Auf der Suche nach einer kleinen Wohnung in Freudenstadt. Von links: Wolfgang Günther, Vincent Vetter, Konstantin Reschke, Angelina Roth und Manuel Trick. Foto: B. Schwarz

Konstantin Reschke ist enttäuscht, frustriert, fast ratlos. Der 57-Jährige lebt seit etwa drei Jahren im Aufnahmeheim der Erlacher Höhe. Seit fast einem Jahr sucht er nach einer kleinen Wohnung in Freudenstadt. Bisher ohne jeden Erfolg.

Freudenstadt - Seit einem halben Jahr erhält er auch die Unterstützung der Profis von der Erlacher Höhe, einer diakonischen Einrichtung für Menschen in sozialen Notlagen. Reschke hat zwar eine beschützende Bleibe im Aufnahmeheim, fühlt sich aber inzwischen stabil genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Davon sind auch seine professionellen Begleiter überzeugt.

Die verzweifelte Wohnungssuche Reschkes wirft ein bezeichnendes Bild auf den Wohnungsmarkt in Freudenstadt. Es fehlt dramatisch – und das wird schon lange beklagt – an bezahlbaren Wohnungen, auch für Einzelpersonen. Nicht umsonst wird immer heftiger sozialer Wohnungsbau auch von Stadt und Landkreis gefordert. Um zeitgemäße Wohnungen geht es auch bei der Erlacher Höhe, die in ihrem Projekt "Auf die Dusche, fertig, los" um Spenden bittet.

Er arbeitet als zuverlässiger Restaurierer von Möbeln in der "Kommode"

Konstatin Reschke hat es nicht leicht gehabt. In Russland geboren, kam er 1992 nach Deutschland, war vorübergehend Zugführer, arbeitete in verschiedenen Jobs, ist nach einem Arbeitsunfall und einem Motorradunfall gehandicapt. Seine Alkoholprobleme machten nichts leichter. Es verschlug ihn nach Horb ins Obdachlosenheim. Nach einer dreieinhalb-monatigen Therapie ist Reschke "trocken". Er kam über Sozialarbeiter Manuel Trick ins Wohnheim der Erlacher Höhe in Freudenstadt, wo er nach wie vor von Trick sozial begleitet wird.

Reschke restauriert zuverlässig Möbel in der "Kommode" der Erlacher Höhe, gewinnt an Sicherheit und Selbstbestimmung. Seit langem anstehende Operationen an Bein und Knie sind erledigt, bis September ist Reschke noch auf Krücken angewiesen. "Er hat sich stabilisiert", sagt Wolfgang Günther, Chef der Erlacher Höhe in Freudenstadt. Sozialarbeiter Manuel Trick ist überzeugt, dass Freudenstadt der Ort ist, an dem Reschke seit vielen Jahren endlich wieder festen Fuß gefasst hat.

Erlacher Höhe wird immer wieder für eine Art Obdachlosenanstalt gehalten

Eine neue Ansprechpartnerin ist Studentin Angelina Roth, die derzeit bei der Erlacher Höhe ein Praktikum absolviert und sich vor allem bei der Wohnungssuche einsetzt. Das ist so einfach nicht, wissen Roth, Trick und Vincent Vetter, Leiter des Aufnahmeheims. Die Erlacher Höhe wird bei der Wohnungssuche für ihre Klienten noch immer wieder von manchen Vermietern für eine Art Anstalt für Obdachlose gehalten. Dann sind Vorurteile und Vorverurteilungen schnell bei der Hand.

Dabei ist die Realität gerade andersherum, beschwört Wolfgang Günther. Die Erlacher Höhe werde sich hüten, Wohnung für unsichere Kantonisten zu suchen, denn das würde sich schnell herumsprechen. Die Mietzahlungen sind in der Regel sicher. Meist kommt die Miete – wie auch bei Reschke – ohnehin vom Jobcenter.

Das Zurückfinden von Konstantin Reschke in die Normalität hat seine Zeit gebraucht. "Mit der eigenen Wohnung steht jetzt der nächste wichtige Schritt an", sagt Günther voller Hoffnung.

Info: Projekt "Auf die Dusche, fertig, los"

Mit dem Projekt "Auf die Dusche, fertig, los" erbittet die Erlacher Höhe bis ins Jahr 2024 rund 150.000 Euro an Spenden, um zwölf Bäder im Männerwohnheim zu sanieren. Die Schirmherrschaft für diese Aktion hat Landrat Klaus Michael Rückert übernommen. Die Aktion startete am 16. Juli bei den Fontänen am Marktplatz. Bislang sind etwa 3000 Euro zusammengekommen, freut sich Wolfgang Günther. Außerdem seien bereits zahlreiche freiwillige Arbeitsstunden durch Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige geleistet worden. Die Erlacher Höhe will mit weiteren Aktionen auf die Situation von wohnungslosen und einkommensschwachen Männern im Kreis Freudenstadt aufmerksam machen.