Zwischen Älteren und Jüngeren sollen Kontakte geknüpft werden.Symbol-Foto: ©Alexander Raths - stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Seniorenbeauftragte: Ehrenamtsbörse soll noch im April starten

Oberndorf. Einzelgespräche, Hilfe in Corona-Zeiten und eine Ehrenamtstauschbörse – bei den Seniorenbeauftragten in Oberndorf war trotz Corona auch 2020 jede Menge los. "Bei der Seniorenarbeit spielt Oberndorf im Landkreis ganz vorne mit", hob Bürgermeister Hermann Acker in der Sitzung des Verwaltungsausschusses daher hervor.

Insgesamt 62 Gespräche fanden im Rahmen der offenen Sprechzeiten statt, davon 40 in Oberndorf, zehn in Epfendorf und zwölf in Fluorn-Winzeln. Außerdem gab es 24 Einzelberatungen im Büro in der Lindenstraße 13 und 111 Hausbesuche, bei denen es um Themen wie Beratung zur Wohnsituation oder Antragsbearbeitungen, manchmal aber auch nur um Einsamkeit ging.

Von 210 geplanten sogenannten präventiven Hausbesuchen konnten die Seniorenbeauftragten aufgrund der Pandemie nur 37 vornehmen. Damit soll Hilfebedarf bei Bürgern ab dem 83. Lebensjahr früh erkannt werden. Hinzu kamen Vorsorgeberatungen und Gespräche mit ehrenamtlichen Bürgerhelfern.

Eine besondere Aktion war "Oberndorf hilft" während des ersten Corona-Lockdowns 2020, wie die Seniorenbeauftragte Kathrin Armbruster sagte. Corona sei sozusagen ein Türöffner gewesen, um einerseits an Helfer zu kommen, andererseits aber auch an die Menschen, die zu vereinsamen drohten.

Im Rahmen der Aktion habe man 75 ehrenamtliche Bürgerhelfer gewinnen können, die für ältere Menschen einkaufen gingen oder andere Dinge erledigten. Daraus seien 25 längerfristige Einzelbegleitungen durch Ehrenamtliche entstanden.

Gegenseitig unterstützen

Noch im April soll die Ehrenamtsbörse "MIO" (Mitmach-Initiative Oberndorf) an den Start gehen. Sie ist im Juli 2020 aus dem Bürgerbeteiligungsprojekt "EinTopf und viele Ideen" hervorgegangen.

Auf der Plattform sollen Bürger jeden Alters ihre "Talente" präsentieren können, so dass insbesondere Senioren aus einem Pool von Angeboten die Hilfe wählen können, die sie benötigen, beispielsweise die Begleitung bei einem Arztbesuch oder einem Einkauf. Wer eine solche Leistung bietet, erhält dafür im Gegenzug ein "Talente"-Guthaben, das er in etwas investieren kann, das er wiederum brauchen kann – jedoch nicht notwendigerweise von demjenigen nehmen muss, dem er geholfen hat.

Alternativ können "Talente" gespendet werden. Auf diese Weise sollen auch Bürger profitieren, die nichts zurückgeben können. Für die "MIO" gab es 10 000 Euro als Förderung von der Marion-und-Otto-Biesenberger-Stiftung.

Das zweite große Projekt ist das öffentliche Wohnzimmer im Mehrgenerationenhaus Linde 13. Dieses soll nach dem Umbau ganztags von 9 bis 17 Uhr geöffnet sein und ein festes Wochenprogramm haben, das unter anderem gemeinsames Spielen, Gedächtnistraining, Backen, Tanzen und mehr vorsieht.

"Das sind tolle kreative Ansätze", lobte Günter Danner (SPD) und wollte wissen, wie alt die Helfer sind. Durch die Nähe zum Jugendtreff sollen Kontakte zwischen Älteren und Jüngeren entstehen, so Armbruster. Das habe bei "Oberndorf hilft" schon funktioniert. Da hätten sich sowohl 18-Jährige als auch Bürger bis zu 80 Jahren engagiert.

Jugendliche seien oft geduldiger im Umgang mit älteren Menschen, so Armbruster. Die Seniorenbeauftragte Gabriele Schneider sagte, aus der Hilfsaktion hätten sich auch langfristig tolle Gespanne entwickelt. So gebe es einen 19-Jährigen, der regelmäßig mit einer 80-Jährigen Zeit verbringe.

Neben Fortbildungen, Schulungen, Besprechungen, Förderantragsstellungen und Projekten, die in Epfendorf und Fluorn-Winzeln eingerichtet wurden, wird auch die Einrichtung eines Stadtseniorenrates in Abstimmung mit dem Kreisseniorenrat angestrebt.

Zudem helfen die Seniorenbeauftragten nach wie vor bei der Impfterminvergabe für Ältere. 190 Bürgern habe man schon Erst- und Zweittermine vermitteln können, 54 seien noch auf der Liste, erklärte Armbruster. Dadurch, dass nun auch Hausärzte impfen werden, hoffe man auf eine Entspannung.

Das große Engagement der Seniorenbeauftragten, das im Verwaltungsausschuss sehr gelobt wurde, fordert aber auch ihren Tribut. So sei das Überstundenkonto der Mitarbeiter stark überzogen, sagte Schneider. Spätestens im kommenden Jahr müsse man eine Personalaufstockung beantragen.