Tom Brady feierte seinen sechsten Super-Bowl-Sieg mit Töchterchen Vivian auf dem Arm. In unserer Bildergalerie finden Sie noch weitere US-Sportler, die ihre Sportart dominierten wie niemand vor ihnen. Foto: AP

Amerikas Sportfans lieben die Frage: Wer ist der Größte aller Zeiten? Mit seinem sechsten Super-Bowl-Triumph beantwortet Tom Brady die Frage unter den Football-Fans – und er hat noch lange nicht genug. Eine Würdigung.

Atlanta - Da steht er. Stolz und strahlend mit Tochter Vivian im Arm, umringt von Journalisten und Fotografen und mit Millionen staunenden Fans vor den TV-Geräten – Tom Brady ist endgültig da angekommen, wovon er nach der Super-Bowl-Niederlage im Vorjahr selbst sagte, er bete „jeden einzelnen Tag“ dafür: Mit sechs Super-Bowl-Siegen setzte er sich alleine an die Spitze der Titelsammler in der NFL. Die Debatte, wer der größte Footballer aller Zeiten ist – sie ist nach dem jüngsten 13:3-Erfolg von Bradys New England Patriots gegen überforderte Los Angeles Rams endgültig Geschichte. Brady ist spätestens jetzt auf dem Sport-Olymp, auf dem sich nur Jahrhundertsportler wie Pelé, Muhammad Ali oder Michael Jordan befinden.

Joe Montana verneigt sich vor Tom Brady

„Es gibt niemanden mehr, mit dem man Tom überhaupt vergleichen könnte“, sagt Patriots-Besitzer Robert Kraft über seinen 41-Jährigen Star-Quarterback, der seit der Jahrtausendwende das New-England-Trikot trägt. Joe Montana, selbst viermaliger Super-Bowl-Sieger in den 1980er-Jahren und eine lebende Legende konstatiert: „Seine Zahlen sind schlicht irre. Alle nachfolgenden Spieler werden es schwer haben, Vergleichbares zu erreichen.“

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In seinen 19 Jahren in der NFL stellte Brady Rekorde für die Ewigkeit auf: Keiner hat mehr Titel geholt, Spiele gewonnen, Play-off-Partien gespielt oder an mehr Super Bowls teilgenommen als der gebürtige Kalifornier. Da spielt es für die „GOAT“-Debatte („Greatest of all time“) auch keine Rolle, dass er bei seiner neunten Super-Bowl-Teilnahme nicht so glänzte, wie man das vom viermaligen Finals-MVP gewohnt ist.

Selbst an einem unauffälligen Tag war er das, um was es im Sport in aller Regel geht: besser als sein Gegenüber und der verdiente Sieger. Rams-Quarterback Jared Goff unterliefen unter dem Druck der Patriots regelmäßig Fehler. Brady wiederum ließ sich vom zähen Angriffsfluss nicht verunsichern und verließ sich auf seine Mitspieler, für die er selbst oft genug die Kohlen aus dem Feuer geholt hatte. „Er findet einfach immer Wege, große Spiele zu gewinnen“, staunt Mitspieler Rob Gronkowski und gibt Einblicke in die tägliche Arbeit: „Wie er sich auf jedes Spiel vorbereitet, wie hart er jede Woche trainiert und uns anführt – der Mann ist einfach eine Legende.“

Brady sieht sich immer als Teil eines Teams

Der Ehemann von Supermodel Gisele Bündchen nimmt das Lob seiner Umgebung sichtlich zufrieden zur Kenntnis, sagt aber in die TV-Mikrofone genau das, was er auch nach seinem ersten, zweiten und allen folgenden Titeln sagte: „Ich bin stolz, Teil eines unglaublichen Teams zu sein.“ Genau das macht den Anführer Brady aus, auch wenn ihm das seine Neider nicht abnehmen: Er sieht sich als Teil eines Teams, dessen Erfolg ihm über alles geht.

Dafür nimmt Brady auch Gehaltseinbußen in Kauf, um seinem Club die Chance zu geben, das bestmögliche Team zusammenzustellen. Derzeit verdienen rund ein Drittel der Top-Quarterbacks mehr als er.

Rekorde scheinen sein Antrieb

Persönliche Rekorde? Nimmt er gerne mit. Sie scheinen sein Antrieb in einem Sport, in dem er längst gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Um die zu erreichen, braucht er Mitspieler, die für ihn durch’s Feuer gehen. Und er braucht einen Coach, der ihn und sein Team perfekt auf den nächsten Gegner vorbereitet. In Bill Belichick hat er wohl den genialsten Football-Trainer der Geschichte an seiner Seite. Der 66-Jährige ist wie Brady seit 2000 bei den Pats. Auch er gewann Sonntagnacht seinen sechsten Titel und steht damit auf einer Stufe mit dem Namensgeber der Super-Bowl-Trophäe Vince Lombardi. Auf seinen Spielmacher abgesprochen, gab der in seiner kauzigen Art zu Protokoll: „Er ist sehr gut. Ich bin froh, dass er für mich spielt.“

Karriereende? Nicht in Sicht

Weder der Coach noch sein Star haben genug von der NFL. Bis er 45 sei, will Brady weiter machen. Was für manchen bedrohlich klingt, ist für seine Fans eine Beruhigungspille. Besser wird er die nächsten Jahre wohl nicht mehr – aber solange er Wege findet, Spiele zu gewinnen, sieht er keinen Grund aufzuhören. Das Duo Brady/Belichick wird zur neuen Saison zurück sein.

Wie erfolgreich? Wird sich zeigen. Fest steht: Mit jedem weiteren Erfolg wird die Lücke zwischen Brady und jedem anderen, der zur Debatte um den größten Footballer aller Zeiten steht, nur noch größer.

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