Ein Bild in Nürnberg, das alles aussagt. Wild-Wings-Coach Steve Walker gefiel sehr, was er von seiner Mannschaft auf dem Eis sah. Foto: Eibner

Die Gründe für den starken Auftritt der Schwenninger. Optimal wäre es, wenn die Neckarstädter am Sonntag daheim gegen Straubing diese Leistung bestätigen.

Was für ein Ausrufezeichen! Nach ihrem punktelosen Restart in der DEL nach der Deutschland-Cup-Pause lieferten die Wild Wings am Freitagabend in Nürnberg beim 7:3 eine ihrer bisher besten Saisonleistungen ab. Es lief über 60 Minuten absolut rund.

 

Von der ersten Minute an gab es für Schwenningen nur Vollgas-Eishockey nach vorne. Es war auch ein Spiel der besonderen Geschichten. Noch nie hatte zum Beispiel der für Freitag eigentlich als „Ersatzmann“ eingeplante Mirko Höfflin in seinen schon zwölf DEL-Jahren einen Hattrick geschafft. Alex Karachun war an vier Treffern als Vorlagengeber beteiligt. Zach Senyshyn (1 Tor) zeigte einmal mehr, dass er für die Wild Wings immer wertvoller wird. Backup Michael Bitzer verdiente sich ebenfalls eine sehr gute Note. Insgesamt arbeitete das Schwenninger Team taktisch sehr diszipliniert, kassierte dazu – auch mitentscheidend – nur zwei Strafen.

Was Steve Walker besonders freute

Coach Steve Walker hatte viel Freude am Spiel seiner Mannschaft: „Die Jungs sind mit einer sehr guten Einstellung herausgekommen, haben nach unseren Enttäuschungen zuletzt mit dem Mut der Verzweiflung hervorragend gekämpft. Die Scheibe ist oft gut durchgekommen.“

Was Walker schon vor dem Spiel gegen die Ice Tigers prophezeit hatte, trat ein. Die Mannschaft, die ekliger vor dem gegnerischen Tor agiert, könnte entscheidende Vorteile haben. Es war sein Team, dass hier mit viel Effektivität klar punktete.

Was Mirko Höfflin alles gut fand

Für Mirko Höfflin, der eigentlich hätte rausrotieren sollen, war dieser Abend wie ein Sechser im Lotto. Der Schwenninger Angreifer blieb aber nach seinem Hattrick bescheiden, lobte seine Mannschaft: „Wir hatten heute viel Zug zum Tor, haben uns in der offensiven Zone etabliert und konnten so die Treffer erzielen. Zum Teil waren es auch dreckige Tore, bei denen wir nah vor dem Kasten standen. Auch das Scheibenglück spielte heute eine Rolle. Wir konnten uns heute einfach belohnen und in der Reihe hat es sehr gut funktioniert.“

Kyle Platzer war kurzfristig in Nürnberg aufgrund einer notwendigen Zahn-Operation am Freitagvormittag ausgefallen. Für ihn rutschte Höfflin als Center zurück in die Angriffsreihe mit Karachun und Senyshyn. Diese funktionierte dann optimal.

Ein glücklicher Mirko Höfflin gratuliert in Nürnberg seinem Torhüter Michael Bitzer zu einer ebenfalls sehr guten Leistung. Foto: Eibner-Pressefoto

Richtungsweisendes Duell gegen Straubing

Sehr wichtig wird es für die Wild Wings nun sein, diese Leistung am Sonntag (16.30 Uhr) im schweren Heimspiel gegen Straubing (6./29) zu bestätigen. „Wir brauchen endlich mehr Konstanz“, hatte Alex Karachun bereits vor einigen Tagen richtigerweise gefordert. Diese Heimpartie wird deshalb für die Neckarstädter richtungsweisend sein und die Frage beantworten, ob der berühmte Knoten endlich nun vollends bei ihnen aufgeht.

Die Lage bei den Tigers

Die Straubinger kommen vor allem mit der Empfehlung in die Helios Arena, zuletzt sechs Auswärtsspiele in Folge gewonnen zu haben. Am Freitag trumpfte Schwenningens letztjähriger Play-off-Viertelfinalgegner am heimischen Pulverturm mit einem starken 4:2 gegen Bremerhaven auf. „Defensiv und offensiv war es von uns gegen einen starken Gegner sehr gut“, freute sich Straubings Co-Trainer Rob Leask nach dem Schlusszeichen bei „Magenta Sport“.

Die Tigers hatten also die herbe 1:7-Niederlage unter der Woche beim Achtelfinal-Aus in der Champions Hockey League gegen die ZSC Lions Zürich bestens aus ihren Trikots geschüttelt. So hatte es auch Steve Walker danach und vor dem Wochenende erwartet.

Die Gedanken von Tom Pokel

Straubings langjähriger Erfolgscoach Tom Pokel blickt immer wieder gerne zurück auf die vergangene DEL-Saison, als er mit seinem Team erst im Halbfinale gegen den späteren Meister Berlin ausschied. „Diese Saison hat Appetit auf mehr gemacht“, betonte Pokel im Sommer.

Der 57-Jährige wusste zu diesem Zeitpunkt aber auch, dass sich sein Team wieder alles neu erarbeiten muss. So kam es auch. Straubing legte mit überraschenden Heimpleiten und Ladehemmung in der Offensive einen holprigen Saisonstart – wie die Wild Wings – hin. Doch das ist Schnee von gestern. Inzwischen sind die Niederbayern mit konstanten Leistungen wieder auf Kurs.

Interessant auch: Aktuell belegen die Tigers bei der eigenen Schussanzahl (1136 gesamt) und bei den Schüssen vom Gegner (nur 439 zugelassen) jeweils Platz eins in der Liga. Eine gute Grundlage, um weiter erfolgreich zu sein.

Die Personalien

In Schwenningen wird der gesperrte Travis St. Denis fehlen. Fragezeichen stehen hinter den Einsätzen des im Viertelfinale gegen die Wild Wings auftrumpfenden JC Lipon und hinter Tim Fleischer.

Schwenningens Coach Steve Walker weiß, was auf seine Mannschaft am Sonntagnachmittag zukommt: „Straubing zählt weiterhin zu den besten Teams in der Liga. So ein 1:7 gegen die ZSC Lions ist für mich überhaupt kein Maßstab. Uns erwartet eine schwere Aufgabe.“

Aber vielleicht machen die Wild Wings in der Helios Arena exakt da weiter, wo sie am Freitag gegen 22 Uhr in Nürnberg aufgehört haben.