Solch einen Unfall hat Schramberg noch nie gesehen: Ein Autofahrer kippte am Montagabend einen Hang hinunter – und zwar mitten im Wald auf einem schmierigen Wanderweg unterhalb des Felsenmeeres und oberhalb des Sammelweihers Richtung Lauterbach.
Schramberg/Lauterbach - Dort sagen sich sonst höchstens Fuchs und Hase gute Nacht – vor allem bei nasskaltem Wetter kurz nach dem Jahreswechsel.
600 Meter. So weit fuhr der Fahrer um kurz nach 19 Uhr auf dem Waldweg, der oberhalb der Geißhaldenstraße beginnt. Zuvor muss er den schmalen Weg kurz vor der Junghans-Pforte nach oben gefahren sein. Dieser ist anfangs noch asphaltiert, wenig später jedoch nicht mehr.
Auf dem Lauterbacher Wandersteig gefahren
Davon ließ sich der Fahrer aber nicht abhalten und fuhr immer weiter und weiter – bis er einen Abhang hinunter kippte und die Fahrt jäh endete. Der Fahrer fuhr mit seinem Auto übrigens auf einem Teilstück des Lauterbacher Wandersteigs und des Schramberger Burgenpfads – keine gute Idee. Der Mietwagen hatte ein Hamburger Kennzeichen. Auf dem Rücksitz lag noch eine Aktentasche, vom Fahrer fehlte indes jede Spur.
Laut Polizei flüchtete der Fahrer nach dem Unfall. Einsatzkräfte machten sich sofort auf die Suche – aber ohne Ergebnis. Sogar ein Polizeihubschrauber war im Einsatz und suchte das Gelände zwischen Schramberg und Lauterbach ab. Einsatzfahrzeuge waren auch in Richtung Hohenschramberg unterwegs. Immerhin: Einen Personenschaden dürfte es nicht gegeben haben. Auch Betriebsstoffe waren keine ausgelaufen, wie sich später herausstellte.
Abschleppwagen kommt nicht zur Unfallstelle
Ein hinzu gerufener Fahrer eines Abschleppwagens winkte rasch ab, als er merkte, wo sich die Unfallstelle befand. Dort komme er nicht hoch, sagte er angesichts des morastigen Waldwegs.
Nun kam ein zwölfköpfiger Trupp des Technischen Hilfswerks (THW) unter der Leitung von Oliver Rapp ins Spiel. Mit ihrem 14-Tonner-Allrad-Lastwagen kämpften sie sich von der Geißhaldenstraße Meter für Meter nach oben.
THW arbeitet mit zwei Seilen
An der Unfallstelle wurde im strömenden Regen über das Vorgehen beraten: Mit einem Seil wurde das Fahrzeug gesichert, ein anderes Seil wurde mit einer Umlenkrolle an einem Baumstumpf befestigt. Nachdem noch einige kräftige Äste per Motorsäge entfernt wurden, konnte die Aktion gegen 23 Uhr beginnen: Das Auto wurde vom THW-Fahrzeug und dem am Baumstumpf befestigten Seil mehrere Meter nach oben gewuchtet – und das erstaunlich sanft, wenn man bedenkt, was für Kräfte im Spiel waren. "Bis zu zehn Tonnen können wir damit ziehen", sagte ein THWler über das Fahrzeug. Die Polizei stellte das Auto anschließend sicher, Einsatzkräfte fuhren es den ganzen Weg rückwärts hinunter zur Geißhalde.
Nun stellt sich die Frage, was den Unglücksfahrer bewogen hat, eine solch verwegene Route zu nehmen. Schließlich endet der Weg am Felsenmeer in einer Sackgasse. An der Unfallstelle war die Abzweigung zum Sammelweiher in Richtung Lauterbach. Aber auch dort kommt rasch eine Fußgängerbrücke, die mit dem Auto nicht passiert werden kann.
Fahndung nach Fahrer läuft noch
Die Fahndung nach dem Fahrer läuft indes noch. Dieser dürfte relativ schnell dingfest gemacht werden können – und dann wird es sich einigen unangenehmen Fragen stellen müssen.