Wald: Politiker und Experten referieren

Waldentwicklung, Klimawandel, der Wolf, Käferplagen, Baumanpflanzungen der Zukunft und der Holzmarkt waren die Themen beim Holz- und Waldtag in der Seewaldhalle in Besenfeld.

Seewald. Weniger Waldbesitzer als im Vorjahr nahmen an der Veranstaltung teil. Vorsitzender Jochen Bier ging auf die momentane Situation bezüglich Holz und Wald ein. Er sah ein normales Holzjahr in 2017 mit einem Anstieg beim Borkenkäferbefall und Anfall von Schadholz. Die Baukosten für das dortige Info-Zentrum des Nationalparks seien für ihn nicht nachvollziehbar und es sei zu überprüfen, ob tatsächlich 100 Personalstellen benötigt werden.

Der FDP-Landtagsabgeordnete Timm Kern sah eine besonders positive Entwicklung bei Privatwald, Staatsforst und Kommunalwald, insbesondere im Privatwald eine starke Zunahme beim ökologisch wertvollen Totholzvorrat. Kern ging auf die Forststrukturreform, das Jagdrecht, Langholztransporte und Nadelholzversorgung ein. Er erwähnte den von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände geforderten "Marshallplan" für den Kleinprivatwald. Seiner Auffassung nach müsse die Landesregierung handeln, damit die Holzmengen des Kleinprivatwalds nicht wegen zu hoher Zugangshürden aus dem Markt fallen.

Kern ist der Auffassung, dass es Baden-Württemberg nach dem Beispiel des bayerischen Modells ermöglichen sollte, gezielt in den flächendeckenden Aufbau privater Vermarktungsstrukturen zu investieren mit dem Ziel, Dienstleistungen der forsttechnischen Betriebsleitung für Kleinprivatwaldbesitzer erschwinglich zu machen.

Außerdem dürfe der Staatsforst nicht wahllos Sturmholzmengen auf den Markt werfen und dadurch die Preise destabilisieren. Außerdem informierte Kern über eine Neuregelung für Langholztransporte, deren zulässige Gesamtlänge auf 25 Meter begrenzt werden soll. Für Stammholz bedeutet das eine Verkürzung von 21 auf 19,5 Meter. Transporte mit 30 Metern Länge sollen nur noch auf geprüften Strecken genehmigt werden. Momentan sei etwa ein Drittel aller Holztransporte mehr als 25 Meter lang. Die Sägeindustrie brauche die Stämme in voller Länge, eine Begrenzung würde zu kurzen Kappstücken oder Stammresten führen.

Das Ende des Einheitsforstamts?

Der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Beck erläuterte die Überführung des Staatswalds in eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Das Land dürfe nicht Nadelstammholzmengen aus Privat- und Kommunalwald gemeinsam vermarkten. Er befürchte das Ende des Einheitsforstamts und damit einhergehend eine ungewisse Zukunft für alle Revierförster und die Mitarbeiter des Kreisforstamts. Die Kommunen mit mehr als 100 Hektar Wald müssten nach einem eigenen Weg suchen. Außerdem wünschte sich Beck mehr Gelassenheit und Augenmaß in Sachen Wolf. Land und Bund müssten in Zukunft die Tierhalter bei der Sicherung besser unterstützen.

Der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser stellte die wichtige Funktion der Waldbesitzer heraus, insbesondere im Hinblick auf Erholungsfunktion und Erhaltung von Lebensraum. Er sieht für die Kommunen durch die Änderung des Bundeswaldgesetzes mehr Gestaltungsfreiheit.

Seewalds Bürgermeister Gerhard Müller sah die Waldwirtschaft im Jahr 2017 als zufriedenstellend an. Bezüglich der Änderungen aufgrund des Bundeswaldgesetzes hofft er auf eine gute Lösung für die Privatwaldbesitzer mit möglichst nur einem Ansprechpartner.

Gastredner Stefan Ehrhart von der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg beleuchtete die Zunahme der Rotwildpopulation in den Wäldern. Es gebe rund 105 000 Hektar Rotwildgebiet. 20 Tiere wurden mit einem Sender ausgestattet, um ihr Verhalten im Nordschwarzwald nachzuvollziehen. Man schätze, dass im Nordschwarzwald rund 5500 Rotwildtiere unterwegs sind, die erhebliche Schäden verursachen. Ergänzend gebe es eine sozialwissenschaftliche Forschung, die mittels Umfrage die Thematik untersucht.

Verunsicherung auch bei Kommunen

Ulrike Staudt von der Forstkammer Baden-Württemberg informierte über deren Angebote. Staudt sagte, dass die Forstkammer die Forderungen der privaten Waldbesitzer vertritt. Durch die Änderung des Waldgesetzes falle die Unterstützung für Pflege der privaten Wälder weg. Sie verstehe, dass sowohl Kommunen als auch Privatwaldbesitzer verunsichert seien. Die Waldbesitzer sollten in ihrer täglichen Arbeit und bei der Waldpflege unterstützt werden, da der Wald einen hohen Stellenwert für Erholungszwecke einnehme.

Es müssten einfache Strukturen und eine kostenfreie Beratung für Waldbesitzer geschaffen werden. Staudt sprach sich auch für einen Ansprechpartner auf der Fläche aus. Bei einer Waldfläche bis 2,5 Hektar sei eine institutionelle Förderung mit indirekten Dienstleistungen möglich, wobei der Staat in das Marktgeschehen eingreife, wenn er unterstütze. In der Größenordnung zwischen 2,5 und 200 Hektar sollten alle Maßnahmen im Wald gefördert werden können, so die Forderungen der Forstkammer. Ein entsprechendes Positionspapier wurde an das Ministerium geschickt.

Nächster Gastredner war Ulrich Kohnle von der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg, der zum gerechten Waldbau und seinen Möglichkeiten und Grenzen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Beständen referierte. Er verdeutlichte, wie sich die Situation, bedingt durch den Klimawandel in 50 Jahren darstellen wird. Die Fichten hätten dann keine großen Chancen mehr, da die Bergbereiche durch die Erwärmung nach oben kletterten. Er wolle keine Panik machen, verwies aber auf Tanne, Buche und Eiche zur Bestandsvergnügung und in tiefen Lagen auf Douglasie oder Buche und benannte eine Versuchsserie, die seit Anfang der 80er-Jahre läuft.

Eine breite Kundenstruktur

Michael Hamm von der Holzverkaufsstelle für Privat- und Kommunalwald stellte die aktuelle Holzmarktsituation dar. Die Einrichtung verstehe sich als unabhängige Stelle, die den Waldbesitzern einen bestmöglichen Holzerlös und den Sägewerkern eine hohe Wertschöpfung ermögliche. Dafür setze die Einheit beim Landratsamt Freudenstadt auf eine breite Kundenstruktur und eine laufende, bedarfsgerechte Optimierung der Sortimente.