Die Gewinner des Senioren-Sozialpreises bei der Übergabe in Calw. Foto: Stöß

Die Senioren-Sozialpreisträger sind gekürt. Der Landkreis Calw ist in Sachen Ehrenamt in Baden-Württemberg "ganz vorne mit dabei, spiele eine führende Rolle", sagte Landrat Helmut Riegger bei der Verleihungszeremonie,

Calw - Die Veranstaltung in den Kundenräumen der Calwer Sparkasse war nicht nur eine Bekanntgabe von Preisen und Preisträgern. Mit der Verleihung – inzwischen die 13. – sollen auch andere Menschen motiviert werden, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Musikalisch eröffnet wurde die Feier durch den 16-jährigen Musikschüler Kalle Dolzmann mit "Chiaots of Fire". Einem Welthit des im Mai verstorbenen griechischen Pionieres elektronischer Musik, Vangelis.

Kennedy als Leitbild

Für Bernd Pletschen, Präsident des Preise-Stifters, des Lions-Clubs Hirsau, ist John F. Kennedys berühmter Satz auf das lokale Ehrenamt übertragbar: "Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann – frage, was Du für Dein Land tun kannst". Er erinnerte an die Ziele und Grundsätze seines Lions-Clubs; begründete so die Motivation, den Preis zu stiften. Man wolle "weltweit einen guten Bürgersinn fördern sowie aktiv für das Bürgerliche sowie für das soziale und allgemeine Wohl eintreten". "Gerade in der heutigen Zeit ist bürgerliches Engagement und Ehrenamt wichtiger denn je", so Pletschen.

Auch die Sparkasse beteiligte sich finanziell bei den Preisen. Vorstand Hans Neuweiler von der gastgebenden Kreissparkasse Pforzheim-Calw freute es sehr, "dass es in unserer Region so viele freiwillige Helfer, sozial Engagierte und ein so hohes Maß an Zivilcourage gibt".

Der "Vorstandsvorsitzende in spe" (Zitat Landrat Riegger) grüßte die "zahlreichen ehrenamtlich tätigen Menschen, die jeden Tag beweisen, wie wichtig es ist, sozial oder gesundheitlich benachteiligten Mitmenschen zu helfen". Neuweiler weiter: "Tätigkeiten im sozialen Bereich sind oft nur ehrenamtlich und damit nur ideell entlohnt. Ein Grund mehr für die Sparkasse, das Engagement zu fördern. Neben der verdienten monetären Würdigung bekomme das Thema heute auch die öffentliche Aufmerksamkeit, die es verdiene. Er hoffe, dass dadurch noch mehr Menschen motiviert werden, sich im sozialen Bereich zu engagieren, resümierte Hans Neuweiler.

Zunehmender Egoismus

Landrat Riegger seufzte deutlich hörbar, als er von einem "zunehmenden Egoismus in unserer Gesellschaft" referierte. Umso größer sein "Stolz auf die vielen ehrenamtlich tätigen Menschen im Landkreis". Das Credo der Menschen sei: "Wir machen was für unsere Gemeinde, unseren Nachbarn, übernehmen Verantwortung für Menschen die am Rande der Gesellschaft stehen." Das seien zwar sehr altmodische Werte. "Aber das ist das, was eine Gesellschaft ausmacht – eben gerade nicht der Egoismus". Dabei habe der ländliche Raum, auch durch diesen Zusammenhalt, eine große Zukunft vor sich, "weil die Menschen in Großstädten merken, wie wertschätzend das (Zusammen-)Leben in ländlichen Kreisen wie dem Nordschwarzwald ist".

Der Vorsitzende des Kreisseniorenrates, Eberhard Fiedler, bezeichnete es "als große Ehre, Menschen auszeichnen zu dürfen, die sich – ungeachtet ihres teilweise fortgeschritteneren Alters – für andere ältere Mitbürger ehrenamtlich engagieren. Oftmals im Stillen und weitgehend nicht bemerkt von der Gesellschaft.

Fiedler stellt Projekte vor

Fiedler stellte Preisträger sowie deren Projekte vor. "Die Auswahl war nicht leicht, weil diese aus einem großen Angebot heraus zu treffen war." Eine Eigenschaft schrieb Fiedler allen Helfenden zu "Ohne das Gen, helfen zu wollen, kann kein ehrenamtliches Engagement auskommen. Deshalb wollen wir nicht nur ehren, loben und bewundern. Diese Veranstaltung soll, vor allem auch der älteren Generation Mut machen, sich zu engagieren.

