SPD-Parteichefin Saskia Esken (Dritte von rechts) auf dem Segelschiff, das der Nagolder Genosse Ulrich Hartmann (ganz hinten) eigens gebaut hatte. Ganz vorne im Boot: SPD-Kreisvorsitzende Daniela Steinrode und Neu-Mitglied Enes Gül. Foto: SPD

So nah waren Nagolds Sozialdemokraten der eigenen Parteiprominenz selten. Noch am Wahlabend schickte der gebürtige Vollmaringer Dominic Steinrode (38) ein Selfie ins Netz, das ihn mit Wahlsieger Olaf Scholz im Willy-Brandt-Haus zeigt.

Nagold - Die beiden kennen sich übrigens bestens: Scholz’ ist Steinrodes Chef im Berliner Finanzministerium. Tags zuvor stieg Parteichefin Saskia Esken auf eine Drei-Mast-Bark – indes nicht auf hoher See, wo solches Gefährt üblicherweise segelt, sondern mitten auf der Nagold.

Uli Hartmann, langjähriger SPD-Stadtrat und leidenschaftlicher Stocherkahnkapitän, hatte sein Holzboot kurzerhand umgebaut und dies mit einer politischen Botschaft verknüpft, was man unschwer an dem Schiffsnamen erkennen konnte: "Nagold For Future" sollte die Botschaft von Greta Thunberg in die Welt hinaus tragen. Saskia Esken hatte mit Hartmanns politischem Fingerzeig offenbar wenig Berührungsängste und setzte sich lächelnd unter den Großmast. Hartmann, einer der Mitbegründer von "Oldies for Future" in Nagold, wollte mit dieser Aktion eine Scharte auswetzen: Dass Ende September weltweit Tausende auf die Straße gingen, um auf die Klimakatastrophe hinzuweisen, in Nagold aber nur 15 Bürger und 25 Schüler hält der praktizierende Arzt für "kein gutes Zeichen für die Wahrnehmung der Klimaverantwortung unserer Kommunalpolitiker und Bürger". Aber das kleine Grüppchen habe wenigstens ein "bisschen Ehre" der Stadt gerettet.

Von einer Ortsgruppe Fridays For Future, so bilanziert Hartmann ernüchtert, sei nur noch eine Hand voll junger Leute übrig geblieben, andere seien entmutigt worden: "Sie sind leider oft einem arroganten Abwinken begegnet."