Ultraläufer Scott Wernet am Zieleinlauf vor der Leonidas-Statue in Sparta. Im kommenden Jahr will er erneut an den Start gehen, dort den Zieleinlauf durchschreiten und die Statue berühren. Foto: Wernet

Der Spartathlon in Griechenland zählt 246 Kilometer, Scott Wernet hat 170 geschafft und schied vorzeitig aus. "Ich werde jetzt nicht in ein Loch fallen", sagt der Ultraläufer aus Bisingen. Stattdessen will er es im Herbst 2023 erneut versuchen.

Bisingen - Scott Wernets Traum ist in Erfüllung gegangen, dann aber doch nur zum Teil: Beim Spartathlon in Griechenland konnte er am vergangenen Freitag zwar dabei sein, zur Ziellinie schaffte er es nicht. Nach 170 Kilometern wurde er vom Organisationsteam aus dem Rennen genommen. Wernet: "Ich hätte noch weiter laufen können", problematisch war weniger seine körperliche Verfassung, sondern eine organisatorische Besonderheit des Spartathlons: Während des Laufs müssen die Teilnehmer zu bestimmten Zeiten eine bestimmte Strecke gelaufen sein, was an Checkpoints eigens kontrolliert wird.

Aus nach 25 Stunden und 170 Kilometern

Nach 25 Stunden hieß es kurz vor der nächsten Etappe: "Der Checkpoint ist geschlossen. Der Lauf ist vorbei für Dich." Damit war das Rennen nach 170 Kilometern und 2300 Höhenmetern für ihn sprichwörtlich ›gelaufen‹. Wernet: "Das Zeitlimit ist schon extrem." Sieben Minuten gaben letztlich den Ausschlag, sieben verflixte Minuten lag er hinter der Zeit.

Er habe während des Laufs dauernd das Gefühl gehabt, hinter den Zeiten hinterher zu laufen. Die ersten 25 Stunden ist er deshalb an einem Stück ohne Unterbrechung durchgelaufen. Das ist auch eine beachtliche Leistung, allerdings hätte Wernet ›vor die Zeit‹ kommen müssen, um bei den von ihm ebenfalls im Vorfeld trainierten Power-Naps entspannen zu können.

Die Hitze war brutal

Gefehlt habe es, wie Wernet tags darauf berichtet, vor allem an der Grundgeschwindigkeit, die nötig ist, um die Checkpoints in den vorgegebenen Zeiten zu erreichen. Einige Verletzungen kurz vor dem Start in Athen hätten sicher ihren Teil dazu beigetragen, dass es mit der Grundgeschwindigkeit noch nicht so richtig gepasst habe. Darüber hinaus sei die Hitze brutal gewesen. Selten hätten so wenige Teilnehmer das Ziel erreicht wie dieses Jahr. Gerade einmal 40 Prozent der Läufer haben es geschafft.

"Ich weiß, dass ich eine Schippe drauf legen muss"

Wernet optimistisch: "Es hat sich fast angefühlt, als ob ich ins Ziel gekommen bin" – und das nach vier Jahren intensiver Vorbereitung mit Ernährungsexperten, Mentaltrainern und professionellem Lauf-Coaching. Enttäuschung? Davon könne keine Rede sein. Wernet sei stolz, dabei gewesen zu sein, und die Freude überwiegt. Die Erkenntnis: "Ich weiß, dass ich eine Schippe drauf legen muss." Die nächsten Wochen wolle er die Ereignisse setzen lassen, danach ganz langsam wieder mit dem Laufen beginnen. Sein Ziel: Nächstes Jahr erneut am Spartathlon teilnehmen. Bereits im Frühjahr 2023 wird er sich wieder für den Lauf, der ebenfalls im September kommenden Jahres stattfindet, anmelden.

Die Serie

Ziel von Scott Wernet war die Teilnahme am Spartathlon in Griechenland, der vom 30. September auf dem 1. Oktober stattfand. Dafür hat er sich die vergangenen vier Jahre systematisch vorbereitet. Der Spartathlon beginnt in Athen, zählt 246 Kilometer und gilt als härtester Ultralauf der Welt. Wir begleiteten Wernet über letzte vier Jahre hinweg bei den Vorbereitungen für dieses Projekt.