Simone Großmann bedankte sich im Namen aller Geehrten bei Sparkasse und Lions-Club sowie bei den vielen Förderern, die nicht genannt wurden. "Viele Organisationen haben ein Herz für Vereine und das Ehrenamt. Ohne dies geht nämlich nichts", so die Schirmherrin des Fördervereins "Stationäres Hospiz" in Nagold. Diese Veranstaltung böte die notwendige öffentliche Plattform, um ehrenamtliches Engagement bekannt zu machen. Denn überall fehlt es an Nachwuchs – in den Vereinen und im Ehrenamt.

Preise

Es wurden jeweils drei Einzel- und Gruppenpreise vergeben und dazu einen Sonderpreis.

Einzelpreise

1. Preis (800 Euro) Heinz Umbeer (jahrgang 1946). Der Oberreichenbacher ist seit 2002 ehrenamtlicher Obmann von 25 Alterswehren im Landkreis. In dieser Funktion organisiert er Lehrfahrten, Ausflüge, Besprechungen. Er betreute so 442 ehemalige Aktive.

2. Preis (600 Euro) Gerhard Zeiler (1945). Seit 1999 hält er den Garten des Seniorenheims "Friedensheim" in Ordnung, begleitet Bewohner zum Arzt und erledigt kleine Besorgungen. Der langjährige Heimfürsprecher führte unter anderem Gespräche mit Bewohnern; auch in der deren Zeit des Sterbens. Sehr zur Freude der Bewohner hielt er auch Hasen.

3. Preis (400 Euro) Angelika Brückner (1958) Bad Liebenzell. Sie kümmert sich seit 2014 um das "Bürgerrufauto", somit um die Fahrerplanung, deren Verfügbarkeit; Einsatz- und Schichtpläne. Ihre Arbeit kommt vor allem Seniorinnen und Menschen mit Behinderungen zu Gute.

Gruppenpreise

1. Preis Gudrun Fuchs (1940), Margit Gans (1939) und Regina Gnirs (1945) – alle aus Calw.

Die drei Damen erhalten den Preis als Gruppe, weil sich ihre Aufgaben stark ähneln. Fuchs engagiert sich seit 1972 in der Leitung und Organisation eines Bastelkreises, beim monatlichen Kaffee Kreis mit Frühstück und der ehrenamtlichen Formularhilfe im Haus der Kirche. Gans organisiert und koordiniert die Seniorenarbeit in Heumaden, wie beispielsweise ökumenische Seniorennachmittage. Wie auch Gnirs, die sich, neben ihrer Caritasarbeit auf dem Wimberg vor allem im Pflegeheim um Seniorennachmittage kümmert.

2. Preis (900 Euro) Verein Wohnberater des Kreisseniorenrates. Das sind Dieter Körner aus Bad Liebenzell sowie Annegrit Pahnke und Andreas Bauer (beide Nagold). Seit 2009 wurde bereits 170-mal beraten. Sie füllen den Satz "Alter ist keine Last, wenn die Wohnung zu Ihnen passt" mit Leben. Das Ziel ist, älteren Menschen, so lange wie möglich ein Leben in gewohnter Umgebung zu ermöglichen.

3. Preis (700 Euro) Förderverein »Stationäres Hospiz«, Nagold. Durch dessen außergewöhnliches Engagement entstand erst dieses "einzigartige Hospiz im Landkreis". Dabei waren mannigfaltige Hürden zu überwinden, die mit einer solchen Gründung verbunden sind. Jetzt konzentriert sich der Förderverein auf den Erhalt und die Beschaffung von Mitteln in Form von Vorträgen, Informationsveranstaltungen, Spendenaktionen und vielem mehr.

Sonderpreis

200 Euro – Die Jury hat aus der Vielzahl der Vorschläge einen Sonderpreis an Willi Dreher, Hans und Werner Dürr aus Sulz am Eck ausgelobt. Die Posaunenbläser haben seit Beginn der Pandemie jeden Freitag im Wildberger Alten- und Pflegeheim Lieder und Choräle vorgetragen und zum Mitsingen animiert.