hoffnung, dass ich es packe. Bin ich nervös? Nein, am liebsten würde ich mich aber direkt jetzt schon auf den Weg machen.

1. Juli: Immer nur im Kreis laufen?

Mir ist bei der Vorbereitung auf meine Mehrtagestour ein neues Phänomen untergekommen: „Wanderstress“. Denn mit einer Stunde ums Dorf spazieren ist es nicht getan. Eine Tagestour – sechs bis acht Stunden – kostet inklusive Anreise eben genau das: einen ganzen Tag. Da bleibt nur das Wochenende übrig, andere Aktivitäten ordne ich meinem Training derzeit unter.

Und geplant werden will eine Tour auch sein: Wo passen Distanz und Höhenprofil? Wie kommt man zum Ausgangspunkt und zurück? Einfach loslaufen funktioniert für mich nicht.

Eine Planungshilfe ist dabei die Webseite ortenau-tourismus.de: Unter der Überschrift „Wanderhighlights in der Ortenau“ sind Dutzende Touren mit vielen Infos gelistet. Dort lässt sich auch nach Distanz, Höhenmetern oder Schwierigkeitsgrad filtern.

Das erleichtert die Planung, die Anreise ist in der Regel kurz und der „Wanderstress“ hält sich damit in Grenzen. Zudem gibt’s auch in der Ortenau viel zu entdecken – auch wenn man nur im (Land)Kreis läuft.

24. Juni: (K)ein Zimmer gesucht

Gedanklich hatte ich mir schon wilde Szenarien ausgemalt: Kommt es hart auf hart, müsste ich mir am Ende meiner ersten Tagesetappe Mitte Juli irgendwo in der Höhe zwischen Schutter- und Kinzigtal ein Plätzchen im Unterholz suchen.

Denn die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten für die Mehrtagestour hat sich als gar nicht so einfach herausgestellt. Zum einen ist der Juli ein beliebter Reisemonat und viele Optionen sind ausgebucht, zum anderen verläuft der Kandelhöhenweg auch nicht durchweg durch die Tourismus-Hochburgen des Schwarzwalds. Ein Abstieg ins Tal und damit ein größerer Umweg wäre die Alternative gewesen.

Für den kritischen ersten Tag ist jetzt jedoch alles eingetütet: Im zu Biederbach gehörenden Bereich Höhenhäuser hat sich ein Zimmer gefunden! Nach rund 26 Kilometern und 1000 Höhenmetern schläft es sich in einem weichen Bett doch besser, als auf dem Waldboden. Eine Sorge weniger – da fällt das Wandertraining gleich leichter!

3. Juni: Wandern? Nie wieder!

In rund sechs Wochen will ich zum Sturm auf den Kandel bei Freiburg ansetzen. Damit das klappt, stehen an den Wochenenden nun erstmal Ganztagestouren auf dem Programm – sozusagen als Training. Eine habe ich bereits hinter mir: die erste Etappe auf dem Kandelhöhenweg von Oberkirch über den Mooskopf nach Gengenbach. Die werde ich im Juli nicht laufen, sondern direkt mit der zweiten Etappe einsteigen.

Das Fazit: Ich bin erstaunt, wie weit ich zu wandern vermag! Und wie sehr meine Füße schmerzen können. Nach 30 Kilometern, 800 Höhenmetern und rund neun Stunden – inklusive Pausen – war die Luft raus. „Wandern? Nie wieder!“, fasst meinen Gemütszustand am Abend des Wandermarathons ziemlich gut zusammen. Allerdings: Mit einigen Tagen Abstand juckt es mich schon wieder in den Beinen. Am Samstag steht die nächste Tour an!