Für Senioren mit Rollator, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen gibt es in Schömberg Hindernisse. Es existieren aber auch schon Ideen, wie die Hürden beseitigt werden können.
Wie sieht es in Schömberg mit der Barrierefreiheit aus? Das ist gerade auch für Senioren wichtig.
Aussichtsturm Mit dem Aussichtsturm Himmelsglück bekam die Gemeinde Schömberg 2021 eine Attraktion für Touristen und Einheimische. Auf ihrer Homepage wirbt die Gemeinde mit dem Zertifikat „Barrierefreiheit geprüft“. Schließlich hat der Turm einen Aufzug.
Schotterweg als Hindernis
Das Problem: Wie kommen Rollstuhlfahrer, Senioren mit Rollatoren und Eltern mit Kinderwagen dorthin. An der Straße von Schömberg nach Igelsloch gibt es zwar einen Behindertenparkplatz. Doch von hier aus bis zum Turm existiert nur ein Schotterweg. Und der sei beschwerlich, gibt Rosario Moser im Gespräch mit unserer Redaktion zu bedenken. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins Menschen helfen Menschen in Schömberg. Der Verein ist unter anderem in der Seniorenarbeit aktiv. „Nicht jeder hat einen elektrischen Rollstuhl“, gibt sie zu bedenken. Wer keinen mit Elektroantrieb habe, brauche Hilfe, so Martin Wurster. Er sitzt selbst im Rollstuhl - mit Elektroantrieb. Wurster ist Vorsitzender des Vereins Menschen helfen Menschen. Mit dem Rollator sei es auch schwierig, ergänzt Moser.
Beide haben Verbesserungsvorschläge. Ein etwa 1,20 Meter breiter asphaltierter Weg vom Parkplatz zum Turm entlang der Bänke wäre nach ihrer Meinung ideal. Wurster würde sich an der einen oder anderen Stelle auch ein Geländer und eine zusätzliche Bank wünschen, damit sich gerade ältere Menschen abstützen könnten oder eine weitere Möglichkeit bekämen, sich hinzusetzen.
„Vielen Dank für die Anregung. Da es sich bei der Oberflächenbeschaffenheit um einen Gemeinderatsbeschluss handelt, lassen wir diese zu gegebener Zeit im Gremium einfließen“, teilte Stefanie Stocker, Pressesprecherin der Gemeinde Schömberg, zu diesem Vorschlag auf Nachfrage mit.
Gerade ältere Menschen begeistert
Auf die Kosten von solchen Hilfen angesprochen verweist Moser auf die demografische Entwicklung in Deutschland: „Es gibt immer mehr ältere Menschen.“ Sie glaubt, dass durch solche Maßnahmen die Besucherzahlen für den Turm und damit die Einnahmen gesteigert werden können. Jedenfalls hat sie immer wieder beobachtet, wie begeistert gerade ältere Menschen seien, wenn sie oben auf dem Turm seien und beim Blick auf Schömberg in Erinnerungen schwelgten. Moser lobt, dass die Gemeinde manchmal einen Kleinbus zur Verfügung stelle, damit ältere Menschen zum Turm gefahren werden können.
Murmelbahnen Positiv sieht Wurster die Murmelbahnen rund um den Turm. Die meisten von ihnen kann auch er als Rollstuhlfahrer nutzen. Er schränkt aber ein, dass die Murmelbahn am Aussichtsturm nur bedingt behindertengerecht sei. Ein kleiner Graben dort mache es für Rollstuhlfahrer schwierig. Wurster schlägt vor, hier ein kleines Rohr mit etwas Erde oder Holzspänen auf dem Rohr zu verlegen, damit Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen darüberfahren können.
„Der Gedankengang wird in den Optimierungsprozess einfließen“, versicherte Stocker.
Gastronomie Moser und Wurster fragen sich, weshalb es am Turm keine kleine Gastronomie gebe und wenn es nur etwas zum Trinken oder Pommes für die Kinder seien. „Bekanntlich gibt es für den Betrieb des Aussichtsturms einen Gestattungsvertrag“, antwortete dazu die Pressesprecherin der Gemeinde.
Bänke Wurster lobt die Bänke mit den Zwischenräumen, die eigens für Rollstuhlfahrer aufgestellt wurden. Menschen mit Behinderungen seien dadurch besser integriert und könnten sich direkt mit ihren Nachbarn unterhalten, findet Wurster. Er sieht darin ein Zeichen für Bemühungen, Menschen mit Behinderungen besser zu integrieren. Er regte aber an, einen befestigten Weg zu diesen Bänken anzulegen. „Wir geben die Anregung gerne weiter“, antwortete dazu Stocker.
