Konzentriert bearbeitet Enrico Nuvolin eine Fensterumrandung für eine historische Gaststätte. Foto: Stahl

Enrico Nuvolin ist Chef der Firma Steinmetz Göhrig in Kuhbach. Er weiß genau, auf was es bei dem alten Handwerk ankommt und zeigt die Langlebigkeit seiner Arbeit auf. In die Zukunft blickt er zuversichtlich trotz Sorgen um den Nachwuchs im Beruf.

Der Arbeitslärm ist nicht zu überhören. Es wird gebohrt, gesägt und gehämmert. Enrico Nuvolin ist in seinem Element. Er leitet seine Firma seit 2020, sie umfasst drei Mitarbeiter. „Ich bin mit dem Beruf aufgewachsen“, so beschreibt Nuvolin seine enge Verbindung zur Steinbearbeitung. Sein Vater ist ebenfalls Steinmetz- und Steinbildhauermeister und leitet die Nuvolin GmbH in Lahr mit weiteren 14 Mitarbeitern. Der Steinmetzbetrieb Göhrig ist ein Einzelunternehmen im privaten Besitz von Enrico Nuvolin.

 

Der 32-jährige hat die Ausbildung zum Steinmetz-und Steinbildhauer mit der Fachrichtung Bildhauerei absolviert. Der Steinbildhauer erschafft zusätzlich Figuren und Schmuckelemente neben technischen Werkstücken. In seiner Firma fungiert er als Geschäftsführer. Da die Arbeitsplanung und Büroarbeit viel Zeit einnehme, könne er handwerkliche Aufträge nicht mehr wie im früheren Ausmaß erledigen. Die Aufgabenbereiche bei Steinmetz Göhrig sind in die Produktion und das Versetzen von Grabmälern (40 Prozent), Denkmalpflege (40 Prozent) und Verkauf von Rohmaterial an Kollegen (20 Prozent) aufgegliedert. In Neubauten gebe es auch Projekte, aber dies sei eher selten und geschehe in kleinem Umfang.

Zur Produktion wird Lahrer Buntsandstein aus dem „Steinbruch am Altvater“ verwendet, der außerhalb von Kuhbach liegt. Es gibt noch einen zweiten Steinbruch nahe Herbolzheim, zusammen würden etwa 250 Tonnen jährlich abgebaut, so der Steinmetz. Im Steinbruch wird der Sandsteinblock mit einer Seilsäge abgetrennt und anschließend weiterverarbeitet in kleinere Stücke. „Jeder Schritt ist anspruchsvoll“, beschreibt Nuvolin die herausfordernde Aufgabe. Es können immer Fehler passieren, in der Rohbearbeitung seien sie am leichtesten zu beheben. Bei dem Einbau eines fertigen Werkstücks an der Fassade könne ein Fehler indes fatal sein.

Handwerk erfordert Durchhaltevermögen

Das Handwerk des Steinmetzes ist „gewiss kein leichtes“, weiß Nuvolin. Es werde viel Geduld, Durchhaltevermögen und räumliches Sehvermögen benötigt. Ohne Talent und eine handwerkliche Neigung sei es schwierig. Man werde aber belohnt, wenn man fleißig sei und gründlich arbeite: „Der Steinmetz baut für Generationen.“ Gerade Restaurierungen an alten Fachwerkhäusern würden die Jahrzehnte überdauern, dasselbe gelte für Grabsteine auf dem Friedhof. Der Beruf sterbe in Zukunft nicht aus, ist sich Nuvolin sicher. Die Arbeit werde weiterhin zum Erhalt denkmalgeschützter Gebäude benötigt.

Das Repertoire des Steinmetzes habe sich im Laufe der Zeit geändert, neben dem klassischen Hammer und Meißel haben sich Werkzeuge wie Winkelschleifer oder Pressluftpistolen für die Feinarbeit etabliert. Außerdem zählen große Maschinen wie die Seilsäge im Steinbruch oder die Brückensäge dazu, die die Arbeit der Steinmetze sehr erleichtern. „Früher wurde noch mehr körperlich gearbeitet“, stellt Nuvolin fest.

„Steinmetz wird immer Arbeit finden“

Die Ausbildung der jungen Generation mache dem selbst noch nicht alten Steinmetz jedoch Sorgen, denn immer weniger junge Menschen ließen sich für das Handwerk begeistern. Mit den zwei Auszubildenden sei man zufrieden. Er habe aber schon erlebt, dass junge Menschen das Durchsetzungsvermögen für die Ausbildung fehle. Ohne ein Vorpraktikum habe man bei Steinmetz Göhrig keine Chance auf eine Ausbildung, betont der Steinmetz. Nuvolin vertraut dennoch auf die Zukunft seiner Profession: „Der Steinmetz wird immer Arbeit finden.“

Vorschläge für die Serie

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