Beim Science Slam Basel wird Forschung leicht verständlich und humorvoll erklärt.
Die Wissenschaft aus ihrem akademischen Elfenbeinturm herausholen: Mit diesem Ziel haben Studenten der Universität Basel im Jahr 2013 den Science Slam Club Basel gegründet.
Am Freitag fand im Kulturhuus Häbse der mittlerweile 13. Science Slam in Folge vor ausverkauftem Haus statt. Dass dies Unglück bringen könnte, glaubte an diesem Abend niemand. Club-Mitglied Marc Creus wies vielmehr darauf hin, dass der Basler Science Slam damit die längste Veranstaltungsreihe ohne Unterbrechung dieser Art geworden sei.
Sexy und mit viel Witz
Betont sexy und mit viel Witz und Esprit setzte Moderatorin Amber Eve einen Kontrapunkt zur ansonsten schwierigen Materie, die trotz des mehr oder weniger gelungenen Bestrebens, sie einfach und humorvoll zu vermitteln, am Ende doch Wissenschaft blieb.
Sechs Science Slammer und eine Slammerin traten an diesem Abend gegeneinander an. Sie nahmen ihr Publikum mit auf eine spannende Reise durch Höhen und Tiefen, zu Spinnen und Parasiten, ins Genom hinab und auf den Elektrizitätsmast hinauf.
Wissenschaft macht Spaß
Außer Konkurrenz erklärte zunächst die Schlafforscherin Christine Blume, warum es gut ist, die „Wissenschaftsblase“ hin und wieder zu verlassen. Dass man dieses Prinzip auch auf die Spitze treiben kann, zeigte im Anschluss Michael Morari. Der Gewinner des Science Slams 2023 trat ebenfalls außer Konkurrenz an.
Dabei täuschte er zunächst gekonnt einen stinklangweiligen Vortrag zum Thema Cyberbiologie an, nur um sich danach in eine schrille Ikone der 1980er-Jahre zu verwandeln – ausgestattet mit fast allen peinlichen Accessoires, die das Jahrzehnt zu bieten hatte. Mit der singenden Botschaft „Wissenschaft macht Spaß“ zur Melodie von „Völlig losgelöst“ verabschiedete sich Morari vom lachenden Publikum.
Neue Antibiotika
Der Biochemiker Alex Lammers wiederum begab sich in Namibia auf die Spuren von neuen Antibiotika, um eine Lösung gegen die Resistenzkrise zu finden. Es seien Pilze, die sich mit Hilfe von Antibiotika der Bakterien als Nahrungskonkurrenten entledigen, stellte Lammers anhand eines Whoppers anschaulich dar. Die Arbeitsthese konnte am Ende bestätigt werden: Eine in Namibia lebende, sehr soziale Spinnenart verfügt tatsächlich über antibakterielle Substanzen.
Warnung vor Resistenzen
Recht behalten sollte auch Alexander Fleming: Der Entdecker des Penicillins hatte schon früh vor Resistenzen durch unsachgemäßen Gebrauch gewarnt. Dieser einzige auf Deutsch gehaltene Vortrag des Abends landete beim Smartphone-Voting auf dem dritten Platz.
Mit Satan „high“ werden
Wie man ganz ohne Nebenwirkungen, Abhängigkeiten oder unerwünschte Begegnungen mit dem Satan „high“ werden kann, erläuterte Arthur Krause auf der Bühne in Basel, immerhin der „Heimat des LSD“. Der Referent empfahl weder Ecstasy, noch Ketamin oder die „Gottesdroge“ DMT, sondern schlichtes tiefes Atmen. Zusammen mit dem Publikum wurde sogleich geübt.
Auf eine Reise durch die Welt der Parasiten nahm Alex Serra die Zuhörer mit. Den Eltern im Saal erklärte er zunächst, dass Kinder – trotz gegenteiliger Meinungen – keine Parasiten seien. Denn solche wären auf andere Arten als Wirte spezialisiert. 20 Prozent der Weltbevölkerung seien von Parasiten befallen. Wäre das Publikum in dieser Hinsicht repräsentativ gewesen, hätte dies 60 Personen im Raum entsprochen. 200 000 Tote verursachen Parasiten Jahr für Jahr. Der Vortrag endete, vorschriftsmäßig bis zum Alter von 18 zensiert, mit einem bizarren Wurmsex-Video. Die Zuschauer wählten Serra auf Platz zwei.
Detektivische Kleinarbeit
Christian Lotz schließlich führte sein Publikum gekonnt hinters Licht. Mit allen Mitteln der Pseudowissenschaft gewaschen pries er den Verzehr von Tannenzapfen gegen Verdauungsbeschwerden an, wie sie beispielsweise Schweizer Käse hervorrufen könnte. Alles Käse, gab er am Ende zu. Er hatte unter anderem auf grafische Manipulationen gesetzt und den Kontext absichtlich weggelassen. Der Sieger des Abends kam zum Schluss: In detektivischer Kleinarbeit hatte sich Jonas Biedermann auf die Spur einer mysteriösen Tonansage gemacht, die von unterschiedlichen Personen auf zwei verschiedene Arten verstanden wird. Dafür musste er lediglich die Tonspur in ihre Frequenzen zerlegen und einzeln hörbar machen. Eine Leistung, die am Ende die meisten überzeugte.