Laut einem Gespräch mit einem Betroffenen fällt es einigen Asylbewerbern schwer in Deutschland einen Job zu finden. (Symbolfoto) Foto: loufre

Mit einem breiten beruflichen Erfahrungsschatz hoffte der gebürtige Russe, schnell auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen – doch trotz mehr als 200 Bewerbungen blieb der Durchbruch aus.

Er kam im November 2022 nach Deutschland. Ein russischer Reserveoffizier, der sich im Schwarzwald niederließ, wollte sich einem kriegerischen Einsatz auf der Seite Russlands gegen die Ukraine entziehen – der Kriegseinsatz Russlands in der Ukraine ist für ihn untragbar. Die einzige Option, hier in Deutschland legal bleiben zu können, bestand für ihn im Asylantrag. Heute ist er, nach fast zwei Jahren, noch immer Asylbewerber. Eine ungewisse Zukunft und ein befristeter Aufenthaltsstatus bestimmen seither sein Leben.

 

Der steinige Weg zur Integration

Der 54-Jährige brachte vielseitige berufliche Erfahrungen mit – von der Assistenz einer Geschäftsführung über Vertriebsarbeit und Prozessberatung bis hin zur Leitung und Gründung von Unternehmen. Er ist zudem zertifizierter Projektmanager (IPMA Level C) und hat ein Joint Venture mit einem deutschen Partner ins Leben gerufen. Diese Qualifikationen ließen ihn hoffen, dass er schnell eine Anstellung in Deutschland finden würde, die ihm die Möglichkeit böte, in den Arbeitsmarkt einzutreten und gleichzeitig seine Deutschkenntnisse zu vertiefen.

Doch die Realität sah anders aus. Nach mehr als 200 Bewerbungen – als Assistent des Projekt- oder Abteilungsleiters, Produktmanager oder Projektleiter – blieb der Erfolg immer noch aus. „Es wird oft gesagt, es gäbe einen Fachkräftemangel,“ berichtet der Asylbewerber, „doch meine Erfahrung zeigt, dass viele Arbeitgeber es aus verschiedenen Gründen nicht eilig haben, interessierte und qualifizierte Bewerber kennenzulernen.“

Ernüchternde Ergebnisse der Arbeitssuche

Sein Bewerbungsmarathon verlief ernüchternd: Rund 30 Prozent der Arbeitgeber reagierten überhaupt nicht auf seine Bewerbungen, etwa 70 Prozent schickten ihm eine automatische Absage, berichtet er unserer Redaktion. Nur zweimal wurde er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, einmal erhielt er eine Absage wegen „Überqualifikation“, ein anderes Mal wurden seine Deutschkenntnisse als unzureichend eingestuft. Der 54-jährige Russe lernt die Sprache seit seiner Ankunft im Land autodidaktisch, da ihm als Asylbewerber keine finanzielle Unterstützung für Deutschkurse gewährt werde.

„Ich erhalte keine Sozialhilfe und habe keine Möglichkeit, selbst einen Deutschkurs zu bezahlen“, erzählt er. Trotz aller Bemühungen scheint seine hohe Qualifikation nicht den erhofften Wert zu haben.

Zwischen Resilienz und Enttäuschung

Seine Geschichte wirft ein Licht auf die Herausforderungen, denen qualifizierte Asylbewerber auf dem deutschen Arbeitsmarkt begegnen. Der hier vorgestellte Mann möchte weiter kämpfen um einen Platz in der deutschen Gesellschaft.