Sebastian Class übergibt die Dreyspring-Bar am 1. April an Karin Allgeyer. Foto: Köhler

Teneriffa ist das Ziel: Unternehmer Sebastian Class macht Ende des Jahres endgültig den Abflug aus Lahr. Der LZ erklärt er die Gründe und warum er in Karin Allgeyer die perfekte Nachfolgerin sieht.

„Im Dreyspring geht noch was“, sagt Sebastian Class. Der Lahrer Unternehmer ist stolz darauf, wie sich die Kneipe im Schlachthof entwickelt hat. Dennoch zieht der Betreiber einen Schlussstrich – und sich damit ganz aus Lahr zurück, nachdem er bereits die Clubs am Flugplatz abgegeben hat. Auf Teneriffa will er ein neues Kapitel aufschlagen (siehe Info). Die Nachfolge im „Dreyspring“ steht schon fest: Karin Allgeyer übernimmt.

 

Class war jahrelang die treibende Kraft der Ausgehbranche in Lahr. Mit aufgebaut hat er auch das „Dreyspring“. Die Partys liefen hervorragend, vor allem die „Gruppe 35 oder 40 plus“ fühle sich in der Kneipe wohl – etwa beim Karaoke-Abend oder den „Holy Aperoly“-Events, sagt Class. „Es greift jetzt alles ineinander. Die Zusammenarbeit mit der Rockwerkstatt und dem Kulturamt klappt hervorragend.“ Besonders freue ihn das Feedback von Gästen, die lobend bescheinigen, dass in der Bar noch etwas geboten werde – während in Lahr sonst nicht mehr viel gehe. Letzteres ist einer der Gründe, warum der Geschäftsführer der Badischen Entertainment GmbH die Stadt, seine Heimat, verlässt. „Ich glaube, die Deutschen haben manchmal zu viel Freude daran, keine Freude zu haben.“

Kritik an Einstellung der Stadträte

Class richtet sich Kritik konkret an den – in seinen Augen überalterten – Lahrer Gemeinderat. Denn in der Stadtverwaltung gebe es „Leute, die Bock haben“ mit dem richtigen „Spirit“, wie Class es nennt, um Events auch für junge Menschen voranzutreiben. „Ich habe das Gefühl, die Gemeinderäte stehen dem im Weg.“ Beispiel: Das Votum gegen die Aussetzung der Vergnügungssteuer für Diskotheken. Class bemängelt, dass die älteren Mitglieder nicht in der Lage seien, die Bedürfnisse der jungen Menschen zu verstehen, sich nicht auf neue Entwicklungen einließen. Dabei wäre „genau dieser Spirit wahnsinnig wichtig“.

Für das „Dreyspring“, ist er sicher, hat sich die perfekte Nachfolge gefunden: Karin Allgeyer. Die beiden kennen sich schon eine ganze Weile, Allgeyer war einst unter Class’ Leitung im „Fröhlich“ beschäftigt. „Man hat da schon gemerkt, wie viel Erfahrung sie hat, dass sie einen kühlen Kopf bewahren kann“, lobt der Noch-Chef seine Nachfolgerin. Die geht ihre neue Aufgabe ganz pragmatisch an. Denn seit etwa eineinhalb Jahren stehe sie schon im „Dreyspring“ hinter der Theke. „Ich bin schon das Gesicht der Bar“, meint sie. Nur die Büroarbeit, ergänzt sie lachend, müsse sie noch lernen.

Nur zu Veranstaltungen ist die Kneipe geöffnet

Die 52-Jährige übernimmt am 1. April, am Konzept – die Kneipe hat nur zu Veranstaltungen geöffnet – will sie nichts ändern. Schließlich habe sich das so bewährt. Ziel ist ein nahtloser Übergang. Bereits seit 34 Jahren, berichtet sie, steht sie hinter der Theke. Zunächst in Offenburg, ihrer Heimat, später im „Fröhlich“ und nun schon seit 2023 im „Dreyspring“. Ihre Motivation: „Es ist zwar jeden Tag der gleiche Job, aber immer etwas anderes.“ Die Stimmung der (Stamm-)Gäste sei von Tag zu Tag verschieden, manche begleite sie durch das ganze Leben – von Trauerfall bis Hochzeit. „Es ist die große Gemeinschaft, es wird nie langweilig“. Zunächst wird auch Class noch Teil dieser Gemeinschaft sein – allerdings privat. „Die Karaoke-Abende sind gesetzt“, erklärt er lachend.

Die Zukunftspläne

Sebastian Class zieht es gemeinsam mit seiner Frau auf die kanarische Insel Teneriffa, die er aus einigen Urlauben kennt. „Die Kultur und die Landschaft sind sehr schön und die Leute sind einfach entspannter“, freut er sich. Class baut dort ein Geschäft mit seiner Online-Agentur für Markenberatung und Start-up-Coaching auf. Lahr und seine Freunde und Familie werde er dennoch häufig besuchen. „Es sind nur neun Stunden von Haustür bis Haustür.“