Das „Kernteam“ der neu gegründeten „IG Sport- und Familienbad Schopfheim“ (von links): Diether Lützelschwab, Maria Brokatzky, Susanne Teipel, Peter Wenk, Fritz Lenz, Josef Feiertag und Ulrich Rammelt (es fehlen: Dietmar Birgel und Ulrich Kriese). Foto: Werner Müller

Die neu gegründete „IG Sport-und Familienbad Schopfheim“ fordert Stadt und Gemeinderat zum Aussetzen des einschlägigen Grundsatzbeschlusses auf.

Von wegen stilles Wasser: Die Naturbad-Pläne der Stadt schlagen noch immer hohe Wellen. Gut zwei Wochen nach dem einschlägigen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats formiert sich der Widerstand in Gestalt einer „IG Sport- und Familienbad Schopfheim (SFBS)“, die sich jetzt mit der klaren Forderung zu Wort meldet, den „einseitigen“ Beschluss des Stadtparlaments entweder auszusetzen oder komplett zurückzunehmen.

 

„Wir wollen, dass Stadtverwaltung und Gemeinderat den Beschluss noch einmal überdenken und sich Zeit nehmen, die Planung neu aufzurollen – und zwar mit mit mehreren Varianten und mehreren Anbietern“, erklärten Vertreter der IG am Montag in einem Pressegespräch.

Nach ihren Worten kann sich die IG, die sich nur wenige Tage nach dem besagten Gemeinderatsbeschluss zusammengefunden hat, auf rund 60 Unterstützer stützen. Wortführer sind Dietmar Birgel, Maria Brokatzky, Josef Feiertag, Ulrich Kriese, Fritz Lenz, Diether Lützelschwab, Ulrich Rammelt und Susanne Teipel, die auch das so genannte „Kernteam“ bilden. „Wir sind eine schlagkräftige Truppe“, so die IG-Vertreter, die nach eigenen Angaben „umfassend“ zum Thema Naturbad recherchiert und sich mit Fachleuten ausgetauscht haben.

Fehlende Bürgerbeteiligung bemängelt

Sie kritisieren vor allem, dass Stadt und Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss zur Zukunft des Schopfheimer Freibads gefällt haben, ohne die Bürger vorab informiert und schon gar nicht beteiligt zu haben. Sauer stößt ihnen auch auf, dass in der öffentlichen Sitzung des Stadtparlaments nur der Planer des Naturbads auftreten durfte, nicht aber jener eines herkömmlichen Technikbades.

Ist die Kostenschätzung fehlerhaft?

Die IG bemängelt zudem, dass die Kostenschätzung für das Naturbads ebenso „fehlerhaft“ sei wie die Angaben für die Wasseraufbereitung. Außerdem finde die Lage des Freibads in Bezug auf die Grund- und Hochwasserproblematik in den Plänen für das Naturbad keinen Eingang.

Vor diesem Hintergrund formuliert die Interessengemeinschaft klare Ziele beziehungsweise Forderungen für das weitere Vorgehen. So müsse die Funktion des Sport- und Freizeitbads im Oberfeld „auch im Hinblick auf den Klimawandel“ erhalten bleiben – mit möglichst wenig Wasserverbrauch zum Beispiel. Schwimmtraining müsse auch künftig ohne Aufwirbelung von Feinstoffen möglich sei, damit aus Sicherheitsgründen der Blick auf den Boden gewährleistet sei.

Schwimmen und nicht nur Abkühlen

Die Wassertemperatur müsse 24 bis 26 Grad Celsius betragen, solle das Freibad weiterhin fürs Schwimmen geeignet sein und nicht bloß fürs „Abkühlen“. Die Bahnlänge müsse exakt 50 Meter betragen und keinen Zentimeter weniger, da sonst Wettkämpfe nicht mehr stattfinden dürfen. Allen Badegästen sei „zu jeder Zeit ein hygienischer Badeaufenthalt“ zu ermöglichen, also ohne glitschige Einstiege wegen Algenbildung oder gar Verschmutzung durch Kolibakterien. „Hygiene ist bei Naturbädern ein riesiges Thema“, betont Susanne Teipel.

Auch die bisherigen Öffnungszeiten müssten künftig gelten, so die IG, die befürchtet, der hohe Reinigungsbedarf für ein Naturbad könne zu Lasten der Öffnungszeiten gehen und unter anderem das Frühschwimmen verhindern.

Die Nutzer in die Planungen einbinden

Die Gruppierung verlangt weiterhin, dass die wichtigsten „Nutzergruppen“ des Schwimmbads in die künftigen Planungen eingebunden werden und dass die Stadt in Bezug auf die Finanzierung auch Zuschussmöglichkeiten prüft. Der Grund: Nach Kenntnis von IG-Kernteammitglied Josef Feierabend „gibt es für Naturbäder keine Zuschüsse“. Abschließend erwartet die Gruppe, dass die Stadt für die Schwimmbadsanierung einen „klugen Zeitplan“ vorlegt, der zum Beispiel eine Realisierung in mehreren Etappen vorsieht.

Gespräche mit Bürgermeister und Verwaltung

„Wir wollen auch Partner sein“, betont die IG und erwartet, dass Stadt und Gemeinderat ein Einsehen haben. Hoffnung schöpft das Kernteam aus der Tatsache, dass bereits ein erstes „vertrauensvolles“ Treffen mit Bürgermeister Dirk Harscher und weiteren Vertretern der Stadtverwaltung stattfand – und demnächst ein weiteres folgen soll. Gleichwohl: Die IG wappnet sich auch für den Ernstfall. Sollte der Gemeinderat seinen Beschluss nicht doch noch auf Eis legen, um Zeit für neue Überlegungen zu gewinnen, wollen die Naturbad-Skeptiker ein Bürgerbegehren ins Rollen bringen.

Frist für Bürgerbegehren läuft am 13. Oktober ab.

Die Frist dafür läuft am 13. Oktober ab. Spätestens bis dahin müsste die Gruppe die dafür notwendigen Unterschriften im Rathaus abgeben - mitsamt der Angabe, wie die Stadt die voraussichtlichen Mehrkosten in Höhe von rund drei Millionen Euro für ein herkömmliches Bad im Vergleich zu jenen für ein Naturbad zu finanzieren hat. Aber so weit ist es noch nicht. Die IG will erst einmal abwarten, wie die kommenden Gespräche mit der Stadtverwaltung laufen, ehe sie eventuell mit dem Sammeln von Unterschriften beginnt. „Aber die Überlegung für ein Bürgerbegehren steht im Raum“, bestätigt Maria Brokatzky. Oder wie Diether Lützelschwab hinzufügt: „Wir fahren zweigleisig.“