Nein, der Bau der Seniorenwohnanlage in Bad Teinach-Zavelstein ist nicht gänzlich zum Erliegen gekommen. Zumindest nicht für immer, sondern nur für eine geraume Zeit. Die Hintergründe sind nicht zuletzt der Ukraine-Krieg und die nahe Teinach.
Bad Teinach-Zavelstein - Es geht wenig bis eigentlich gar nichts in Bad Teinach. Konkret gemeint ist die Baugrube nahe des Ortseingangs linker Hand, wo die neue Seniorenwohnanlage entstehen soll. Seit geraumer Zeit waberten erste Gerüchte durch die Gassen, wonach der Bau eingestellt worden sein soll. Daher sah sich Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister Markus Wendel jetzt genötigt, diese Gerüchte öffentlich zu zerstreuen. "Einiges wurde ja schon gemacht: der Erdaushub, die Verlegung von Wasser- und Abwasserleitungen", zählte Wendel am Rande der jüngsten Gemeinderatssitzung auf. Der Vorhabenträger habe inzwischen schon eine fast siebenstellige Summe investiert.
"Da gibt es kein Zurück mehr", stellt Wendel klar. In der Tat sei es so, dass der Status quo der Baugrube schon eine ganze Weile anhält. Das liege aber "wie bei vielen anderen" mitunter am Ukraine-Krieg, den dadurch steigenden Kosten und unkalkulierbaren Risiken. Teilweise würden für gewisse Materialien Tagespreise aufgerufen. Eigentlich habe der Bauherr, die Schweizer Immoprojekt GmbH aus Gerlingen, bereits im Frühjahr alles für den Rohbau ausgehandelt. Doch dann kam der 24. Februar und mit dem Überfall der Ukraine durch Russland kam nicht nur die europäische Sicherheitsstatik ins Wanken, sondern auch die des Baugewerbes. "Das alles verzögert sich jetzt um ein paar Monate", bilanzierte Wendel. Zumal, da der auserkorene Rohbauunternehmer dem Bauherrn gegenüber die Preise nicht mehr halten konnte. Verteuerte Rohstoffe lassen grüßen.
Firmenchef erklärt Verzögerung
Auch Marcus Ziegler, Chef der Firma, tritt den Gerüchten entgegen. Das Projekt lebe natürlich noch. Aber Ziegler sagt mit Blick auf die Preise des Rohbaus auch: "Mit solch großen Unbekannten können wir nicht kalkulieren." Außerdem sei dann auch das Verkaufen schwierig, wenn man nicht wisse, ob der Preis am Ende in die Höhe schnelle. "Die Preise und die Verfügbarkeit waren im Sommer eine Katastrophe", redet Ziegler nicht um den heißen Brei herum. Inzwischen entspanne sich die Lage etwas, wenngleich das Material immer noch rund 40 Prozent mehr kostet als vor dem Ausbruch des Krieges. Gerüchte, wonach die Gerlinger Investoren in finanzieller Schieflage seien, bezeichnet Ziegler frei weg als "Humbug". Auch in einer Mail an Bürgermeister Wendel, die selbiger in der Sitzung in Auszügen zitierte, versicherte Ziegler, dass man sich "keine Sorgen machen" müsse, die Firma auf "soliden Beinen" stehe.
Pumpen laufen sehr lange
Inzwischen hat Ziegler aber nach eigener Aussage ein neues Angebot des Rohbauunternehmers auf dem Tisch liegen, prüft das aktuell noch geflissentlich. Unmittelbar losgehen kann es aber auch wegen der bald winterlichen Witterung nicht. "Wenn wir in der Baugrube noch einen Meter tiefer graben, dann kommt das Grundwasser hoch", verweist Ziegler auf die nahegelegen Teinach. Und wenn das dann in die Baugrube vordringt, muss es abgepumpt werden – rund um die Uhr während der laufenen Bauphase. "So lange, bis das Gebäude vom Eigengewicht her so schwer ist, dass es stabil steht", erklärt der Firmenchef. Selbst wenn man nach der Fertigstellung der Tiefgarage und des Kellers die Pumpen abschalten würde, könnte der Druck des Grundwassers das Gebäude verschieben. "Ab dem zweiten Stockwerk müsste es schwer genug sein", so Ziegler. Aus diesem Grund mache es keinen Sinn, jetzt in die Wintermonate hinein anzufangen, wenn mit Wasserpumpen hantiert werden muss. Die Frostgefahr ist schlicht zu hoch. "Das Projekt ist nicht aufgehoben, sondern nur etwas aufgeschoben", fasst Ziegler abschließend zusammen. Im Frühjahr soll dann durchgestartet werden – hoffentlich, meint der Bauherr, ist dann auch ein Preisruck nach unten zu spüren.