Jutta Schonhardt packt einen Einkauf zusammen mit Pullover, Krawatte, Buch und Kerze – für gerade einmal zwölf Euro. Foto: Stefan Heimpel

Ob Kleidung oder Haushaltswaren, Kinderspiele oder Schmuck: In diesem Second-Hand-Geschäft wechselte eine Menge Ware den Besitzer. Nach 13 Jahren erfolgreicher Arbeit schlugen nun die letzten Stunden des „Anderen Ladens“ in Furtwangen.

Hier wurde vielen Dingen von der Kleidung bis zum Geschirr ein zweites Leben verliehen. Vor allem auch Menschen mit geringem Einkommen, nutzten die Gelegenheit für einen äußerst günstigen Einkauf dieser meist hochwertigen Second-Hand-Produkte. Die Kunden zeigen sich sehr betroffen, dass am Samstag, 12. April, der Laden das letzte Mal geöffnet hatte.

 

Auch Bürgermeister Josef Herdner hatte sich stark für den Fortbestand dieses besonderen Ladens eingesetzt. Nach seiner Meinung ist dieser Laden von immenser Bedeutung für Furtwangen.

Nach vielen erfolglosen Versuchen hat sich nun eine Möglichkeit aufgetan, diesen Laden doch weiterzuführen. Doch die Lösung ist bislang noch nicht spruchreif; die Verhandlungen laufen noch.

Start war im Oktober 2012

Im Oktober 2012 eröffneten Bernhard und Bettina Knieß den anderen Laden in Furtwangen in der Friedrichstraße. In St. Georgen betrieben sie einen zweiten Laden dieser besonderen Art. Dahinter stand ein gemeinnütziger Verein, der unter anderem ein Wohnprojekt in St. Georgen finanzierte. Neben diesem finanziellen und sozialen Projekt sorgte der Laden aber nicht zuletzt auch dafür, dass viele hochwertige Dinge vor dem Müll gerettet wurden.

Angeboten wurde in dem Furtwanger Laden alles Mögliche von Kleidung, Kinderspielen, Haushaltsgeräten bis zu Büchern und sogar Hochzeitskleidern. Zuletzt waren es vier Frauen, die im Wechsel den Laden betrieben. Die Öffnungszeiten waren dabei begrenzt von 9.30 bis 12.30 Uhr.

In dieser Zeit brachten viele Leute Dinge in den Laden, die sie nicht mehr benötigten, meist in hervorragendem Zustand, oftmals sogar neuwertig. Geld erhielten sie für die gebrachten Dinge nicht.

Kaffeebar musste schließen

In den ersten Jahren gab es dafür noch einen Kaffeegutschein für die kleine, beliebte Kaffeebar im Geschäft, die im Lauf der Jahre aber schließen musste.

Jutta Schonhardt vom Laden-Team zeigte die große Bandbreite und auch die hohe Qualität der Produkte. Besonders stark gefragt waren Kleidungsstücke aller Art. Und das zu kaum vorstellbaren Preisen. So gab es eine Krawatte für fünfzig Cent oder eine Leder-Trachtenjacke von einer Qualitätsmarke im hervorragenden Zustand für gerade einmal acht Euro. Ein Highlight war aber auch die Geschirr-Abteilung, die Brauchbares von Kristall-Gläsern bis zum kompletten Tafelservice bereithielt. Die besten Stücke waren zum Ende des Ladens aber schon verkauft. Sehr beliebt waren auch Bücher.

Ebenfalls zu den Stammkunden gehört Talisija Kopteva. Sie präsentiert sich stolz in ihrem eleganten Outfit: „Alles, meine gesamte Kleidung, ist von hier aus diesem Laden!“ Foto: Stefan Heimpel

Bemerkenswert war der rege Besuch des Ladens. Ein Kunde meinte beispielsweise, dass es in Furtwangen wohl keinen Laden gebe, der so viele Besucher habe. Und so ist das Bedauern der Kunden riesig, dass der Laden trotz vieler Bemühungen schließen musste. Es gab sogar schon mehrfach, so Jutta Schonhardt, Tränen bei den Besuchern. Auch bei unserem Besuch im „Anderen Laden“ herrschte reger Betrieb. Fast alle gaben sich als Stammkunden zu erkennen. Die einen kommen ein bis zweimal in der Woche vorbei und finden meist etwas. Es gibt aber auch genügend, die sogar täglich vorbeischauen, ob es etwas Neues, Interessantes gibt.

Und alle waren wirklich sehr traurig, dass dieser Laden nun seine Türen schließen muss. Marlene Hansen beispielsweise bedauert das Ende des Ladens. Hier habe man „viel Tolles“ finden können. Man konnte in Ruhe stöbern und immer sehr günstige Sachen finden. Ebenfalls zu den Stammkunden gehört Talisija Kopteva. Sie präsentierte sich stolz in ihrem eleganten Outfit: „Alles, meine gesamte Kleidung ist von hier aus diesem Laden!“ Alfred Zähringer bezeichnet die Schließung als „schrecklich“. Hier hatten alle was davon. Nach seiner Einschätzung ist dies „der beste Laden in Furtwangen“. Für ganz wenig Geld bekomme man hier ganz tolle Sachen, alles sei zu finden, gerade auch für Leute mit wenig Geld.