Fast wie zu Hause im Narrenschopf fühlte sich die Delegation des Geschichts- und Heimatvereins Bad Dürrheim in dem Sole-Rundbehälter des Salinenmuseums Rottweil. Durch einen Zufall bekam der dortige Förderverein unter anderem wertvolle alte Pläne und Zeichnungen zur Saline Bad Dürrheim in die Hände, die er nun zum 200-jährigen Jubiläum der Salzentdeckung als Geschenk an das Heimatmuseum der Kurstadt weitergab. Ausschussmitglieder und die Vorsitzende Martina van Spankeren-Gandhi (links), übergaben die Schätze an Jürgen und Sabine Kauth (zweiter und dritte von links) vom Bad Dürrheimer Heimatverein. Foto: Heimatverein

Der Bad Dürrheimer Geschichts- und Heimatverein bekam dieser Tage vom Rottweiler Förderverein Salinenmuseum ein besonderes Geschenk aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums zur Salzauffindung in Bad Dürrheim in diesem Jahr, teilt der Verein mit.

Bad Dürrheim - Einem Konkurrenzkampf zwischen drei Ländern verdankt Bad Dürrheim sein Salz. Denn im württembergischen Jagstfeld hatte man schon 1816, im hessischen Wimpfen 1819 reiche Salzvorkommen entdeckt. Die großherzoglich badische Regierung stand unter Druck: kein Salz weit und breit. Alles musste teuer aus dem Ausland gekauft werden.

Durch die Entdeckung des Salzlagers auf Bad Dürrheimer Gemarkung im Jahr 1822 konnte das Land seine Salzarmut beheben und seine finanziellen Nöte mildern. Für die damals rein bäuerliche Gemeinde ergaben sich durch den Bau einer Staatssaline, die den Namen Ludwigssaline erhielt, neue Entwicklungsmöglichkeiten. Der harte Konkurrenzkampf mit den württembergischen Salinen ist heute längst vergessen und man blickt gegenseitig mit Respekt auf die noch erhaltenen baulichen Zeugnisse der historischen Industriewerke. Was Rottweil und Bad Dürrheim verbindet sind die Gebäude des Narrenschopfs.

Kuppeldach als Abdeckung

Dessen Ursprung waren die ehemaligen Sole-Rundbehälter mit Kuppeldächern aus der Rottweiler Saline Wilhelmshall, die 1969 geschlossen wurde. Die Gemeinde Bad Dürrheim erwarb einen der achteckigen Abdeckungen der ehemaligen Sole-Vorratsbehälter aus den Jahren 1847/48 mit einem Durchmesser von fast 18 Metern, der in Sichtweite der Bohrtürme am Kurpark wieder aufgebaut wurde. Da das Material der zweiten aus Rottweil übernommenen Rundkuppel irgendwann nicht mehr zur Verfügung stand, wurde in den Jahren zwischen 1981 und 1983 eine Rekonstruktion mit einem Verbindungsbau errichtet.

Zur Landesgartenschau im Jahr 1994 entstand schließlich eine unterkellerte Kopie der zweiten Kuppel, dazu ein erweitertes Foyer mit einem Türmchen als Blickfang. Manchem Rottweiler tut es heute noch leid, dass bei der Rottweiler Saline nur ein Rundbau erhalten blieb. Stilecht, in diesem Gebäude, übergaben dieser Tage Vorstands- und Ausschussmitglieder des Fördervereins Salinenmuseum mit der Vorsitzenden Martina van Spankeren-Gandhi, wertvolle alte Pläne und Zeichnungen zur Saline Dürrheim an Jürgen und Sabine Kauth vom Bad Dürrheimer Heimatverein.

Architekturzeichnungen sind einzigartig

Neben Architekturzeichnungen von Siedehäusern innen und außen, Plänen zum Bau der ersten Saline, des Inhalatoriums, der unterirdischen Sole-Reservoirs beim Sütterlinsplatz oder dem Einbau einer Dampfmaschine im ersten Bohrhaus, findet sich ein besonderer Schatz: Ein Ortsplan von Dürrheim vor 200 Jahren, mit seinen damals etwa hundert Häusern. Dieser entstand auf Anweisung des Großherzogs Ludwig von Baden kurz nach der sensationellen ersten Fundbohrung nach Salz im Land Baden. In seiner Euphorie schickte er einen Geometer, der den gesamten Ort kartographisch darstellen musste, damit "Ihre königliche Hoheit" einmal sieht, wie die Gemeinde aussieht, die zukünftig den Ortsnamen Ludwigshall tragen sollte.

Die Wiese, auf der die Saline später gebaut wurde, war noch leer, einzig das Fundbohrloch ist eingezeichnet mit Namen Ludwigs-Bohrhaus. Dieser Plan – mit der riesigen Überschrift "Dorf Ludwigshall" - verschwand aber bald wieder in der Schublade, weil "das sture Bauernvolk" aus Bad Dürrheim seinen alten Ortsnamen behalten wollte. Der Plan wird nun restauriert und im Frühjahr im Heimatmuseum ausgestellt.