Sebastien Haller ist an Hodenkrebs erkrankt. Foto: dpa/David Inderlied

Bei Borussia Dortmunds neuem Torjäger Sebastien Haller ist ein Tumor im Hoden entdeckt worden. Zuvor war auch bei anderen Bundesligaspielern Hodenkrebs diagnostiziert worden. Bei rechtzeitiger Erkennung lässt sich die Krankheit gut behandeln. Mediziner geben Tipps zur Vorsorge.

Bei Borussia Dortmunds Torjäger Sebastien Haller ist ein Hodentumor diagnostiziert worden. Das gab der BVB am späten Montagabend nach dem 1:3 im Testspiel gegen den FC Valencia im österreichischen Altach bekannt. Haller hatte nach dem Vormittagstraining über Unwohlsein geklagt. Bei der anschließenden medizinischen Untersuchung war der Tumor entdeckt worden. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende dafür tun, dass er die bestmögliche Behandlung erfährt“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.

Mehrere Fälle in der Bundesliga

In der Bundesliga hat es zuletzt mehrere Fälle von Hodentumoren gegeben. Erst vor einer Woche hatte Hertha BSC bekannt gegeben, dass sein Offensivspieler Marco Richter (24) aufgrund einer Tumor-Operation vorerst nicht trainieren kann. Bei Union Berlin hofft Timo Baumgartl (26) derzeit auf ein zeitnahes Comeback. Im Mai hatte er sich wegen eines Tumors im Hoden einer Krebsoperation unterzogen. Er habe alle Chemotherapien hinter sich, es gehe ihm gut, obwohl ihm die Haare ausgefallen seien, berichtete er.

Eine frühe Diagnose ist bei Hodenkrebs entscheidend. „Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und adäquat therapiert, beträgt die Heilungsquote nahezu 100 Prozent“, sagt Mark Schrader, Chefarzt der Klinik für Urologie am Helios Klinikum in Berlin-Buch. Werde der Krebs dagegen erst im stark metastasierenden Stadium festgestellt, liege diese Quote nur noch bei 70 Prozent.

Regelmäßige Selbstkontrolle

Wichtig ist die regelmäßige Selbstkontrolle. „80 Prozent der Hodentumoren werden in einem Frühstadium von Patienten selbst erkannt“, sagt Schrader. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie empfiehlt Männern zwischen 14 und 45 einen monatlichen „Hodencheck“. Dabei sollte man auf tastbare, schmerzlose, harte Schwellungen des Hodens oder Knoten im oder am Hoden achten. Tipps zur Selbstuntersuchung gibt es unter www.hodencheck.de. Wer dabei verdächtige Veränderungen wahrnimmt, sollte sich an einen Urologen wenden. Dieser klärt zunächst mit Ultraschall, ob eine Gefahr besteht. Je nach Ergebnis folgen Blutuntersuchungen zur Erkennung von Tumormarkern, Hormonmessungen und Gewebeuntersuchungen. Bei einem positiven Befund wird unter anderem per Computertomografie untersucht, ob der Krebs gestreut und andere Organe befallen hat.

Die Behandlung beginnt in der Regel mit der Entfernung des kranken Hodens. Wenn sich der Krebs noch nicht im Körper ausgebreitet hat, folgen je nach Risikoeinschätzung regelmäßige Kontrollen, Bestrahlungen oder eine Chemotherapie. Weil Hodenkrebs mit einem Anteil von 1,6 Prozent aller Krebsdiagnosen bei Männern relativ selten ist, hätten viele Praxen keine größere Erfahrung damit, sagt der Urologe Schrader. Er empfiehlt daher, nach einer Hodenkrebsdiagnose eine Zweitmeinung einzuholen. Ärzte könnten sich dazu online an ein Netz von 30 Zweitmeinungszentren wenden. Wichtig sei auch die Beratung zu möglichen Folgen für die Zeugungsfähigkeit. Je nach Behandlung könne es sinnvoll sein, vor Beginn Sperma einzufrieren.