Jürgen Seeberger Foto: Pressefoto Baumann

Wenn es die Witterung zulässt, feiert Jürgen Seeberger bei Jahn Regensburg sein Debüt.

Stuttgart  - Wenn es die Witterung zulässt, feiert Jürgen Seeberger am kommenden Samstag (14 Uhr) bei Jahn Regensburg sein Drittligadebüt als Trainer des VfB Stuttgart II. "Den Klassenverbleib zu schaffen ist eine Riesenherausforderung für mich", sagt der Fußball-Lehrer. 

Herr Seeberger, haben Sie sich schon gut eingelebt?

Durchaus. Zumal mir Stuttgart als gebürtiger Konstanzer ja nicht unbekannt ist. Außerdem habe ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann vor 25 Jahren hier schon einmal ein Jahr lang gearbeitet.

Und Trainer der Stuttgarter Kickers wären Sie vor der Saison 2007/08 auch um ein Haar geworden.

Stimmt, ich habe damals abgesagt.

Warum eigentlich?

In der Ära nach Trainer Robin Dutt war mir, in Anbetracht der Rahmenbedingungen, das Risiko zu groß, die Qualifikation für die dritte Liga nicht zu schaffen.

Jetzt sind Sie beim VfB II gelandet - aufgrund Ihrer guten Kontakte zu Chefcoach Christian Gross oder wegen Ihres Bewerbungsvideos auf You Tube?

Ach, das Video! Das habe ich in der Phase, als ich viel Zeit hatte, eher spaßeshalber mit einem Freund gemacht. Der besitzt eine Agentur und hat es ganz professionell hingekriegt. Aber das war garantiert nicht ausschlaggebend. 

Also doch Christian Gross.

Christian Gross kennt mich. Wir haben in der Schweiz gegeneinander gespielt - als Spieler und Trainer. Er hat meinen Werdegang verfolgt. 

Sie sind keine dicken Kumpels?

Wir haben uns nicht oft getroffen, aber wenn, dann war unser Austausch intensiv, konstruktiv und zielgerichtet. 

Sie gelten wie Gross als harter Hund.

Es braucht ganz einfach Regeln, die ich einfordere.

Unter Ihrem Vorgänger Reiner Geyer soll das nicht immer funktioniert haben.

Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe nur festgestellt, dass es nicht jeder in der Mannschaft mit der Grunddisziplin so ernst nimmt. Das muss und wird sich schnell ändern . . .

. . . wenn es mit dem Klassenverbleib klappen soll.

Und wenn die einzelnen Spieler den Sprung nach oben schaffen wollen. Der Ligaverbleib ist unser Ziel sowie eine Riesenherausforderung für mich. Und damit ich nicht falsch verstanden werde: Die Mannschaft ist lernwillig, belastbar und gierig nach Erfolg.

Stichwort Erfolg. Bei Alemannia Aachen stimmte Ihre sportliche Bilanz. Trotzdem hieß es, Sie hätten am Ende sogar die Stammspieler gegen sich aufgebracht. Woran lag das?

Dazu will ich eigentlich gar nicht mehr viel sagen. Nur so viel: ich habe in 55 Spielen 91 Punkte geholt. Das wäre kaum möglich gewesen, wenn alle gegen mich gewesen wären.

Was nehmen Sie mit aus dieser Zeit?

Ich habe in einem Traditionsclub mit einem hochemotionalen Umfeld unheimlich viel Erfahrungen gesammelt.

Jetzt haben Sie in einer zweiten Mannschaft das Kontrastprogramm.

Mag sein, aber die Arbeit beim VfB Stuttgart hat ihren Reiz und ist extrem spannend. Es gibt nicht viele Clubs, die so gut aufgestellt sind.

Ihr Vorvorgänger Rainer Adrion hatte in seinem Kapitän Marijan Kovacevic einen Führungsspieler. Wer sind Ihre Korsettstangen?

Ich will eine funktionierende Mannschaft. Das kann - der heutigen Zeit entsprechend - auch mit einer flachen Hierarchie gelingen. Wenn sich ein Führungsspieler herauskristallisiert, ist das gut. Aber grundsätzlich muss jeder Verantwortung übernehmen. Jeder auf seiner jeweiligen Position. Jeder muss coachen - seinen Vordermann, seinen Hintermann, seinen Nebenmann. Und: Wir brauchen eine gute Kabine.

Eine gute Kabine?

Ja, gute Stimmung. Emotionen, die Spieler müssen sich untereinander helfen.

Dabei bauen Sie auf den bewährten Kader?

Ja, nur Tobias Rathgeb kam als Neuzugang hinzu. Auch Jungprofis wie Patrick Funk, Matthias Schwarz, Alessandro Riedle und Daniel Didavi zählen weiter zum Kader.

Und die Ausbildung wird in den nächsten Wochen dem Ziel Klassenverbleib untergeordnet?

Nein, denn Ausbildung heißt gewinnen wollen.