Bei der Gründung zur Selbsthilfegruppe "Covid Forum Espan-Klinik" waren mit dabei (von links): Bernd Baumbach, Klinikgeschäftsführer; die ehemaligen Patienten Sabine von Staa, Anita Reischmann und Karl Baumann; Günter Diehl, Leitender Psychologe; die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun; Chefarzt Horst Wittstruck und Jochen Früh, Leiter des Gesundheitsamtes. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Espan-Klinik bietet einen geschützten Rahmen und Unterstützung

Im Corona-Forum Espan-Klinik fand ein erstes Treffen zur Gründung einer Selbsthilfegruppe statt. Sie bietet Corona-Erkrankten die Möglichkeit, sich auszutauschen, Rat und Unterstützung bei gesundheitlichen und psychischen Problemen zu erhalten sowie Hilfe im Umgang mit Behörden.

Bad Dürrheim. Sabine von Staa aus Singen und Anita Reischmann aus Engen, beide ehemalige Patientinnen, erklärten sich bereit, die Führung der Selbsthilfegruppe zu übernehmen.

Langzeitfolgen überfordern Betroffene und Angehörige

"Es war ein anstrengendes Jahr und nun ist es wichtig, anderen zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützen, bei dem, was nach Corona kommt", sagte Bernd Baumbach, Geschäftsführer der Espan-Klinik. Die Gruppe werde den Patienten Treffen im geschützten Rahmen bieten und helfen, sich das Leben wieder mit allen Freiheiten zu gestalten.

Mit Wiedererkrankungen und Langzeitfolgen mit Verläufen, die über Monate andauern können, seien die Betroffenen überfordert. Keiner kann die Probleme und Sorgen besser verstehen, als diejenigen, die selbst diese Krankheit hatten und damit wahre Horrorgeschichten erlebt haben, verdeutlichte Günter Diehl, leitender Psychologe der Espan-Klinik. Wichtig sei ein Forum zum gegenseitigen Austausch um zu verstehen, was passiert ist und wie damit umzugehen ist. Bisher sei noch zu wenig Wissen über die Folgen von Covid-19 vorhanden.

Chefarzt Horst Wittstruck ließ wissen, dass bisher 300 Patienten erfolgreich behandelt werden konnten, darunter auch welche, die als arbeitsunfähig entlassen wurden. Diese müsste aufgefangen und weiter betreut werden. Jochen Früh, Leiter des Gesundheitsamtes, sprach die psychischen Probleme der Erkrankten und auch ihrer Angehörigen an. Die Selbsthilfekontaktstelle im Schwarzwald-Baar-Kreis, die 150 Selbsthilfegruppen betreue, habe inzwischen eine 20-jährige Erfahrung. Abzeichnen würde sich nun ein Generationenwechsel mit Zugriff zu neuen Medien. Zum Schwerpunkt sei im vergangenen Jahr die Corona-Erkrankung geworden.

Günter Diehl stellte den Teilnehmer Karl Baumann vor, der im August als Patient zur Reha in der Espan-Klinik war. Baumann war eigens aus Regensburg nach Bad Dürrheim angereist, um über seine Erfahrungen zu berichten und der neugegründeten Gruppe wichtige Tipps zu geben.

Gesetzliche Anerkennung der Diagnose "Post-Covid" gefordert

Nach seinem Aufenthalt in der Bad Dürrheimer Klinik habe er begonnen, in Regensburg eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen. Bereits nach 14 Tagen schlossen sich 13 Personen an. Es reiche jedoch nicht, sich untereinander auszutauschen, daher sei es nötig, sich an die Politik zu wenden.

Durch Kontakte mit CSU-Abgeordneten sei ein Antrag an den Bayerischen Landtag gestellt worden, der die Bayerische Staatsregierung aufgefordert habe, darauf hinzuwirken, dass die Nachsorge von Covid-19-Erkrankten mit gewissen Maßnahmen verbessert werde. Dazu gehöre unter anderem die Weiterbildung von Hausärzten, Schulung von Arbeitgebern und die gesetzliche Anerkennung der Diagnose "Post-Covid".

Der Aufbau von Nachbehandlungszentren sei nun sehr wichtig, verdeutlichte Baumann. Mit Schulungen und viel Information sollten Arbeitgeber und Gewerkschaften unterstützt werden, um die Krankheit anzuerkennen. Auch die Hausärzte sollten spezielle Schulungen bekommen, um sich mehr Zeit für die Corona-Patienten nehmen zu können. Präsenz sei ein Problem, daher solle es Video-Schaltungen geben, auch eine Homepage könnte eingerichtet werden, ebenso eine Signalgruppe, schlug Baumann vor.

"Wir werden uns an dem orientieren, was in Bayern gelaufen ist und versuchen, damit in Baden-Württemberg voranzukommen", versicherte die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun. Sie habe sich bereits mit Bärbl Mielich, Staatssekretärin für Soziales und Integration, in Verbindung gesetzt, die am 20. April zu einem Treffen in die Espan-Klinik kommen werde.