Kurhaus Rund um das Kurhaus gibt es Probleme für Rollstuhlfahrer. So ist der kurze Weg vom Parkplatz an der Schwarzwaldstraße zum Kurhaus und in den Kurpark für Rollstuhlfahrer schwierig. Wurster verweist darauf, dass die entsprechende Steigung bei mehr als sechs Prozent liege. Ohne elektrischen Antrieb sei dies alleine nicht zu schaffen. Der Weg an den parkenden Autos vorbei sei zum einen länger und zum anderen wegen der Nähe zur Straße gefährlicher, warnt Wurster.
Hebebühne vorgeschlagen
Wer an der Seite zur Schwarzwaldstraße hin mit dem Rollstuhl in das Kurhaus hineinfahre, habe wieder eine unüberwindbare Treppe vor sich, so Wurster. Moser schlägt als Lösung eine Hebebühne vor. Derzeit gebe es für Rollstuhlfahrer nur einen langer Umweg über den Kurpark, denn auch der kürzeste Weg zur Kurhausterrasse sei für Rollstuhlfahrer durch eine Treppe versperrt, ergänzt sie. Wegen der vielen Hindernisse entscheide sich mancher dagegen, eine Veranstaltung im Kurhaus zu besuchen, gab Wurster zu bedenken.
„Das Kurhaus inklusive der Kuranlage ist barrierearm und für Rollstuhlfahrer bestehen allgemein gültige Sonderregelungen hinsichtlich Parkerleichterungen“, so Stocker. Es gebe im Kurhaus eine behindertengerechte Toilette, versicherte sie zudem.
Zebrastreifen Eine neuralgische Stelle für alle Fußgänger ist der Bereich in der Nähe der Kreuzung von Linden-, Berg- und Schillerstraße. Dort befinden sich eine Arztpraxis, eine Apotheke, die Post und das Büro des Vereins Menschen helfen Menschen. Nach Mosers Worten sei es für Fußgänger extrem gefährlich von den genannten Einrichtungen auf die andere Seite der Lindenstraße zu wechseln, zumal es nur auf dieser anderen Seite Parkplätze gebe. Zum Kreisverkehr sei der Weg zu weit, findet sie, zumal das Gefälle sehr groß sei. Sie regt einen Zebrastreifen an.
Allerdings gibt es Hürden für das Einrichten eines Zebrastreifens. Ist die Gemeinde der Meinung, dass der Zebrastreifen nötig ist, kann sie diesen als Thema für eine nächste Verkehrsschaukommission bei der unteren Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt einbringen, teilt dazu Anja Reinhardt, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, auf Nachfrage unserer Redaktion mit. „Im Zuge der Verkehrsschaukommission beraten Vertreter der unteren Straßenverkehrsbehörde, der Polizei, des Straßenbaulastträgers und der zuständige Straßenmeister über die Möglichkeit einer Einrichtung eines Fußgängerüberwegs“, so Reinhardt über das weitere Vorgehen.
Einige Voraussetzungen
Reinhardt nennt folgende Voraussetzungen für einen Zebrastreifen: Auf beiden Gehwegseiten des Fußgängerüberwegs muss es ausreichend Platz für die Einrichtung von Aufstellflächen geben, in denen Fußgänger gefahrlos warten können. Autofahrer und Fußgänger müssen sich gegenseitig frühzeitig sehen können. Die Mindestsichtweiten auf den Fußgängerüberweg und die Wartefläche – bei 40 Kilometern pro Stunde werden 50 Meter Sichtweite auf den Fußgängerüberweg und 35 Meter auf die Wartefläche vorausgesetzt – müssen gegeben sein. Der Fußgängerüberweg muss außerhalb von Kreuzungen und Einmündungen liegen. Die Position des Fußgängerüberwegs muss so gewählt sein, dass er in Laufrichtung der Fußgänger liegt beziehungsweise hinsichtlich der Laufwege der Fußgänger eine möglichst intuitiv logische und sichere Querungsmöglichkeit darstellt. Es muss eine nachweislich erhöhte Gefährdung für Fußgänger vorliegen.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben seien, werde sich das Landratsamt für einen Fußgängerüberweg einsetzen. Stocker ergänzte, dass das Ordnungsamt der Gemeinde diese Anregung „gerne in die nächste Verkehrsschau einfließen lässt“.