Links ein Senior aus Dettingen, der besseres Parken fordert. Eine der Aufgaben, die Aileen Wehle als neue Senioren-Beauftragte im Rathaus von Cornelia Schäfer (Mitte) übernimmt. Foto: Juergen Lueck

Über 60 Senioren reden Klartext: Weg mit den Stolperfallen. Besser parken. Lasst uns ( in den Ortsteilen) nicht allein. Das muss die neue Seniorenbeauftragte Aileen Wehle jetzt anpacken.

Die Mensa des MGG. Über 60 Senioren sind da beim Seniorenforum. Anpacker wie Barbara Terlau, Peter Woikowski oder Kurt Schmid. Und jede Menge anderer Ü-65, die dem Rathaus sagen, wo es hakt.

 

Genau der richtige Tag. Cornelia Schäfer sagt: „Wir haben heute die Hilver-App gestartet. Sie soll den Senioren fix ehrenamtliche Hilfe vermitteln. Wir haben auch schon die erste Vermittlung.“ Für Schäfer ein Abschied. Denn: Sie übernimmt die Aufgabe von Doris Albrecht (Ruhestand, bisher Schule), Aileen Wehle (bisher unter anderem Ehrenamt und Vereine) ist jetzt für die Senioren da.

Und die bekommt an ihrem Tisch erst mal Klartext zu hören. Ein Dettinger Senior regt sich über Falschparker auf. Die verhindern, dass er bequem ins Auto kommt und wegfahren kann. Auch in der Kernstadt ist das Parken nicht optimal, so der Mann. Rollstuhlfahrerin Siska Teichert-van der Ploeg sagt: „Ich kämpfe seit Jahren für Barrierefreiheit. Nachdem drei Jahre im Aufzug zum Rathaus nichts passiert ist, habe ich selbst den Aufkleber hingemacht, in welchem Stock man zur Behinderten-Toilette kommt. Da wollte mich das Rathaus fast wegen Sachbeschädigung anzeigen.“

Elke Groß beim Senioren-Forum: Das sind die Probleme in den Ortsteilen. Foto: Jürgen Lück

Ur-Oma Ursel Kirchner, die vor zwei Jahren noch einen gut gelaunten Cat-Walk mit Rollator bei der Modenschau im Steinhaus hinlegte, beschwert sich im Video über die vielen „Stolperfallen- und Kanten.“

Apropos Angebote zum Spaß haben und sich treffen. Genau davon gibt es jede Menge, so berichtet Woikowski – auch Kult-Nikolaus beim Horber Advent. Was noch fehlt: Ein Männertreff. Beispielsweise im Keller des Steinhauses.

Horb für Senioren hui, Ortsteile pfui?

In den Ortsteilen dagegen ist es eher finster, so Elke Groß: „In den Ortschaften fehlen Treffpunkte. Es fehlt oft der Ort der Begegnung wie Gastronomie, Laden oder Post. Ein großer Punkt ist auch, dass die Angebote in den Ortschaften nicht transparent für andere außerhalb sind. Wir müssen es hinbekommen, dass sich die Macher in den Ortschaften zusammenschließen und vernetzen. Was uns fehlt, ist eine gesammelte Info über die Seniorenveranstaltungen in Horb und den Ortsteilen.“

Dazu kommen die schlechten Verbindungen. Woikowski: „Es wird Zeit, über einen Bürgerbus nachzudenken.“

Christina Schenk hatte die Gruppe „Bewegung und Sport“. Sie sagt: „Es gibt zwar viele Angebote in den Vereinen. Doch wie komme ich mit denen in Verbindung? Man hat oft den Eindruck, dort gibt es eine Grüppchenbildung.“

In der MGG-Mensa wurde eifrig diskutiert – im Anzug der AfD-Landtagsabgeordnete, Kreis- und Gemeinderat Uwe Hellstern. Foto: Jürgen Lück

Und dafür ist die „Neue“ Aileen Wehle genau richtig. Sie sagt: „Ich kenne durch meine bisherige Tätigkeit die Ehrenamtlichen und Vereine. Wir werden auch diese Angebote alle zentral aufarbeiten und versuchen, auch Ansprechpartner zu nennen.“

Nächstes großes Thema: Wie wird geholfen, wenn der Partner plötzlich Pflegefall wird? Winfried Asprion (auch OGL-Gemeinderat): „Ich kann Fachartikel von den Maltesern bekommen, die veröffentlicht werden können. Dazu gibt es in Freudenstadt das Café Malta. Dort können Pflegende ihre Angehörigen für ein paar Stunden hinbringen.“

Wir brauchen Infos, falls mein Partner plötzlich Pflegefall wird

Bärbel Engel von der KEB: „Es gibt viele Angebote in Horb, doch da fehlt der Bekanntheitsgrad. Wir beraten auch dazu.“ Heißt: Das wäre vielleicht auch ein Thema für ein zentrales Info-Angebot durch Aileen Wehle und ihr Team.

Doch die beste Nachricht hat Corinna Schäfer noch zum Abschluss für ihre Nachfolgerin: „Wir haben schon über 60 Mail-Adressen von Senioren bekommen. Damit hat Aileen eine sehr gute Grundlage mit neuen Ansprechpartnern für das Ehrenamt und die Vernetzung.“

Barbara Terlau sorgt für gute Laune: Bürgermeister Ralph Zimmermann und Peter Woikowski (rechts) freuen sich über ihre Vorschläge. Foto: Jürgen Lück

Wird Barrierefreiheit jetzt wieder Chefsache?

Und auch die Barrierefreiheit könnte jetzt Chefsache werden. Schäfer: „Wir haben unseren Arbeitskreis mit Verkehrsplanerin Nina Ledermann. Der trifft sich regelmäßig. Leider können wir durch die Topographie in unserer Stadt nur Stück für Stück Fortschritte erzielen. Wer etwas hat, bitte melden.“

Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP): „Die jetzt vorgelegten Pläne aus dem Wettbewerb zur Umgestaltung der Kernstadt sehen alle eine barrierefreie Umgestaltung vor. Auch der geplante Neubau des Supermarkts auf dem Steigle bietet die Chance, hier etwas auch für Fußgänger zu verbessern. Falls es Sinn macht, bin ich auch gerne bereit, einen Rundgang mit den Gehandicapten zu machen.“