Den Blick nach oben gerichtet feiert Pfarrer Armin Noppenberger seinen vorletzten Gottesdienst in der Seelsorgeeinheit Steinachtal. Foto: Morlok

Die Seelsorgeeinheit Steinachtal verabschiedete ihren Pfarrer Armin Noppenberger im Rahmen von drei ganz besonderen Gottesdiensten.

Horb-Grünmettstetten - Am vergangenen Freitag fand eine Video-Konferenz mit mehr als 150 Teilnehmern statt, am Samstag trafen sich geschätzt 60 geladene Gäste zum Abschiedsgottesdienst um 19 Uhr in der Kirche St. Konrad in Grünmettstetten und am Pfingstsonntag feiert Pfarrer Noppenberger um 10 Uhr in der Kirche St. Michael und Laurentius in Talheim Abschied mit Gästen aus der Seelsorgeeinheit.

Bei all diesen letzten Treffen, bei denen die beiden Gottesdienste unter strengen Corona-Vorsichtsmaßnahmen gefeiert wurden, wurde nochmals deutlich, wie beliebt der Geistliche bei weiten Teilen der Bevölkerung war.

Wie bereits mehrfach berichtet, verlässt Noppenberger das Steinachtal und seine vier Kirchengemeinden Mariä Geburt (Altheim), St. Georg (Bittelbronn), St. Konrad (Grünmettstetten) und Heilig Geist (Talheim). Es zieht ihn im wahrsten Sinne des Wortes hinaus zu neuen Ufern. An den Bodensee. Er wechselt als Leitender Pfarrer zur Seelsorgeeinheit der Seegemeinden im Dekanat Friedrichshafen.

Für den heute 53-jährigen Theologen, der über 18 Jahre im Pfarrhaus von Altheim gewohnt und dort auch sein Büro hatte, ist es ein gewollter Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. Am Wochenende kam nun der Moment des Abschiednehmens und er spürte hier ganz intensiv den Zauber des Neuanfangs, zu dem aber auch der Schmerz des Abschieds gehört, wie er am Samstagabend in Grünmettstetten am Ende der Feierstunde für sich feststellte.

"Für mich war es hier im Steinachtal eine ganz wichtige und wertvolle Zeit in meinem Leben", sagte der Pfarrer gleich zu Beginn des Vorabendgottesdienstes zum Pfingstsonntag und fügte an, dass er froh sei, sich noch nicht allzu oft an so einem wichtigen Kreuzweg seines Lebens von so vielen leibgewonnen Menschen verabschieden zu müssen.

Es war eben kein Gottesdienst wie jeder andere, den er an diesem Abend zelebrierte, doch das liturgisch vorgegebene Grundgerüst und seine große Erfahrung gaben ihm die Sicherheit, auch diese vorletzte Messe im Schwarzwald zu lesen.

Feier mit Weggefährten

Er feierte zusammen mit Weggefährten und Freunden, darunter auch der emeritierte Weihbischof Johannes Kreidler, die evangelische Pfarrerin Susanne Veith, Dekan Anton Bock, der frühere Horber Dekanatsreferent Achim Wicker und seine Nachfolgerin Nicole Uhde, Diakon Klaus Konrad, Diözesanrätin Marita Walz und von den Kommunen Bürgermeister Ralph Zimmermann und Ortsvorsteher Manfred Claus, den Geburtstag "seiner" Kirche, der am Ende der Osterzeit durch den Heiligen Geist die Dreifaltigkeit beschert wurde. Einer Kirche, die über 2000 Jahre alt ist und die sich auch in stürmischen Zeiten als fester Anker im Leben der Christen behaupten konnte. Dies spiegelte sich sowohl in der Lesung aus dem 1. Kapitel Paulus an die Brüder in Korinth, die von Patrick Steimle vorgetragen wurde, als auch in der Predigt von Noppenberger wider. Bei den Fürbitten, in die Steimle auch den Pfarrern gedachte, die ihre Gemeinden wechseln, ging der Daumen von Noppenberg im Stil der Facebook-Sprache, "das finde ich gut" nach oben, und bei seinem Wunsch, dass die Kirche ihre Probleme – auch zusammen mit den vielen engagierten Frauen – lösen möge, machte er verschmitzt das "Victory"-Zeichen. Diese zwei kleinen, eigentlich nebensächlichen, Gesten sind typisch für die unkonventionelle Art von Armin Noppenberger, der nie einen Panzer der Unnahbarkeit um sich herum aufgebaut hat.

