Einige Fotos- und Filmaufnahmen zeigte Pfarrer Bernhard Tschullik, der auch seinen dreiteiligen Rosenkranz und sein Buch aus der Afghanistan-Zeit bereithielt. Foto: Feinler

Vortrag: Pfarrer Bernhard Tschullik berichtet über seine Erlebnisse als Militärpfarrer in Afghanistan

Eutingen/Rottenburg. Welche schönen Landschaftsbilder Pfarrer Bernhard Tschullik von seinen Afghanistan-Aufenthalten im Kopf behält und wie die Kehrtwende aussieht, berichtete der Seelsorger von Eutingen im Gäu zu Wochenbeginn im Rahmen der politischen Montagsgebete.

Andrea und Thomas Präg sowie Beatrix und Jürgen Oberle mussten noch Stühle hinzustellen. Zudem wollte jeder Besucher so sitzen, dass er auf die Leinwand blicken konnte. Dazu kam, dass jede zweite Kirchenbank aufgrund der Pandemie und wegen der Abstandsregelung gesperrt war. Somit musste umdisponiert und die Besucher neu platziert werden. "Vom Besucheransturm waren wir überrascht", begrüßte Beatrix Oberle zum 56. Politischen Montagsgebet in der Kirche der Liebfrauenhöhe.

Eigentlich hätte sie Pfarrer Bernhard Tschullik nicht vorstellen müssen. Er kam zwar während der Lockdown-Zeit, im vergangenen Advent in die Seelsorgeeinheit, doch vielen ist der gebürtige Schorndorfer schon bekannt. Von seiner Zeit als Bundeswehr-Seelsorger habe er noch nie vor einem Publikum erzählt, betonte der 2004 in Schwäbisch Gmünd zum Pfarrer geweihte heutige Eutinger. Begonnen habe er in Ellwangen, war in Stetten am Markt und fünf Jahre in den USA. Insgesamt wirkte er zwölf Jahre als Militärpfarrer. Dreimal war er in Afghanistan, einmal in Kabul und zwei Mal in Masar-e Scharif, wovon er Fotos zeigte.

Die Gäste aus der ganzen Region schauten dem vor über sechs Jahren gefilmten Militär-Flug über die mit teilweise schneebedeckten Berge und die abwechslungsreichen Landschaften zu. In den Bergen von Kabul hätte ein wunderschönes Skigebiet entstehen können, weil es dort im Umkreis von mehreren 100 Kilometern laut dem Pfarrer keine Industrie gibt: "So einen weißen Schnee habe ich noch nie gesehen." Idyllische Fotos von der Landschaft wurden abgelöst von Alltagsfotos des Militärseelsorgers, in Army-Uniform und Fotos von Begegnungen.

Zu den Soldaten pflegte Pfarrer Tschullik einen sehr engen Kontakt

Die Aufgaben eines Militärpfarrers seien andere als die eines Seelsorgers wie in der Seelsorgeeinheit Eutingen, wusste Bernhard Tschullik. Wichtig ist das Gespräch mit den Soldaten, der Austausch und die Betreuung. "Man hat Zeit und immer eine Kaffeemaschine oder Kaltgetränke", wies er auf das Symbol für Austausch und Gemütlichkeit hin. Das Plaudern sei enorm wichtig. Immerhin erleben die Soldaten Unbeschreibliches und sind immer in Bereitschaft. Daher gehöre es auch zu den Aufgaben des Militärseelsorgers für die Soldaten und deren Familien da zu sein. Das ist laut Bernhard Tschullik der Unterschied, denn man lerne die Soldaten während der Zeit sehr gut kennen und habe intensiven Kontakt, was in der Seelsorgeeinheit mit dem Kirchenprogramm so nicht möglich sei. Daher habe er mit den Familien auch viele Ausflüge unternommen, nach Mexiko, Costa Rica und nach Panama. "Ich habe viel erlebt und es war sehr bereichernd."

Mit den Ausführungen zu den positiven Erfahrungen wollte Bernhard Tschullik seinen Impuls vorerst beenden. Beatrix Oberle signalisierte ihm jedoch, dass er noch Zeit habe und seine vorbereiteten Filme zeigen könne. Vorsichtig fragte er nach, ob das gewünscht ist, denn die Filme seien nicht für jede Person geeignet. In einem amerikanischen Film wurde gezeigt, wie Soldaten ihre Familie verlassen müssen und in dem Kriegsgebiet um ihr Leben bangen. Welcher Belastung sie ausgesetzt sind, wie gefährlich die Situation in Afghanistan zu diesem Zeitpunkt war. 35 000 Soldaten seien zu dieser Zeit ein Frack gewesen, zum Teil behindert oder psychisch am Ende, erklärte der Pfarrer. Manche seien um die 20 Jahre alt gewesen. Nicht alle wurden dort getötet, sondern mussten mit den Erlebnissen aus dem Kampfeinsatz klarkommen.

Band "Din Inima" sorgt für musikalische Umrandung des Vortrags

Zwei Welten habe Bernhard Tschullik erlebt, was ihn sehr geprägt habe. Daher bewahre er auch sein "zerfleddertes Buch" und seinen dreiteiligen, eigentlich schon kaputten Rosenkranz, wie einen Schatz auf. Aus diesem Buch las er ein Gebet vor und erteilte den Segen.

Starken Applaus erhielt er für seinen ersten öffentlichen Afghanistan-Bericht, den er nicht vorgetragen hätte, wenn er vor seiner Zusage von den Ereignissen der vergangenen Zeit gewusst hätte. Umso mehr dankten ihm die Zuhörer seinen Mut und seine bescheidene Art. Andrea und Beatrix Oberle schloss die Soldaten und die Gesamtsituation in ihre Fürbitten ein.

Die Band "Din Inima", rumänisch für "von Herzen", sang einige Lieder, zu denen auch die Gäste mitsingen durften. Mit viel Applaus wurde den sechs, Sarah, Bettina und Andreas Gerster, Barbara Hersacher, Margarete Wolf und Bernhard Vogl, gedankt.