Nur wenn alle Bedingungen stimmen, lässt sich in Wald und Flur ein außergewöhnliches Naturschauspiel beobachten: Haareis. Im Wald auf dem Wimberg stimmten am Sonntag die Voraussetzungen. Doch was ist das eigentlich?
Von Weiten sieht es zunächst nicht gerade nach etwas Besonderem aus – eher wie gewöhnlicher Frost an Ästen. Vielleicht etwas dicker als üblich. Näher betrachtet wirkt es wie Wolle. Tatsächlich handelt es sich um Eis.
Wer am Sonntag im Wald auf dem Wimberg spazieren ging, konnte dort diese Seltenheit in Augenschein nehmen. Ein Phänomen, dass Haareis oder auch Eiswolle genannt wird.
Auf morschem und feuchtem Totholz
Dabei handelt es sich um feine Fäden aus Eis, die tatsächlich wie Haare aussehen. Und die nur entstehen, wenn alle Voraussetzungen stimmen.
Haareis bildet sich auf morschem und feuchtem Totholz. Wirklich ungewöhnlich daran: Es entsteht aus dem Wasser, das im Holz gespeichert ist, nicht aus dem Wasser, das aus der Luftfeuchtigkeit stammt.
Nicht vollständig erforscht
Dass die dünnen Fäden entstehen, scheint aber vor allem einem Pilz im Holz zu verdanken zu sein. Wie der Deutsche Wetterdienst auf seiner Internetseite berichtet, habe ein Wissenschaftler namens Alfred Wegener das bereits im Jahr 1918 hinter dem bislang nicht vollständig erforschten Geschehen vermutet. Andere Wissenschaftler hatten das bezweifelt.
Verschiedene neuere Untersuchungen wiesen jedoch ebenfalls darauf hin, dass ein lebender Pilz für die Bildung des Haareises verantwortlich ist. Dieser Pilz, so die These, stößt bei seinem Stoffwechsel Gase aus, die das Wasser gewissermaßen aus dem Holz schieben. Dabei gefriert es Stück für Stück – es bilden sich Fäden oder „Haare“.
Knapp unter dem Gefrierpunkt
Das ist jedoch nicht alles: Wichtige Voraussetzung ist auch, dass die umgebende Luft mit Wasser gesättigt ist. Und dass die Temperaturen nur knapp unter dem Gefrierpunkt liegen. Nur dann ist es einerseits warm genug, dass das Wasser im Holz flüssig bleibt, aber kalt genug, dass es gefrieren kann, wenn es an die Oberfläche tritt.
Dass ohne Pilz auch kein Haareis entsteht, legten übrigens Experimente nahe. Wurde dieser im Holz etwa durch ein Fungizid, also ein pilztötendes Mittel, ausgeschaltet, bildete sich auch keine „Wolle“.