Seit einem Jahrzehnt werden beim TV Ettenheim Gewichte gestemmt. Trainer Michael Mihajlenko gibt einen Einblick in die Disziplin und erklärt, was es zu beachten gibt. Am Samstag empfangen die Sportler den Landesligisten SV Laufenburg.
Die Abteilung Gewichtheben des TV Ettenheim feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Anlass stattete unsere Redaktion den Sportlern beim Training einen Besuch ab und sprach mit Trainer Michael Mihajlenko über die Königsdisziplin des Kraftsports, bei der es nicht nur um Kraft, sondern um Technik, Koordination, Ausdauer und Schnelligkeit geht.
Langhanteln und Plastik-Hantelscheiben liegen im Kellerfoyer der Stadthalle bereit. Zum Aufwärmen springen die Nachwuchsportler Henrik (8 Jahre), Mats (8) und Ben (12) mit ihrem Seil, während ihre älteren Teamkollegen Felix (18) und Manuel (20) Gewichte stemmen. Anschließend geht es auch für die Kids an die Langhantel, um das Reißen – neben dem Stoßen eine der beiden Disziplinen des Olympischen Zweikampfs – zu trainieren. Dabei greifen die Kinder die Langhantel im breiten Griff und heben sie über den Kopf, um dann aus der Hocke aufzustehen.
„Fürs Gewichtheben braucht man viel Stabilität im Körper, für Kinder ist das ganz wichtig“, erklärt Trainer Michael Mihajlenko, der die Nachwuchsathleten des TVE auf ihren nächsten Wettkampf in Laufenburg vorbereitet. Am 1. März werden die Acht- bis Zwölfjährigen an den dortigen Bezirksmeisterschaften teilnehmen und im olympischen Zweikampf ihr Können unter Beweis stellen. Beim Training gilt es laut Trainer, auf mehrere Aspekte zu achten: Alter, Geschlecht, Körpergröße, Körpergewicht. „Die Übungen im Gewichthebetraining bestehen hauptsächlich aus den Wettkampfübungen Reißen und Stoßen, Hilfsübungen für Technik und Kraftübungen“, erklärt Mihajlenko. „Auch Schnelligkeit und explosivartige Bewegungsabläufe werden extrem viel trainiert.“ Die Kinder zeigen sich von dem Sport begeistert: „Gewichtheben macht nicht jeder wie Fußball. Außerdem haben wir einen guten Trainer“, so der achtjährige Henrik.
Mit Kniebeugen die Beinmuskulatur verbessern
Welche zentnerschweren Gewichte die Athleten zur Hochstrecke bringen, verrät ein Blick in den Trainingsraum, in dem der 18-jährige Felix mit Kniebeugen seine Beinmuskulatur verbessert und sich der 20-jährige Manuel mit Technikübungen auf den Wettkampf vorbereitet. Am heutigen Samstag empfängt sein Team in der Stadthalle Ettenheim den Landesligisten SV Laufenburg. Aufgeregt sei er vor Wettkämpfen in der Landesliga nicht mehr, wohl aber vor deutschen Meisterschaften, sagt Manuel, der seit zehn Jahren Gewichtheben betreibt – mit Erfolg. Er hat bereits mehrere Male die Bezirksmeisterschaften und die Baden-Württembergischen Meisterschaften gewonnen, an den Deutschen Meisterschaften drei Mal teilgenommen und dabei zwei Mal Bronze gewonnen.
Wie gelingt es, Hantellasten weit über dem eigenen Körpergewicht zu heben? „Ich stelle an erste Stelle Technik, danach Kraft und Körperstabilität. Auch gute Ernährung, Fleiß und Motivation spielen eine Rolle“, erklärt Mihajlenko, der seit mehr als 40 Jahren Gewichtheben betreibt und 2012 die Trainerlizenz erwarb. Etliche Fotos, Zeitungssauschnitte und Pokale im Trainingsraum lassen auf zehn erfolgreiche Jahre der Gewichtheber schließen.
Trainer ist als Elfjähriger zum Gewichtheben gekommen
Zum Gewichtheben gekommen sei Mihajlenko als Elfjähriger. Damals – Anfang der 80er-Jahre – sei Gewichtheben sehr populär in der UDSSR und seiner Heimat Nordkasachstan gewesen. „Zur damaligen Zeit kannte ich schon ein paar kräftige Jungs, die Gewichtheben trainierten. Ich wollte auch so stark sein. Es gab für Kinder kostenlose Angebote, Sportarten zu trainieren. Ich ging zum Gewichtheben und bis jetzt ist die Sportart meine Leidenschaft“, sagt der 54-Jährige, der mit seiner Familie seit 1995 in Deutschland lebt und als Krafttrainer bei den Ringern in Lahr und Kappel angefangen hat.
Damals sei der damalige WM- und Olympiateilnehmer Oliver Caruso – später Bundestrainer der Gewichtheber – eingeladen worden, um einen Vortrag zu halten. Bei dessen Besuch habe Caruso Mihajlenkos Talent als Trainer erkannt und ihn von der Idee überzeugt, in Ettenheim beim TVE anzufragen. Aus der Idee heraus entstand die Abteilung Gewichtheben.
Sportart hat bishernur geringen Zulauf
Nur zehn bis 15 Kinder seien in den vergangenen zehn Jahren zum Training gekommen. Der Grund für den geringen Zulauf: „Eine von vielen Ursachen ist, dass es zu wenig Trainingsräume für Langhanteltraining gibt. Auch fehlen erfahrene Trainer. Die Athleten werden nicht oder wenig bezahlt. Und leider gibt es immer wieder negative Meinungen, dass der Gewichthebesport schädlich ist“, klärt Mihajlenko auf.
Dabei würden viele Athleten anderer Sportarten auf Übungen wie Reißen zurückgreifen, um stärker zu werden. Studien würden belegen, dass Krafttraining im Kindes- und Jugendalter nicht ungesund, sondern eine sichere und effektive Maßnahme zur Steigerung der Kraft, Förderung der Knochendichte und Steigerung des Selbstwertgefühls des Kindes sei. „Gewichtheben kann jeder lernen. Je früher du anfängst, umso leichter ist es, die Technik zu lernen, wegen der Mobilität und Koordination. Aber es ist in jedem Alter möglich und es ist niemals zu spät“, betont Mihajlenko.
TV Ettenheim
Der Turnverein Ettenheim besteht seit mehr als 120 Jahren. Derzeit gibt es rund 340 Mitglieder. Der Verein bietet beispielsweise Geräteturnen, Kinderturnen, Rückenschule, Seniorengymnastik und vieles mehr.