Das freut doch einen Spitzenkandidaten: Kälbchen Lucy ist drauf und dran, Guido Wolf aus der Hand zu fressen. Fotos: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf informiert sich bei Milchbauern über die derzeit prekäre Marktlage

Von Sylvia Wiegert

Seewald-Hochdorf. Liegt es am Wegfall der Milchquote oder am Wegbruch der Exportmärkte China und Russland? So recht konnte das gestern nicht geklärt werden. Eines wurde beim Besuch des CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf auf dem Schaible-Hof in Hochdorf aber deutlich: Den Bauern der Region steht die Milch bis zum Hals.

"Wir verdienen nicht mehr genug Geld, um die laufenden Kosten zu decken", fasst Karl-Ulrich Schaible die prekäre Situation seines Berufsstands zusammen. Der Milchpreis sei viel zu niedrig, so der Landwirt. Gemeinsam mit rund 50 Milchbauern aus der Region erwartet Schaible Guido Wolf, den er im Rahmen von Wolfs Sommertour zu einem Abstecher auf seinen Hof geladen hatte. 72 Milchkühe und 100 Mastbullen stehen dort in den Ställen, die vor fünf Jahren erweitert wurden. Die Tiere wollen Futter und Pflege, auch wenn der Milchpreis immer weiter sinkt.

"Er ist Spitzenkandidat der CDU, und wir wollen von Wolf wissen, wie er im Fall eines Regierungswechsels mit der Landwirtschaft verfahren will", so Schaible. Und der Spitzenkandidat kommt – etwas verspätet zwar, aber dafür mit einem beeindruckend großen Guido-Wolf-Bus, der kurz vor 14 Uhr auf den Schaible-Hof rollt. Der Wahlkampf, so scheint es, hat längst begonnen.

Rund 29 Cent bekommen sie derzeit für den Liter Milch bezahlt, das reiche hinten und vorne nicht aus, klagen die Milchbauern im Gespräch mit dem Herausforderer von Winfried Kretschmann. Der Markt werde gerade überflutet, die Branche sei auf dem besten Weg, einen "Milchsee" zu produzieren. Und auch CDU-Landtagskollege Norbert Beck versichert Wolf: "Ein Preis von 49 Cent für den Liter Milch ist zur Kostendeckung in Baden-Württemberg nötig, deshalb verstehe ich den Unmut der Milchbauern."

Und der richtet sich derzeit gegen den Preisdruck des Einzelhandels, die mangelnde Unterstützung auf Bundes- und Europaebene, wegbrechende Exportmärkte und eine Politik, die nur auf Wachstum und Selbstregulierung der Märkte setze. Dazu gehörte in der Vergangenheit auch die CDU – das weiß auch Guido Wolf. "Wir waren an der Weichenstellung beteiligt, die sich als nicht optimal erwiesen hat", gibt er beim Hofbesuch zu. Wenn der Milchpreis bei 29 Cent liege, habe die Liberalisierung nicht geholfen, "dann brennt der Kittel", so Wolf.

Überhaupt gibt sich der CDU-Spitzenkandidat für Wahlkampfzeiten erfrischend ehrlich: "Ich will hier keine großen Erwartungen aufbauen. Das ist ein Thema, das weit über das Handlungsfeld einer Landesregierung hinaus reicht, und ich habe kein Patentrezept in der Tasche", gesteht er den Landwirten. Und dennoch: "Die Politik muss sich Gedanken machen, die über die schönen Reden bei Bauerntagen hinausgehen", meint Wolf, "wir müssen uns zusammensetzen und gemeinsam Antworten auf diese Probleme finden."

Und damit es nicht nur bei schönen Reden bleibt, macht der Spitzenkandidat gleich Nägel mit Köpfen: "Nennen Sie mir einen Ansprechpartner, bei dem ich mich melden kann, um die Dinge in Ruhe zu besprechen", bietet er den Landwirten an. Der ist mit Johannes Fritz vom Verband der Deutschen Milchviehhalter auch schnell gefunden, bevor es zum Rundgang über den Hof geht. "Führen Sie mich hinter die Kulissen, denn ich will die Dinge begreifen", fordert er Gastgeber Karl-Ulrich Schaible auf.

Der Besuch bei Kuh Klara, dem Kälbchen Lucy und der neuen Melkanlage scheint da tatsächlich hilfreich zu sein: "Eines habe ich deutlich verstanden, das ist ein sehr emotionales Thema für Sie, denn Sie wollen keine Almosen von der Politik. Sie wollen von dem existieren können, was sie erarbeiten", fasst Wolf den Besuch zusammen.

u Baden-Württemberg