In ihren Gruß- und Abschiedsworten charakterisierte ihn Susanne Veith, seine im Sinne der Ökumene langjährige Begleiterin, als den Mann, der es war, der bei spirituell schwierigen Themen immer wieder neue Denkstrukturen einbrachte, der mit viel Hintersinn und manchmal auch einer Prise Schalk im Nacken zum quer denken, im positiven Sinne, anregte und der alte Zöpfe abschnitt, ohne den Sinn für den Wert der Traditionen zu verlieren. "Gott unterwegs zu finden, und nicht erst am Ziel, das stand für unseren gemeinsamen Weg" so Veith, die ergänzte: "Es werden viele Dinge von dir hierbleiben, auch wenn du gehst. Danke dafür, lieber Armin."

Für das Dekanat Freudenstadt hatten Nicole Uhde, Anton Bock und Knut Peter nicht nur lobende Worte, sondern auch einen Überlebens-Rucksack gepackt, mit denen er zumindest am Anfang auch am Bodensee stürmische Zeiten übersteht. Im Rucksack war neben einer Büchse Limo auch ein Leuchtkreuz, das ihm Lichtblicke im Alltag, auch wenn‘s am See neblig ist, bescheren soll, wie Anton Bock lächelnd sagte.

"Was man hat, das weiß man – was man bekommt, das weiß man nicht. Doch was wir an dir hatten, das wissen wir sehr wohl", rief Dekan Bock seinem Amtsbruder zu. Bock betonte, dass Noppenberger ein gut bestelltes Haus zurücklässt, was nicht zuletzt auch ein Verdienst der Pfarrsekretärin sei.

Nicole Uhde nannte den scheidenden Geistlichen naturverbunden, engagiert, aktiv, bescheiden, zukunftsorientiert und wünschte ihm im Namen des gesamten Dekanats einen tollen Neustart am Bodensee.

Keine Verbote

Armin Wicker, der auf besonderen Wunsch von Noppenberger an diesem Abschiedsgottesdienst teilnahm, zeigte sich sehr froh, dass mit dem Pfarrer ein Mann im Amt war, bei dem es weder Denk- noch Tun-Verbote gab und der sich sowohl für die Kirche als auch für die Menschen engagiert habe. Von ihm gab es für den Wander-Prediger – Noppenberger geht pilgern – mit den Worten: "Sei behütet auf allen Wegen" die erste Martins-Kappe, die das Dekanat Balingen, für die Wicker jetzt tätig ist, herausbringt.

Viel bewegt

Auch von der "weltlichen Fraktion", die von Ralph Zimmermann und Manfred Claus repräsentiert wurde, gab es Geschenke und lobende Worte für den Mann, der bald am Bodensee aktiv sein wird. "Kommen und gehen bestimmt unser Leben", so Zimmermann, der feststellte, dass Noppenberger in den 18 Jahren viel im Steinachtal bewegt habe, doch sein Weg ihn nun weiterführt in eine andere Seelsorgeeinheit. Von der Stadt Horb gab es neben dem Dank für alles, was der Geistliche geleistet hat, ein Fotoband und einen Reservistenkrug zusammen mit der Option Bier oder Wasser zum Anstoßen. "Wir nehmen Wasser – das ist die Quelle des Lebens", entschied Noppenberger. Manfred Claus überbrachte die Grußworte der Kommune, und von der Kirchengemeinde gab es als Geschenk für den Mann, der nun das Steinachtal verlässt, das wohl bekannteste Gemälde von Paul Klee, das den metaphorischen Titel "Hauptweg und Nebenwege" trägt. Stephanie Gärtner und Monika Fink überreichten dieses Abschiedsgeschenk, dass sich der Pfarrer gewünscht hatte.

Er selbst zeigte sich am Ende dieses Abschiedsgottesdienstes, der von einem gemischten Chor unter der Leitung der promovierten Musikhochschulprofessorin Inga Behrendt musikalisch hochkarätig umrahmt wurde, voll des Dankes und Demut über so viele wohlwollende Worte der Wertschätzung für sein Tun.

"Alles war nur durch das Miteinander, das alles so echt und konkret machte, möglich", gab er das Lob an seine Mitstreiter, er nannte sie Weggemeinschaften, weiter. Mit einem freundlichen "ich freue mich auf jedes Wiedersehen, wo immer es sich ergibt" und dem Hinweis, dass die Besucher jetzt nach Hause gehen dürfen, beendete Armin Noppenberger seine Amtszeit im Steinachtal.